„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Es fühlte sich alles falsch an

Von Kerstin |
Mir war schon immer klar, ich werde stillen. Meine Mutter hat mir schon als 13 Jahre ältere Schwester eingetrichtert, wie entscheidend und wichtig das Stillen für die Entwicklung ist.

Und heute, als Pädagogin, weiß ich auch aus fachlicher Sicht wie entscheidend Stillen, vor allem nach Bedarf, sich auf eine gute verlässliche Bindung auswirken kann.

Naja, dann kam meine Schwangerschaft begleitet mit Hyperemesis bis zur ersten Wehe und täglicher Vomex-Einnahme und einem schlechten Gewissen… wegen der Medikamente.

Alles fing gut an, die Wehen, der Blasensprung und dann verlief die Geburt auf einmal kompliziert.

Durch einen Geburtsstillstand musste ich eine PDA bekommen, die ich eigentlich überhaupt nicht wollte.

Die Herztöne ließen nach und die Sauerstoffsättigung nahm ab, ein Notkaiserschnitt sollte eingeleitet werden.

In dem Moment ließ die PDA nach und die Presswehen setzten ein. Die Saugglocke kam zum Einsatz, rutschte ab – dann funktionierte es!

Ich wurde geschnitten und genäht und nach einer Stunde aufgrund eines Hämatoms wieder aufgetrennt und ausgeräumt…

Ich hatte viel Blut verloren und musste 5 Nächte im KH bleiben…

Der kleine Mann hatte die Nabelschnur um den Hals. Nach seiner Versorgung kam er sofort an meine Brust und trank so, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte!

Ich durfte nicht aufstehen. Also schauten die Schwestern regelmäßig nach uns und überprüften das Stillen.

Nach ca. 12 Stunden waren meine Brustwarzen eingerissen und ich bat um Hilfe.

Also wurde der kleine Mann von der dortigen Stillberaterin gepuckt und bekam einen Schnuller.

Mir wurde gesagt, er könnte das so gut, dass es nicht schaden würde und ich sollte nicht immer wieder anlegen, sondern die 3 Std. Abstand einhalten, sowie auch nur jeweils 10 Minute an einer Seite trinken lassen und höchstens 15 Minuten und nie mehr als zweimal hintereinander die Seiten wechseln.

Das fühlte sich alles falsch an…

Das nächste Stillen funktioniert gar nicht, er ging nicht mehr an die Brust…

Ich übte den ganzen Tag heimlich… Eigentlich sollte ich alle drei Stunden ins Stillzimmer kommen.

Am Abend nahm die Stillberaterin den Schnuller wieder weg und stellte fest, dass der kleine Mann bereits schon 10 % seines Gewichts verloren hatte.

Also wurde das Fläschchen nach dem Stillen gegeben.

Das fühlte sich erst recht falsch an…

Ich rief meine Hebamme an und sie bestätigte mich in meinem Gefühl. Ich sollte nach einer alternativen Fütterungsmethode verlangen.

So forderte ich mir am nächsten Abend nach dem Wiegen den Fingerfeeder ein.

Fingerfütterung mit einem Fingerfeeder wird im Allgemeinen als therapeutische Maßnahme bei Sauganomalien angewendet; sie ist nicht zur routinemäßigen Zufütterung alternativ zur Flaschenfütterung geeignet.
(Quelle: „Zufütterungstechniken für gestillte Säuglinge“, Nationale Stillkommission, 2015)
~ R. Gresens

Auf meinem Zimmer legte ich ihn immer wieder an (mit großen Schmerzen).

Ich traf auf völlige Gegenwehr der Schwestern und durfte mir so Sprüche anhören wie: „Hätten sie genug Milch, wäre es nicht so schwierig!“.

Das war aber erst der Anfang vom Terror, ich musste also alle drei Stunden hoch ins Stillzimmer zum Stillen und anschließenden zufüttern.

Vernünftig konnte mir niemand die Handhabung mit dem Fingerfeeder zeigen.

Jedes Mal setzten sich beide Schwestern neben mich und versuchten mir das Stillen und Zufüttern mit dem Fingerfeeder auszureden.

Gesagt wurden so Sätze wie: „Sie wollten doch nicht, dass man Ihnen einen Finger in den Mund steckt?! Wieso machen Sie das denn?“, „Mit der Flasche ist es viel besser.“ und „Sie haben keine Ahnung!“, „Bei mir hat es mit dem Stillen auch nicht geklappt! Lassen Sie es einfach!“.

Als ich dann noch am dritten Tag nach einer solchen Ansage anfing zu weinen, völlig fertig, entkräftet und übermüdet, wurde mir erklärt, dass ich unter einer Schwangerschaftsdepression leide und es deshalb so schwierig sei…

(Ich hatte aber keine Wochenbettdepression, die Tränen kamen aus Verzweiflung, Wut und Stress durch die Schwestern der Station.)

Ich wollte nur nach Hause!

Nein, es wurde Zuhause nicht direkt besser. Ich musste noch sehr hart ums Stillen kämpfen.

Aber ich hielt durch und kämpfte… Ich kämpfte noch lange danach… sehr lange!

Manchmal stillte ich 6 – 8 Stunden am Stück, hatte 30 Minuten Pause und es ging von vorne los!

Stress hatte ich noch lange nach dem Krankenhaus. Auch die Hebamme versuchte mich vom Zufüttern abzuhalten und ich habe so schnell das Gefühl bekommen, dass es auch nicht gut für ihn ist.

Die Rückschläge kamen immer wieder mit der Gewichtskontrolle, er nahm einfach nicht zu.

Der Kinderarzt sagte mir dann, dass aber bald etwas passieren müsste und ich ihm einfach die Flasche nach dem Stillen geben soll, aber ich wusste, dass er dann die Brust verweigern wird.

Ich kaufte mir also ein Brusternährungsset* (BES) und meine Hebamme brachte mir eine Calmaflasche mit, damit das Kind nicht 24 Std. an meiner Brust hing.

Aber wirklich besser wurde es immer noch nicht…

Meinem Mann wurde die ganze Stillerei allmählich zu viel und auch meine Hebamme riet mir, mich langsam für eine einfache Methode zu entscheiden.

Also suchte ich mir Hilfe… Jedes Buch, jedes Forum, jeden Blog lass und verfolgte ich… ich probierte alles aus!

Ich fragte andere Mütter nach ihren Erfahrungen und machte mich im Internet auf die Suche nach einer Stillberatung vor Ort.

Ich ließ alles Medizinische bei mir und dem Kind abklären. Fand aber keine Hilfe, auch die Beraterin der La Leche Liga schrieb mir zwar ein paar kurze Zeilen, aber das brachte auch keine Besserung.

Ich pumpte weiter ab, um die Milchbildung anzuregen, ich nahm Bockshornkleesamen und stimulierte die Brust durch Massagen.

Ich versuchte so oft wie möglich das Bonding einzubringen, um meinen Hormonhaushalt in Gang zu bringen!

Ich kaufte das BES* und fütterte zwischen 200 – 300 ml am Tag zu, damit das Gewicht hochging.

Ich versuchte kontinuierlich die Zufütterungsmenge zu reduzieren und legte ihn so oft wie möglich an und so lange er wollte, aber immer wieder abwechselnd.

Mein Gedanke dabei war und auch mein Argument, wenn mir jemand reinreden wollte: „Dass ich kein Tier kenne, das beim Säugen auf die Uhr schaut oder nach der Uhr säugt!“.

Dann kam meine Tragetuchberaterin zu mir und das war mein erstes Durchatmen. Das Tragetuch (Danke Nina!!!) verschaffte mir die erste Stillpause von zwei Stunden und ich konnte mich neu sortieren. Sie lud mich auch ins Still- und Tragecafe ein.

Und ca. 3 Wochen später ging ich auch dort hin, eigentlich zur Tragetuchberatung, aber ich fand dort eine tolle Stillberaterin (Danke Natascha!!!), die sich zum ersten Mal, meinen Sohn anschaute und feststellte, dass er eine eingeschränkte Zungenmotorik hatte.

War das die Lösung?! Lag das Problem gar nicht bei mir? War ich doch in der Lage mein Kind zu ernähren? Schlimm, solche Gedanken, voller Vorwürfe und schlechtem Gewissen…

Wir fuhren zum Spezialisten und er konnte eine minimale Veränderung feststellen, wollte und konnte aber nicht helfen (Durchtrennung des Zungenbändchens).

Also ging alles weiter wie gehabt…

Ich ging auf Rat meiner Stillberaterin zum Osteopathen. Er stellte vier Blockaden fest und löste sie. Danach merkte ich deutlich, dass der kleine Mann etwas effektiver trinken konnte.

Ich fand mit der Zeit heraus, dass es ihm im Liegen viel leichter fiel zu trinken.

Ja es war purer Stress!!! Ich hielt durch und ich stille immer noch (5.Monate)!

Und bin stolz darauf, es tut so gut und es ist mittlerweile auch superschön.

Der kleine Mann beginnt mittlerweile zwar stark nach richtiger Nahrung zu verlangen, aber an seine „Busenbar“ will der kleine Milchpirat trotzdem nach jeden Brei.

Und da sind wir jetzt nach 20 Wochen! Da liege ich mit meinem kleinen Glück zusammen im Bett, er dreht sich schon schnell zur Seite und lacht, wenn er weiß, dass er gleich an seine Milchbar kann!

Er legt seine Füße dann auf meinen Bauch oder Oberschenkel und kuschelt sich eng an mich – das schönste Gefühl der Welt!

Wir sind glücklich!

Ich habe mich definitiv besser kennengelernt und gelernt, wie gut die Instinkte einer Mutter funktionieren. Nie wieder werde ich mir ins Stillen reinreden lassen!

Also, Ihr Lieben, Ihr schafft das auch!!!

Kerstin

Originalbericht einer Mutter, August 2017
Foto: K.L.

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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