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Von einer Mutter |
Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, war mit klar, dass ich stillen werde. Ich dachte mir, die natürlichste Sache der Welt, das klappt schon.
Julia wurde am 26.12.2009 in der Nacht geboren, ich war alleine im Kreißsaal.
Die Geburt war ein schönes Erlebnis. Ich bekam einen Dammschnitt, der sehr stark blutete und das Nähen verlief recht hektisch. Julia wurde während des Nähens gewogen, angezogen, versorgt und ich bekam ein angezogenes Baby in den Arm. Ist wohl normal so, dachte ich.
Nach ca. 1 Stunde wurde Julia unruhig, suchte, wimmerte… Ich wollte anlegen und bat die Hebamme um Hilfe, denn so einfach, wie ich dachte, kam es mir plötzlich nicht mehr vor..
Die Antwort der Hebamme war:“ So schwer ist das nicht, Brust raus und ran!!!!“ Okay, dachte ich… Brust raus und ran…
Den Moment des Ansaugens empfand ich schlimmer als die schlimmsten Wehen der Geburt, viel schwerer auszuhalten.
„Ist das richtig so?“, fragte ich die Hebamme, „Das ist normal, dass es schmerzt am Anfang!“ guckte aber nicht nochmal, sondern tat andere, für mich nicht sichtbare Dinge im Kreißsaal.
Auf der Entbindungsstation wollte man mein gerade geborenes Baby mitnehmen ins Kinderzimmer, damit ich mich ausruhen kann.
Das habe ich dankend abgelehnt. Es kam mir völlig absurd vor Mutter und Kind zu trennen direkt nach der Geburt.
Außerdem weinte sie und wollte an die Brust. Ich bat die Schwester um Hilfe beim Anlegen, wieder ein nicht aushaltbarer Schmerz, der mit jedem Saugen schlimmer wurde und in den Rücken zog, bis in die Schulterblätter.
„NORMAL“, wurde mir versichert, also biss ich die Zähne zusammen.
Julia wollte stündlich trinken. Bei jedem Unruhigwerden meiner Tochter trieb es mit den Angstschweiß auf die Stirn. Mittlerweile hatte Julia ca. 6 Std. nach ihrer Geburt ihren ersten Schnuller im Mund, OHNE dass ich vorher gefragt wurde.
Und ich solle nicht dauernd anlegen, „kein Wunder, dass es so weh tut“, ermahnte man mich.
Ich stillte nun immer im Kinderzimmer, hoffend auf Hilfe durch die Schwestern, die teilweise auf ihren Namensschildern den Titel „Stillberaterin“ hatten. Dann wird das alles so richtig sein, dachte ich. Das sind Stillberaterinnen, die müssen das wissen.
Man gab mir Stillhütchen, mit denen wurde es noch viel schlimmer, Schlupfwarzen hätte ich…(das stimmt), „das wird eh nichts“, „Pumpen Sie ab!“, „Geben Sie die Milch per Flasche bis die Warzen verheilt sind“.
Okay, dachte ich, dann mach‘ ich das so.
Erleichtert war ich, dass die Schmerzen weniger wurden und ich keine Angst mehr hatte, wenn meine Tochter Hunger hatte.
Bis zum Milcheinschuss wurde Pre-Nahrung zugefüttert, weil die Milch noch nicht reiche, so unruhig, wie meine Kleine ist…
Zu Hause hatte ich keine Hilfe, nur „gute“ Ratschläge, durch meine Schwiegereltern, die sich für 14! Tage bei uns einquartiert hatten, weil sie so weit weg wohnen.
„Nur alle 4 h stillen/füttern, Milch sei zu dünn, Kind wird nicht satt, nicht genug Milch“…
Meine Hebamme guckte sich nicht einmal die Brust an, meinte es ist NORMAL, wenn’s weh tut. Ich soll sie anlegen, nicht mehr pumpen.
Das habe ich auch gemacht, es war die Hölle. Julia wusste nicht mehr, wie sie saugen soll, die Brustwarzen bluteten wieder…
Sie wollte dauerstillen. Das konnte ich mit diesen Schmerzen nicht und stillte am 7. Tag völlig fertig und verzweifelt mit Tabletten ab.
Danach folgte eine Depression, Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühl.
Ich heilte mich selber, als ich mich entschied, das Baby zu tragen, um ihr die nötige Nähe zu geben, die sie ständig brauchte.
Nun gut, sie wurde ein Flaschenkind, und ist heute 5 Jahre alt und topfit, aber oft krank und hat Allergien.
Ich wurde mit meinem 2. Kind schwanger, bereitete mich vor…, habe mir Bücher und den Film „Mamas Milch“ von der La Leche Liga gekauft, Brustwarzenformer getragen und stillte meine zweite Tochter ganze 48 Stunden ohne Schmerzen.
Danach wiederholte sich alles wie beim ersten Kind und ich stillte nach zwei Wochen ab und war verzweifelt, dass ich es scheinbar nicht schaffe.
Wieder ein Flaschenkind… nun gut.
Ich wurde 2013 mit meinem 3. Kind schwanger und eigentlich machte ich mir nur darüber Gedanken, dass ich UNBEDINGT stillen will.
Ich hatte viel gelesen und Ihre Seite entdeckt.
Ich wollte auf keinen Fall mehr ins KH zur Geburt. Ich wollte keine Manipulation an mir und meinem Kind. Ich wollte einfach nur stillen.
Ich hatte große Sehnsucht danach und irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass ich es mir selber beweisen muss, es doch zu können.
Ich fand ein Geburtshaus mit einer tollen Hebamme, die meine Schwangerschaft ab der 12. SSW begleitete.
Ich habe ihr alle Schwierigkeiten mitgeteilt und dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als zu stillen, dass ich bitte ganz viel Hilfe dazu brauche.
Die Geburt war so friedlich… innerhalb von zwei Std. kam mein Sohn mit 4750g und 57 cm zur Welt (geschätzt war er auf 3400g, eine Diabetes hatte ich nicht).
Ohne Geburtsverletzung, ohne Manipulation. Eigentlich war meine Hebamme „nur“ anwesend, sie ließ mich alles selber machen.
Das allein war schon eine Erfahrung, die fast süchtig macht.
Ich dachte immer meine zwei ersten Geburten waren schön.
NEIN, diese Geburt war schön! Die Ersten waren komplikationslos, aber durchmanipuliert von A-Z: Wehentropf, Fruchtblase sprengen, PDA, ständige Untersuchungen…
Nichts davon musste ich hier mitmachen. Ich spürte genau, wo genau sich mein Sohn auf dem Weg nach draußen befindet. Danach lag er eine gefühlte Ewigkeit nackt auf meiner Haut und fand „alleine“ die Brust.
Und wir stillten, OHNE SCHMERZEN, ich war wie im Rausch.
Meine Hebamme meinte, im Krankenhaus hätte man ihn, aufgrund des hohen Geburtsgewichts, auf die Kinderstation verlegt und ständig seinen Blutzucker gemessen.
Ich legte mich mit meinem Baby, meinem Mann und den großen Geschwistern zusammen zu Hause ins große Bett und ich stillte, als ob ich noch nie was anderes tat.
Meine Hebamme kam 2mal am Tag in den ersten 3 Tagen und schaute mir beim Stillen zu, gab mir Tipps, war immer ansprechbar.
Meine Brust war nicht einen Tag wund… Es funktioniert also doch.
Unsere Stillzeit dauerte ein Jahr. Mehr, als ich mir je erträumt habe und ich habe meine Seele geheilt.
Originalbericht einer Mutter, Juni 2015
Foto: love via photopin (license)
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Ach, weil der Bericht heute wieder auf Facebook aufgepoppt ist, muss ich gleich ein zweites Mal kommentieren.
Meine Tochter ist inzwischen 19 Monate alt, wir stillen immer noch und die Schlupfwarzen sind wohl nach der Stillzeit auch keine mehr. Da hat meine Tochter schon für ihre möglichen Geschwister vorgesorgt. 😉
Unser Start war jedoch nicht einfach, haben lange gekämpft. Anfangs hatte ich auf einer Seite immer ein Stillhütchen, aber alle Versuche, es nicht mehr zu nehmen, scheiterten. Bis meine Tochter es mit ca. 3-4 Monaten plötzlich ablehnte. Von da an lief alles super entspannt. 🙂
Wow tolle Geschichte. Bin auch gerade mit dem 3. Kind schwanger. Ich hoffe auch, dass es nun endlich beim 3. richtig klappt mit dem Stillen. Die ersten 2 sind auch Flaschenkinder gewesen. Das hat mich sehr traurig gemacht, dass nichts klappte.
Bei mir war kaum ein Milcheinschuss zu sehen und es kam auch kaum Milch raus. Ich hoffe, es klappt dann beim 3.
Danke für deinen Bericht!
Ich erwarte im November mein erstes Kind. Auch ich habe Schlupfwarzen und wünsche mir nichts mehr als zu stillen. Hat es beim dritten Kind ohne Hilfsmittel geklappt? Oder würdest du auf jeden Fall welche empfehlen?
Alles ohne Hilfsmittel. Außer eine kompetente Hebamme und Ruhe.
Alles Gute