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Von Jessica |
Hallo zusammen!
Wir wohnen im Kanton Thurgau in der Schweiz, ich bin 34 Jahre alt und wir sind eine Patchwork-Family mit insgesamt fünf Kindern. Drei ganz unterschiedliche Kinder habe ich geboren: 14 Jahre, 6 Jahre, 3 Monate.
Meine grösste Tochter kam im Jahr 2008 als Extremfrühchen in der 26. SSW mit 560 Gramm zur Welt.
Ich konnte für sie leider „nur“ für zwei Monate Milch abpumpen, da es leider einfach viel zu früh und psychisch viel zu stressig war. Ich hatte damals einen schweren Verlauf einer Schwangerschaftsvergiftung.
Sie bekam anschliessend Ammenmilch bis zur Entlassung nach vier Monaten Spitalaufenthalt. Mir hat das aber extrem gefehlt, dass ich sie nie stillen konnte.
Mein Sohn kam dann acht Jahre später in der 39. SSW mit 3770 Gramm zur Welt. Ihn konnte ich – sage und schreibe – 12 Monate stillen und dies trotz vieler Sorgen und mehreren Brustentzündungen. Darauf bin ich extrem stolz und für mich war klar, es gibt nichts besseres als Muttermilch, zudem geniesse ich auch die Nähe, die man entwickelt.
Nun – und meine 2. Tochter kam vor drei Monaten zur Welt. Leider wieder durch eine Schwangerschaftsvergiftung mit halbseitiger Gesichtslähmung in der 37. SSW mit 2530 Gramm. Für mich war klar, ich werde stillen.
Zuhause angekommen hatte ich sehr hohes Fieber und musste wegen eines Lochialstaus (Wochenfluss-Stau) und einer Gebärmutterentzündung behandelt werden. Der Lochialstau wurde mittels Katheter abgelassen und die Gebärmutterentzündung via Antibiotika behandelt. Mein Gesicht hatte sich vollständig erholt – zum Glück.
Meine grosse Tochter konnte ich nie stillen. Die Kleine setzte von Anfang an super an. Da dies mein dritter Kaiserschnitt war, wusste ich mittlerweile, dass es ein paar Tage ging bis der Milcheinschuss kam. Wir haben auch viel nach dem Ansetzen im Krankenhaus noch Kolostrum ausgestrichen und mittels Löffel der Kleinen dazu gefüttert.
Ein paar Wochen später hatte ich Schmerzen in der Rippengegend und Mühe mit dem Atmen. Also hiess es, wieder ins Krankenhaus. Dabei kam heraus, dass ich eine Lungenfell-Entzündung, inkl. beidseitiger Lungenembolie, hatte.
Die Lungenentzündung wurde nicht behandelt und bei der Embolie wurde der Blutverdünner massiv erhöht, am Anfang auf 2x pro Tag und anschliessend 1x pro Tag. Nach 24h ging es mir schon deutlich besser.
Meine Tochter war immer dabei und wurde voll gestillt. Sie hatte auch über meine Zeit im Krankenhaus immer 10-12 mal am Tag getrunken.
Zuhause haben wir ihr jedoch angewöhnt, dass sie 1x pro Tag entweder einen Muttermilch- oder einen Pulvermilch-Schoppen zu sich nimmt, so dass ich in der Zeit meine Brust leerpumpen kann, da ich auf keinen Fall nochmals einen Milchstau riskieren möchte.
Das Leerpumpen der Brust ist nicht erforderlich, um einen Milchstau zu verhindern. Zwar entsteht ein Stau meist, wenn ein Brustareal nicht ausreichend entleert wird, die Ursache ist jedoch in der Regel ein gehemmter Milchspendereflex, z.B. durch Stress, oder eine physische Blockade eines Milchganges, z.B. durch ein Milchbläschen (white blister) o.ä.
Das regelmäßige Leerpumpen steigert sogar eher die Milchproduktion und könnte auch die Wahrscheinlichkeit eines Milchstaus erhöhen.
~ R. Gresens
Während ich dachte, das kann doch nicht sein. Wir haben eine so schöne Stillbeziehung aufgebaut und ich hatte seit der Geburt konstant Schmerzen.
Kurz vor Weihnachten hatten wir es extrem stressig, was leider dazu führte, dass ich mir wenig Erholung gönnte und die Kleine zu kurz auf der linken Seite ansetzte, was zu einem Milchstau mit anschliessender Brustentzündung führte. Trotz sofortigen Wickeln, Kühlen und anschliessendem Antibiotikum bekam ich, leider Gottes, einen 6cm grossen Brustabszess und musste diesen operieren lassen.
Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich so schlimme Schmerzen ertragen musste. Nach 4 Tagen wurde die Drainage gezogen und anschliessend 3,5 Wochen die Wunde gespült, ich hatte noch nie solche Schmerzen in meinem Leben.
Da die Brust direkt im Warzenhof geöffnet wurde, konnte ich die linke Seite weder stillen noch pumpen und für mich war klar, diese Seite wird abgestillt.
Ich war dann etwas traurig, dass auf der rechten Seite nur noch 50 ml kamen, was ich jedoch mit regelmässigem Ansetzen wieder über 100 ml brachte und meine Kleine entwickelt sich super. Aktuell hat sie 6 Kg und ist ein richtige Knuddelmaus geworden.
Ab und zu (höchstens 1x pro Tag) hat meine Tochter Pre-Nahrung zugefüttert bekommen, während ich nicht wusste, ob meine gesunde Brust den Ausgleich schafft.
Ich stille sie weiterhin voll und meine Brust schafft jetzt noch zwischen 120-150 ml pro Mal.
Da ich während der Brustentzündung die Kleine bereits nicht mehr auf der linken Seite ansetzen konnte und pumpen musste, war es für mich bereits Gewohnheit geworden, dass die Kleine nur rechts trinkt. Ich bin einfach nur stolz, dass ich nicht aufgegeben habe und bin so froh, dass ich noch weiter stillen darf.
Die linke Brust ist bereits komplett zurückgegangen, also massiv kleiner als die rechte Seite, neben der Wunde sieht dies halt sehr komisch aus. Aber mir ist das Optische nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass ich so lange wie möglich meine Kleine stillen kann. Ich geniesse meine Tochter und stille solange, wie es für uns angenehm ist.
Wichtig ist wirklich, dass Mütter sich viel Ruhe gönnen und auf den Körper hören. Mir ist heute klar, ich hätte mir mehr Ruhezeit nehmen sollen und mich beim Stillen nicht durch Termine stressen lassen sollen. Nur gerade, wenn noch andere Kinder da sind, ist das nicht immer so einfach.
Und auch wenn auch ich an meine Grenzen kam, was die Schmerzen anging, Aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Denn ich weiss heute aus eigener Erfahrung, dass ein gestilltes Kind viel robuster und geschützter ist, was das Immunsystem angeht, zumindest war dies bei meinen Kindern so.
Die Grosse war drei Jahre lang fast durchgehend krank. Klar, war sie ein Frühchen, jedoch bin ich überzeugt, dass es auch mit der fehlenden langen Stillzeit zusammenhing. Mein Junge war praktisch nie krank und ist viel kräftiger und beide Kinder waren teilzeit in der Kita. Auch fehlte mir die Nähe zu meiner grossen Tochter, was natürlich durch die so frühe Geburt schon weggenommen wurde.
Mein Tipp: Habt den Mut, euch nicht unterkriegen und beeinflussen zu lassen, dass ihr es nicht schafft eine schöne Stillzeit zu erleben. Denn ich musste das oft hören „ich soll doch abstillen“. Schlussendlich muss es nur für dich und dein Baby stimmen und sonst für niemand.
Ich hoffe, ich konnte mit meiner Geschichte anderen Müttern Mut machen nicht aufzugeben, es lohnt sich.
Liebe Grüsse,
Jessica
Originalbericht einer Mutter, Februar 2023
Foto: Jessica
Liebe Jessica,
ganz herzlichen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Großartig, dass Du nicht aufgegeben hast, sondern Deine Kleine weiterhin nur noch mit der gesunden Seite stillst. Die meisten Mütter können ja in ihren Brüsten genug Milch bilden, um Zwillinge zu stillen. Daher ist es auch sehr gut möglich, mit nur einer Brust ausreichend Milch für ein einzelnes Baby zu bilden, wenn die Brust häufig genug gründlich geleert wird. Die Ungleichheit der Brüste während der Stillzeit bildet sich nach dem endgültigen Abstillen auch wieder vollständig zurück.
Ich wünsche Euch beiden weiterhin eine schöne Stillzeit.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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Vielen Dank für diesen mutmachenden Bericht.
Ich stille mein zweijähriges Kind immer noch mit nur einer Brust, nachdem ich wenige Wochen nach der Geburt eine Brustentzündung mit einem multiresistenten Keim hatte, sodass erst das dritte Antibiotikum anschlug. Ich hatte einen faustgroßen Abszess, zunächst wurde ich punktiert und bekam für fünf Tage einen Drainageschlauch mit Vakuumflasche. Nachdem er gezogen wurde, war nach drei Tagen wieder der Abszess vollgelaufen (das 2. verschriebene Antibiotikum wirkte ja nicht), dann bekam ich endlich ein wirkendes Antibiotikum und mir wurde eine Drainagelasche in die Brust gesetzt, die eine Woche lang drin blieb und danach wurde noch mehrere Wochen lang die Abszesshöhle gespült.
Die Schnitte wurden ebenfalls direkt neben der Brustwarze gesetzt, sodass ich mich gegen das Abpumpen entschied, weil einfach zu schmerzhaft. Mein Baby stillte ich auch nicht mit der Brust, die es eh verweigerte. Die Schmerzen in den ersten Wochen der Brustentzündung und mit Drainagelasche waren sehr schlimm.
Die Ärzte rieten mir leider zum Abstillen und sagten auf Nachfrage auch, man könne nicht einseitig abstillen. Dies hat mich psychisch komplett fertig gemacht, bei jedem Stillen habe ich geweint. Nach Recherche und Rücksprache mit einer Stillberaterin und meiner Hebamme, entschied ich mich dann dennoch für das einseitige Stillen und musste tatsächlich nie zufüttern. Optisch sind die ungleichen Brüste (und Brustwarzen) sowie die Narben geblieben, aber damit kann ich leben. Nun kommt bald das zweite Kind und ich hoffe, dass es dieses Mal besser läuft und ich auch mit beiden Seiten stillen kann.