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Von H.K. |
Anbei ein kleiner Erfahrungsbericht meiner nicht ganz so komplikationslosen Stillzeit. Vielleicht macht er anderen Müttern Mut durchzuhalten.
Meine Tochter kam in der 36. SSW (35+2) als spätes Frühchen zur Welt.
Nachdem die Geburt spontan eingesetzt hatte und zügig voran ging, verschlechterten sich die Herztöne in der Austreibungsphase so sehr, dass die Kleine per Notkaiserschnitt unter Vollnarkose auf die Welt geholt wurde.
Aufgrund der Unreife wurde sie auf die Frühchen-Intensivstation gebracht.
Ich selbst erwachte stundenlang nicht richtig aus der Narkose, sodass ich meine Tochter an diesem Abend nicht in meine Arme schließen konnte.
Erst am Tag nach der Geburt wurde ich in meinem Bett zur Station meiner Tochter gefahren und konnte sie dann endlich halten und kennenlernen.
Das Glück war allerdings von kurzer Dauer. Ich hatte mit heftigen Nachwirkungen der OP zu kämpfen und war noch Tage sehr stark beeinträchtigt, sodass ich immer nur stundenweise bei meinem Baby sein konnte.
Fest entschlossen:
Schon in meiner Schwangerschaft stand es für mich außer Frage, dass ich mein Kind stillen werde.
Ich war also fest entschlossen. Daran änderte auch die plötzliche Geburt und der Notkaiserschnitt nix.
Bereits beim ersten Kontakt mit meiner Tochter haben wir sie angelegt.
Typisch für ein spätes Frühchen war die Kleine aber wie im Nebel, immer müde, wenig aktiv, sehr schläfrig und schlapp mit der entsprechenden Trinkschwäche.
Parallel begann ich auf meiner Station zu pumpen um die Milchproduktion anzuregen.
Jedes noch so kleine Tröpfchen Kolostrum wurde sofort zu meinem Baby gebracht und ihr zum Schlucken gegeben.
Am zweiten Tag nach der Geburt schoss mir die Milch ein.
Durch konsequentes wechselseitiges Pumpen alle 3 Stunden (auch nachts) und einer grundsätzlich positiven Einstellung hatte ich wenig später große Mengen Milch zur Verfügung, sodass meine Tochter ausschließlich von meiner Muttermilch ernährt werden konnte. Gott sei Dank.
Nun heißt es dran bleiben:
Sobald es meine Mobilität zuließ, verbrachte ich so viel Zeit wie möglich bei meinem Kind. Ich pumpte dann auch dort auf der Station mit direktem Blick auf meine Tochter.
Vor jedem Pumpen wurde sie angelegt, hatte aber immer nur sehr kurz Kraft und Mut es zu versuchen.
Sie ist oft innerhalb einer Minute wieder fest eingeschlafen, trotz aller Tricks. Es war zum Verzweifeln.
Damit sie aber das nötige Gewicht zunahm, wurde ihr meine Milch mit der Flasche gefüttert. Hauptsache Muttermilch kommt irgendwie ins Kind.
Im Dreistundenrhythmus legte ich also das Kind an, fütterte dann mit der Flasche und pumpte danach für die nächste Mahlzeit ab.
Nach sieben Tagen wurde ich entlassen und konnte zu meiner Tochter auf die Intensivstation in eine Mutter-Kind Einheit ziehen. Dort konnte ich mich nun endlich Tag und Nacht um sie kümmern.
Gefrustet vom ständigen Misserfolg beim Anlegen, entschied ich mich, dies zunächst auszusetzen. Ich pumpte also „nur“ noch ab und fütterte mit der Flasche.
Ich empfand das in der Situation als große Erleichterung, ersparte ich mir und dem Kind den Stress des Anlegens, welches aufgrund der ständigen Müdigkeit des Babys alles andere als schön und harmonisch war.
Sie wollte einfach nicht an die Brust. Sicher waren dies schon die ersten Anzeichen einer Saugverwirrung.
Ab nach Hause:
Nach 13 Tagen in der Klinik wurden wir beide nach Hause entlassen. Die Pumpe gab es mit nach Hause.
Ich führte auch zu Hause meine dreistündige Routine aus Pumpen und Füttern durch.
Ein Stillen bzw. Füttern nach Bedarf war mit dieser Schlafmütze kaum möglich. Ich musste sie regelmäßig wecken.
Beschwingt vom Gefühl wieder zu Hause zu sein, legte ich die Kleine nun auch wieder vor jedem Pumpen an die Brust an. Aber auch hier wollte es nicht klappen.
Dass ich knapp 1 1/2 Stunden brauchte, um meine Routine durchzuziehen und dass auch Nachts so kaum 2 Stunden Schlaf am Stück möglich waren, störte mich damals erstaunlicher Weise überhaupt nicht.
Ich war, und bin es immer noch, so sehr davon überzeugt, dass Muttermilch das Beste für mein Kind ist, dass ich unsere Situation nie in Frage stellte.
Große Unterstützung leistete mir eine liebe Freundin, die uns auch schon auf der ITS als Säuglingsschwester und IBCLC Stillberaterin betreut hatte und mir nun auch weiter täglich Mut zusprach.
Kehrtwende naht:
Nach ca. 4 Wochen unternahm dann meine Hebamme den entscheidenden Vorstoß. Die absolute Kehrtwende in unserer Stillgeschichte brachte das sonst so verteufelte Stillhütchen.
Das saugverwirrte Kind dockte sofort an und trank ab diesem Moment wie selbstverständlich aus der Brust.
Nach wenigen Tagen gab ich die Pumpe zurück und ernährte mein Kind fortan auf direktem Weg.
Das war ein wahnsinniges Gefühl. Von der Zeitersparnis ganz zu schweigen.
Zwar konnten wir das Stillhütchen nie abgewöhnen, aber gestört hat mich das nie. Vielleicht fehlte dazu auch der nötige Ehrgeiz. Wir kamen damit gut zurecht und im Vergleich zu vorher, fühlten wir uns so erleichtert.
Zwar war meine Tochter noch lange sehr, sehr schlapp und schläfrig an der Brust, aber sie nahm zu und wuchs wie Unkraut.
6 Monate konnten wir voll stillen, dann verlangte der Zwerg schrittweise nach fester Kost.
Auch heute, mit fast einem Jahr, stillen wir noch einmal morgens, um den Tag einzuläuten.
Ich bereue es keine Sekunde, mich trotz aller Schwierigkeiten konsequent fürs Stillen entschieden zu haben und wünsche allen Müttern, die zweifeln und verzweifeln, dass sie die nötige Kraft finden, um eine funktionierende Stillbeziehung zu ihrem Kind zu etablieren.
Mit freundlichen Grüßen, H.K.
Originalbericht einer Mutter, Februar 2016
Fotos: H.K.
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