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Von einer Mutter |
Meine Tochter kam in der 37. SSW wegen akutem HELLP-Syndrom per eiligem (und von mir ungewolltem und ungeplantem) Kaiserschnitt mit 2450 g zur Welt.
Wir durften im Kreißsaal einige Stunden kuscheln, dann war die Kleine allerdings sehr ausgekühlt und musste noch zwei Nächte ins Wärmebett.
Bereits eine halbe Stunde nach der Geburt hat sie die erste Flasche bekommen, anlegen durfte ich nicht (angeblich, weil sie so leicht war).
Auch auf der Kinderstation gab es ausschließlich die Flasche, das Stillen zeigte mir niemand. Ich habe zumindest alle drei Stunden gepumpt, um die Milchbildung anzuregen.
Als ich sie dann endlich bei mir hatte, haben wir natürlich gestillt, sie ist aber ständig eingeschlafen und hat zu wenig zugenommen (und eine Saugverwirrung war natürlich auch im Spiel).
Ich war tieftraurig und habe das Flaschegeben unendlich gehasst, wusste mir allerdings keinen anderen Rat.
Absolut am Ende habe ich immer erst gestillt und danach weinend die Flasche gegeben. Denn ich wollte ja mein Kind nur stillen, aber ihm gleichzeitig auch nicht schaden. Der Babyblues tat sein übriges und ich war auf dem Weg in eine handfeste Wochenbettdepression.
Von meiner Hebamme habe ich keine Hilfe bekommen. Im Gegenteil, sie meinte, es sei grob fahrlässig, zu stillen, wenn man keine Milch hat (das machte sie an den geringen Abpumpmengen fest).
Klar hatte ich zu wenig Milch, die konnte sich ja dank der Flaschen gar nicht erst einstellen (bis heute kann ich nicht mehr als 20 ml abpumpen)!
Ich solle gefälligst eine Flasche geben, es könne nicht sein, dass ein Kind ständig an der Brust hängt. Drei Stunden muss das Kind schon aushalten, sonst soll ich eben Tee oder einen Schnuller geben.
Leider wusste ich es nicht besser. Stilltee, Bockshornklee, alles fruchtete nicht. Meine Tochter trank ein bisschen an der Brust, schrie aus Leibeskräften und trank dann 100 ml aus der Flasche.
Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Stillen so schwierig sein kann!
Ich habe neidisch alle Mamas betrachtet, die problemlos stillen und hatte panische Angst davor, mit der Flasche das Haus zu verlassen oder diese gar in der Öffentlichkeit zu geben – ich wollte doch stillen!
Jede lieb gemeinte Frage, ob denn alles klappe, hatte einen sofortigen Tränenausbruch meinerseits zur Folge.
Irgendwann war ich wirklich so am Ende, dass mein Mann gehandelt hat und gemeinsam mit meiner Mutter die Nummer einer Stillberaterin herausgesucht hat.
Von da an ging es schlagartig bergauf – die Stillberaterin kümmerte sich rührend, hörte mir zu und meldete sich jeden Tag kurz, einfach um zu fragen, wie es läuft.
Sie hat dann das Brusternährungsset (BES) als stillfreundliche Zufüttermöglichkeit ins Spiel gebracht (im „stillfreundlichen“ Krankenhaus oder bei der Hebamme war davon keine Rede) und ich habe mit meinem Mann einen Deal gemacht: Ich probiere das 6 Wochen lang aus und wenn wir keinen Erfolg sehen, gibt es die Flasche und ich hake das Stillen endgültig ab.
Gemeinsam mit der Stillberaterin haben wir das Gewicht überwacht und entschieden, wann und wie viel wir beim Zufüttern reduzieren. Da war meine Tochter 6 Wochen alt.
Nach zwei Tagen mit dem Brusternährungsset* war ich ein anderer Mensch – völlig egal, ob 180 ml der täglichen Trinkmenge Pre waren, ich habe gestillt und es genossen! Endlich war mein Kind so nah bei mir und wurde auch noch an der Brust satt!
Diese Pre-Menge reduzierte sich mit zunehmendem Gewicht auf 25 ml täglich, und auch die waren irgendwann weg.
Insgesamt haben wir 3 Monate mit BES* gestillt. Auch auswärts war die Handhabung kein Problem: Ich habe mir eine kleine Box mit allen Utensilien und einer kleinen Flasche Spülmittel gepackt und überall gestillt, wo meine Kleine Hunger hatte. Das BES hat kaum jemand bemerkt und wenn, waren die Reaktionen absolut positiv und interessiert. Vor allem meine Familie war beeindruckt von unserem Kampfgeist.
Das Verhalten an der Brust hat sich unheimlich schnell verändert: Hatte meine Tochter zuvor zwar gerne an der Brust gesaugt, wurde sie schnell unruhig, bis ihre Flasche fertig war, an der sie sich satt trinken konnte. Die Brust war für sie ein Ort zum Kuscheln, nicht zur Nahrungsaufnahme, sie hatte die Trinktechnik total verlernt.
Mit BES* habe ich sie erst mit geschlossenen Schläuchen angelegt und diese erst geöffnet, wenn sie unruhig wurde und mit der Zeit blieb diese Unruhe tatsächlich aus. Sie hatte gelernt, dass man sich bei Mama satt trinken kann und bei mir kam Schritt für Schritt das Vertrauen in meinen Körper wieder.
Und das Gewicht stieg auch ohne die zahlreichen Flaschen und auch mit immer geringerer Zufüttermenge! Die weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Milchbildung (Pumpen, Bockshornklee) haben wir ebenfalls nach und nach reduziert.
Jetzt ist meine Tochter schon ein Jahr alt, verweigert jegliche Flaschen und Schnuller und ohne „Busi“ geht gar nichts mehr, wir stillen nach wie vor 8-10mal am Tag und es ist kein Ende in Sicht! Jede Sekunde des Kämpfens hat sich so sehr gelohnt und ich bin unendlich stolz auf uns beide.
N.
Originalbericht einer Mutter, Oktober 2017
Foto: Rikky Thakrar via photopin (license)
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soooo tapfer!!!
Riesen Kompliment!!!
So schön, wirklich so schön zu lesen, dass und wie ihr es geschafft habt.
Mein Kampf war ganz anders, doch ähnlich erfolgreich. Der Zwerg wird bald drei und auch wenn ich immer mal wieder grüble, wie lang das wohl noch so geht, freue ich mich nach wie vor, damals nicht aufgegeben zu haben.
Und ja. Dass es einem oft noch so schwer gemacht wird, ist wirklich unendlich schade.
Dir weiter eine tolle Zeit mit deiner Kleinen. ?