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Von Sandra |
Liebe Frau Gresens!
Schon lange wollte ich von unseren Stillerfahrungen berichten, vielleicht auch, um es mir einmal von der Seele zu schreiben…
Unsere Tochter Ronja wurde mit 2.300g geboren. Laut meiner Hebamme, war sie zu schwach, um an der Brust zu trinken.
So begann ich abzupumpen und ihr die Milch mittels einer Spritze und meinem Kleinfinger in ihrem Mund zu geben.
Würde ich ihr die Milch in der Flasche geben, wäre es, laut ihr, dann nicht mehr möglich, sie an die Brust zu gewöhnen. Der Kleinfinger würde die Brustwarze imitieren.
Ich war motiviert, pumpte Tag und Nacht alle 2,5 Stunden ab und gab Ronja die abgepumpte Milch.
Doch besonders in der Nacht war sie sehr schwer zu wecken, und dann trank sie mitunter sehr wenig bis gar nichts.
Sie hatte von Beginn an einen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus.
Neben Pumpen, Füttern und Pumpenzubehör sowie Flaschen auskochen, kam ich sonst zu fast nichts.
Auch wirkte sich der Schlafmangel bzw. die 2,5-stündlichen Unterbrechungen auf meine Milchproduktion aus. Nach fast zwei Wochen kam beim Pumpen deutlich weniger wie anfangs!
Meine Hebamme meinte, dann hätte ich entweder einfach zu wenig Milch, zu wenig Drüsengewebe oder durchs Pumpen zu wenig Stimulation.
Das war an einem Samstag Morgen. Anschließend verließ sie mich mit Vitamin C, Stilltee, einem Oxytocin-Spray und dem Rat, Milchpulver zu kaufen.
Das konnte es doch nicht gewesen sein! Ich war so enttäuscht von ihr, fühlte mich so allein gelassen!
Ich wandte mich an die Mutter meiner Freundin. Sie war 30 Jahre lang leitende Säuglingsschwester im hiesigen Krankenhaus, hatte das stillfreundliche Krankenhaus dort ins Leben gerufen.
Sie baute mich auf, redete mir gut zu, versicherte mir, wenn ich schon anfangs so viel Milch hatte, ist sie auch jetzt nicht verschwunden.
Notwendige Entspannung und Fütterung meiner Milch mit der Flasche! Was viel Zeit einsparte! Viel Kuschelzeit mit meiner Kleinen und ich selbst musste gut essen! Ich hätte eher um Hilfe bitten sollen, zum Beispiel für mich zu kochen.
So vergingen sechs Wochen. Ronja nahm gut zu.
Doch bei der ersten MuKi-Untersuchung meinte der Kinderarzt, es wäre zu wenig. Ich sollte mein Stillmanagement überprüfen lassen! Kinder können sich, laut ihm, auch an zu wenig Nahrung gewöhnen…
Ich machte mir immensen Druck, wollte unbedingt stillen, befürchtete von da an jedoch immer, dass man mir das nehmen könnte, wenn Ronja zu wenig zunimmt!
Ich verstand sehr wohl, dass, wenn ich zu wenig Milch hatte, ich um Flaschennahrung nicht herumkäme und Ronja diese dann auch braucht.
Doch ich hatte innerhalb der ersten Monate etwa 3 Liter abgepumpte Milch eingefroren, welche ich nie brauchte, sondern schließlich als Badezusatz verwendete!
Und trotz der vielen „Milcheispäckchen“ wurde ich nie das Gefühl los, dass es nicht reichen könnte!
Ich lag eine Nacht fast durchgehend wach im Bett mit den kreisenden Gedanken, ich könne mein Kind nicht ernähren!
Immer wieder legte ich Ronja zusätzlich zum Abpumpen an, damit sie das Trinken an der Brust nicht „verlernt“.
Nach etwa 10 Wochen verräumte ich endlich die Pumpe und stillte ausschließlich!
Doch es wurde nicht leichter. Ronja trank nur zuhause gut. Ich dachte, wenn mir das vorher jemand von sich erzählt hätte, hätte ich gedacht, das kann doch nicht sein! Doch es war so. Auch bei meiner Mutter, wo ich entspannt war, klappte es nicht so wie zuhause.
Immer hatte ich im Hinterkopf, sie muss trinken! Man würde denken, wenn ein Kind Hunger hat, trinkt es dann schon!
Doch Ronja, immer unter der 3. Perzentile, konnte es sich nicht „leisten“, nicht zu trinken!
Auf der linken Seite hatte ich mehr Milch, es spritzte ihr regelrecht in den Mund, sodass sie sich oft stark verschluckte.
Rechts hatte sie kaum die nötige Geduld bis die Milch floss.
Es kam soweit, dass sie an einem Tag nicht an die Brust wollte, da entweder nichts kam oder es ihr wie aus einem Schlauch in den Mund gespritzt wurde!
Ich ging mit Ronja zu einem Osteopathen. Vielleicht trank sie nicht so gut wegen der langen Geburt? Doch der versicherte, alles wäre in Ordnung.
Dann noch zur Kinesiologin. Es änderte sich nichts.
Ich ging zur Akupunktur, um das unterschiedliche Milchangebot auszugleichen, es blieb wie es war. Ich hätte sie einfach nur noch links stillen können!
Irgendwann versuchte ich noch, links ein Stillhütchen zu verwenden, damit die Milch nicht so stark in Ronjas Mund spritzte. Doch das Stillhütchen lehnte sie vehement ab.
Zwischendurch fragte ich mich, ob es schon egoistisch war, sie zu stillen?
Doch konnte ich mir nicht vorstellen abzustillen, wenn doch ausreichend Milch da war! Und auf die vielen Vorteile des Stillens wollte ich nicht verzichten!
Auch wünschte ich mich manchmal weit weg, auf eine „Stillinsel“, wo die nötige Betreuung da war, aber niemand, der nur dreinredete! 😉
Die Arzttermine erfolgten etwa alle 2-3 Monate. Wir wogen Ronja zuhause, was ich sehr unangenehm empfand, hatte immer das Gefühl, am Pranger zu stehen. Und vom Wiegen allein nimmt auch kein Kind zu!
Ich wendete mich dann zusätzlich an eine Stillberaterin. Diese meinte, es fehle nicht viel. Sie schlug mir vor, ein Brusternährungsset zu verwenden, damit Ronja rechts beim Ansaugen gleich Milch erhält und somit geduldig weitersaugt.
Doch mit den Kabeln und noch mehr Utensilien konnte ich mich nicht anfreunden, auch Ronja war von dem zusätzlichen Schläuchchen im Mund zu irritiert.
Auch dachte ich, eine neutrale Person zum Wiegen wäre gut, da es für mich sehr nervenaufreibend war.
Freute ich mich über eine Gewichtszunahme, meinte Ronjas Papa, das wäre ja zu erwarten und Ronjas Gewicht müsste viel höher sein.
Seit dem ersten Arzttermin hatte er eine Kurve angelegt, in der er Gewicht und Größe eintrug und sich täglich Sorgen machte. Er recherchierte viel im Internet.
Ich machte mir auch Sorgen, weshalb Ronja so weit hinten nachhinkte. Doch ich konnte diese Sorgen nicht aussprechen, da er sich schon so sorgte!
Doch Ronja ging es gut! Ich verbrachte doch die ganze Zeit mit ihr, sah, wie zufrieden sie war, wie fröhlich, wie neugierig, wie gut sie schlief – eben völlig normal!!
Motorisch entwickelte sie sich auch langsamer, doch stetig!
Wir gingen zur Physiotherapie. Dort erhielt ich gute Tipps für den Alltag, um sie für die Bauchlage zu motivieren, bzw. sie aus dem Sitzen zu bringen.
Ronja ließ das Krabbeln aus. Sie kam vom Po-Rutschen gleich zum Laufen. Mit 18 Monaten lief sie frei! Sie hatte eben von Anfang an ihren eigenen „Plan“!
Ich verteidigte sie andauernd wie eine Löwin! Dass sie eben ihre Zeit braucht!
Leider hatte Ronjas Papa dieses Vertrauen nicht.
Doch wusste ich auch immer, dass sie mit Flaschennahrung nicht mehr zugenommen hätte bzw. schneller gewachsen wäre!
Irgendwann holte ich Rat bei Ihnen, Frau Gresens, via Skype! Viele gute Tipps und ich fühlte mich bestätigt, vieles richtig zu machen!
Mit 5 Monaten begann ich bereits mit Karottenbrei, aber sehr langsam.
Ich machte es dem Kinderarzt und dem Kindesvater zuliebe. Ich hätte gerne noch gewartet. Denn Karotte hat deutlich weniger Kalorien als Muttermilch…
Der Kinderarzt war absolut keine Stütze. Er wirkte immer sehr unsicher und besorgt, sah er erst die Werte in der Kurve eingetragen, meinte er: „Nein, das gefällt mir nicht!“
Doch dann sah er Ronja: „Sie gefällt mir aber gut!“
Er verlangte eine Trinkwiegung, die ich dann durchführte. Mein Gefühl stimmte jedes Mal!
Doch auch das beruhigte den Arzt nicht. Es folgte eine Blutabnahme, die Laborwerte völlig normal.
Dann meinte er nach acht Monaten: „Sie ist doch nicht zu leicht. Sie ist zu klein, das Gewicht passt zur Größe!“
8 Monate, in denen mein Selbstvertrauen fast zerstört wurde, mein Kind stillen zu können, ich oft kurz vor dem Aufgeben stand – nun dies…
Der Arzt verwies uns an einen Genetiker. Eine erneute Blutabnahme – und dann nach zwei Monaten das Ergebnis: Es besteht ein genetisch bedingter Kleinwuchs (Silver-Russel-Syndrom).
Ich war mir so sicher, dass Ronja nichts fehlt. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Und doch – was hätte sich geändert?
Nichts!!
Ich bin so froh, dass ich mir das Stillen, trotz aller möglichen Hindernisse, nicht nehmen hab lassen!
Als Ronja 15 Monate alt war, haben wir abgestillt, harmonisch!
Ihr Essverhalten ist auch jetzt so wie beim Stillen, mal mag sie mehr, dann wieder weniger. Keinesfalls lässt sie sich zum Essen „überreden“, wie schon beim Stillen. Doch zeigt sie mir auch deutlich, wann sie mehr mag!
Ihr erstes Lebensjahr ist in vielen Dingen komplett anders verlaufen, als vorgestellt und gewünscht…
Wenn ich zurückdenke, und das passiert jeden Tag, war das Stillen nur ein schwieriger Teil.
Unser Leben und die Vorstellung unserer Zukunft hat sich zu 100% verändert.
Unsere Beziehung scheiterte. Wir konnten keinen gemeinsamen Nenner mehr finden.
Nicht während der ungewissen Zeit. Nicht nach seiner Krebserkrankung, die hinzukam, als Ronja 6 Monate alt war. Nicht jetzt, wo es um mögliche und unmögliche Therapiemöglichkeiten für Ronja geht.
Wir wurden im Laufe der Zeit zu Einzelkämpfern, jeder auf seine Art um das Wohl des Kindes bemüht.
Ich kann die logische Denkweise schon auch nachvollziehen, die man für Tabellen und Kurven braucht, doch das instinktive Gefühl sollte dafür nicht auf der Strecke bleiben müssen.
Auch ein Arzt möchte sich nur absichern und nichts übersehen. Ich arbeite selbst als Krankenschwester, doch die Beobachtungen einer Mutter müssen doch von Wichtigkeit sein!
Ronja wird im März 2 Jahre alt, es geht uns gut, Ronja geht es gut!
Und mein größter Wunsch ist, dass es so bleibt!
Ich möchte mit unserer Geschichte sagen: Habt Mut und Selbstvertrauen!!
Eine Mutter weiß und fühlt, wie es ihrem Kind geht und was gut für es ist!
Sucht Rat bei jemandem, der euer Vertrauen hat!
Liebe Grüße, Sandra
Originalbericht einer Mutter, Januar 2016
Foto: Esther Wieringa via photopin (license)
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Ist so ähnlich wie mit meiner zarten Zappel Maus! Mia wiegt nun mit einem Jahr 7,4 Kilo, also auch auf der untersten Perzentile! Getrunken hat sie so schlecht, dass wir irgendwann nur noch abgepumpt haben, bzw. immer noch pumpen. Ich hatte meistens ein gutes Gefühl, dass alles okay ist und so ist es auch! Allerdings hat mich das Wiegen auch immer wieder aufs Neue verunsichert. Mia ist halt unendlich lebendig und zappelig, motorisch super schnell und arbeitet sich jeden Schluck bzw Essenshappen sofort wieder ab! Essen tut sie nur das, was sie wirklich mag und wann sie wirklich möchte! Und jeden Bissen, den ich ihr untermogel, obwohl sie nicht möchte, holt sie sich mit ihren Fingerchen wieder aus dem Mund raus! Sie ist mit 7 Monaten durch die Wohnung gekrabbelt und läuft nun eine Woche vor ihrem 1. Geburtstag!!! Und gibt einfach nie Ruhe, sondern ist immer in Aktion! Ihre Größe und der Kopfumfang sind beides auf der P50, also ganz normal. Mal schauen, wie lange wir noch pumpen, im Moment trinkt sie zum normalen Essen noch zwischen 500-700 ml abgepumpte Muttermilch täglich. Sie bekommt ihre Mumilch bis sie keine Fläschchen mehr möchte und braucht!
Ach ja gestillt habe ich 2 Jahre. Essen tut sie normal ausgewogen, mal mehr mal weniger…
Oje, das kommt mir bekannt vor! Unsere Tochter ist jetzt 2,5 Jahre alt und endlich 83 cm klein und knapp 10 kg leicht. Aber topfit. Geboren ist sie mit 2950 g. Doch sie nahm genau so langsam zu und trank so wenig. Es klappte zwar von Anfang an mit dem Stillen. Doch sie trank eigentlich immer nur eine Brust, das am besten im Liegen im Halbdunkeln. Dabei hatte ich noch einen 2,5 Jahre älteren Sohn. Wo ich alles gelegen und gestillt hatte!!! Der Kinderarzt dauerbesorgt und ohne Lösungsvorschlag, doch die Hebamme machte mir immer Mut! Mit 1 Jahr und 6680 g dann eine Blutentnahme ohne Befund. Mit 2 Jahren und 8700 g die Überweisung zur Kinderendokrinologin, den zierlichen Sohn und den recht kleinen Mann dabei- die erlösende „Diagnose“: familiär bedingter kleiner Wuchs mit familiär bedingter später Entwicklung, soll heißen, sie wachsen einfach später. Seitdem freuen wir uns vorbehaltlos und ohne Sorge über unsere Kinder!