Von Yanniks Mutter |
Für mich war immer klar, dass ich meine Kinder stillen möchte.
Da ich kein familiäres Umfeld hatte, war ich mit dieser Entscheidung auf mich selbst gestellt.
Im Jahr 1984 wurde meine Tochter geboren.
Zu der Zeit war es üblich, dass die Kinder erst einmal versorgt wurden. Erst dann bekam man sein Kind in den Arm gelegt.
Da meine Tochter fest schlief, habe ich sie das erste Mal nach 10 Stunden an die Brust gelegt. Leider war sie nur am Nuckeln und konnte meine Brustwarzen nicht fassen.
Mir wurde dann von einer Hebamme mitgeteilt, dass ich mit solchen Schlupfwarzen gar nicht stillen kann. Damit mein Kind nicht verhungert, müsse ich schon die künstliche Milch nehmen, damit hatte sich leider jeder Stillansatz erledigt.
Ich habe diese Aussage damals natürlich nicht angezweifelt, schließlich musste die es ja wissen und außerdem trank meine Tochter aus der Flasche. Ich habe es bedauert, aber es ließ sich ja nicht ändern!
Da ich mit dem Krankenhaus aus anderen Gründen nicht zufrieden war, habe ich nach drei Jahren 1987 meinen Sohn in einer anderen Klinik bekommen.
Als eine Hebamme mich nach der Geburt gefragt hat, ob ich stillen wolle, habe ich geantwortet: „Schon, aber das ließe die Anatomie meiner Brust nicht zu.“
Die Hebamme hat sich dann meine Brust angesehen und mir empfohlen, mit einer Pumpe die Brustwarze nach außen zu ziehen. Ich war ganz begeistert, denn damit klappte dann auch das Stillen.
In der Klinik wollte er in 24 Stunden genau 6x an die Brust.
Leider fingen die Schwierigkeiten dann zu Hause an. Dadurch, dass ich mich ja auf das Stillen gar nicht vorbereitet hatte, fehlten mir dann natürlich sämtliche Informationen. Daher wusste ich nicht, dass Babys in den Wachstumsphasen natürlich vermehrt an die Brust wollten.
Also habe ich, weil mein Sohn nicht satt wurde, bald auch zugefüttert.
Naja, dann hatte sich das Stillen nach 9 Wochen auch erledigt! Ich war aber froh wenigstens diese kurze Zeit gestillt zu haben.
Völlig überraschend bin ich dann viele Jahre später wieder schwanger geworden. Jetzt wusste ich ja, dass ich stillen konnte und habe mich, dank Internet und vielen Büchern, über das Thema Stillen ausreichend informiert und meine Brustwarzen mit Übungen auf das Stillen vorbereitet.
Ich habe dann meinen Sohn 2004 in der gleichen Klinik wie meinen ersten Sohn geboren, da mir die positive Einstellung zum Stillen sehr im Gedächtnis hängen geblieben war und auch am Informationsabend positiv hervorgehoben wurde.
Ich war unheimlich glücklich, als man mir meinen Sohn gleich nach der Geburt an die Brust legte und dieser sofort anfing zu saugen.
Das weitere Stillen klappte dann auch sehr gut, da ich an genügend Informationen herankam, wenn ich unsicher war.
Ich habe nur die Mutterschutzfrist und meinen angesparten Urlaub genommen und habe dann nach 4 Monaten wieder angefangen in Vollzeit zu arbeiten.
Ich hatte mir vorgestellt, dass ich vorab Milch abpumpe und sie dann meinem Mann zum Füttern da lasse. Leider klappte es mit dem Abpumpen überhaupt nicht.
Mein Mann hat dann 1x täglich eine Flasche Pre-Milch zugefüttert und zu den anderen Mahlzeiten bin ich zum Stillen nach Hause gefahren.
Zum Glück hat meine Vorgesetzte ohne Diskussion meinen Dienstplan so eingeteilt, dass dies möglich war, da mein Kleiner 10x und mehr (in Spitzenzeiten) am Tag gestillt werden wollte.
Am Schlimmsten waren die Nächte, da habe ich praktisch Dauerstillen gemacht, da mein Sohnemann sich dann wahrscheinlich alles holte, was er tagsüber nicht bekam.
So bin ich dann auf der Suche nach Hilfe bei Regine in der Stillfans-Gruppe gelandet.
Ich habe dann das Problem des nächtlichen Stillens dadurch gelöst, dass ich es einfach ausgesessen habe. Und komme weiterhin gerne zur Stillfans-Gruppe, weil ich da wenigstens mal Gleichgesinnte treffe. Ich habe zwar sonst keine Anfeindungen wegen des langen Stillens erlebt, war aber trotzdem meist eine Exotin.
Meine mittlerweile erwachsene Tochter bekam dann, als Yannik 1,5 Jahre alt war, selbst eine Tochter.
Da sie bei mir gesehen hatte, wie stressfrei das Stillen ist, hat sie ebenfalls gestillt. Sie hatte die gleichen Probleme (Schlupfwarzen) mit der Brust wie ich damals, aber heute bekommt man Stillhütchen für den Übergang und als der geschafft war, hatte sie dann keine weiteren Probleme.
Die Probleme fingen erst an, als meine Enkeltochter die ersten Zähne bekam. Sie biss dann meiner Tochter etliche Male in die Brust, so dass diese zum Schluss Angst vor dem Stillen hatte. Sie musste dann zu ihrem Bedauern die Kleine mit 8 Monaten abstillen.
Letztens wollte mein Enkelkind dann auch einmal bei mir stillen, aber da hat Yannik gesagt: „Nein, geh zu Mama, die hat auch Tittis.“
Abends rief mich meine Tochter an: „Mama, Alina will stillen. Sie sagt immer, das hat Yannik gesagt.“ Die Sache war schnell geklärt.
Meine Enkeltochter verlor dann auch schnell wieder das Interesse am Stillen, da bei meiner Tochter ja auch nichts mehr kam.
Mittlerweile ist Yannik 3 ¾ Jahre und wir stillen immer noch. Die letzte Zeit wieder etwas mehr, da der Milchspendereflex vor einiger Zeit etwas länger auf sich warten ließ.
Und als Yannik mir das erzählte, habe ich ihm gesagt, dass dieses davon kommt, dass er jetzt nicht mehr so oft an der Brust trinkt. Daraufhin hat er wohl beschlossen, die Trinkhäufigkeit wieder zu erhöhen, damit die Milch besser fließt.
Jetzt ist er wieder zufrieden. Er sagt nämlich: „Die Milch schmeckt lecker!“
Ich hatte mir vor der Stillzeit keine Gedanken gemacht, wie lange ich einmal stillen würde, aber so an die zwei Jahre hatte ich mir schon als Ziel gesetzt.
Naja, nun haben wir mittlerweile schon fast die doppelte Zeit erreicht und es ist noch kein Ende in Sicht. Ich hatte wohl vergessen, dass ich nicht alleine entscheide, wie lange gestillt wird.
Zudem kennt mein Sohn den Kinderarzt nur flüchtig, da er bis auf einen Schnupfen nie wirklich krank war. Er hat auch keinerlei Gewichtsprobleme.
Nachtrag per Mail am 14.9.2010
Yannik hat vor einer Woche den Wunsch gehabt, dass die “ Tittifee “ nun kommen kann, da er nicht mehr stillen möchte. Das hat bei ihm auch super funktioniert! Wir stillen also nicht mehr.
Natürlich ist es für mich im Moment etwas komisch, da irgendetwas fehlt. Wir haben schließlich 5,5 Jahre gestillt, aber irgendwann geht auch solch eine Zeit nun mal vorbei.
Auf der anderen Seite habe ich jetzt wieder etwas mehr Freiheit, die ich auch genieße, da ich ihn abends die ganze Zeit ins Bett gebracht habe. Jetzt klappt es auch mit dem Papa!
Wir möchten uns bei Dir sehr bedanken, dass du Langzeitstillenden die Möglichkeit gibst, sich bei dir auszutauschen. Bei manchen Problemen reicht es schon, wenn man mal einfach hört, dass andere die gleichen Probleme haben. Du weißt ja, geteiltes Leid ist halbes Leid!
Außerdem habe ich in deiner Gruppe auch einfach das Gefühl genossen, kein Außerirdischer vom anderen Planeten zu sein, auch wenn wir zum Schluss dann mehr oder weniger mit Abstand zum alten Eisen gehörten.
Zudem möchte ich mich bei dir bedanken, dass du mir durch deine Stillgruppe und Anregungen den Mut gegeben hast, solange zu stillen bis mein Kind sagte, ich will nicht mehr! Das fühlt sich richtig gut an! Nochmals vielen Dank!
Natürlich werde ich deine Stillgruppe und dich als Stillberaterin jederzeit weiter empfehlen.
Vielen Dank und noch viel Erfolg weiterhin wünschen Yannik und seine Mutter
Originalbericht von Yanniks Mutter, März 2009
Artikelbild: HoboMama
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Toller Artikel, ich selber habe alle meine 3 Kinder lange gestillt, jedes so um die 2 Jahre, habe damals auch sehr große Anfeindungen, vor allem von meiner eigenen Mutter bekommen, die meinte, dass ja wohl Putzen wichtiger als Stillen wäre und es ausserdem nicht „normal“ wäre, wenn Kinder selber entscheiden könnten, wann sie Hunger haben und dass man Kinder länger stillt.
Man weiß selber besser, was für sein Kind am Besten ist, bloß nicht auf das Gerede von Anderen hören.
Ein toller Artikel.
Nun bin ich seit kurzer Zeit selber Oma (bin 49 Jahre alt) und berate meine Tochter beim Stillen, da leider die Zeit im Krankenhaus nicht sehr hilfreich war. Da ihr Baby ein spätes Frühchen war, musste sie aufgrund einer Infektion rund 2 Wochen im Krankenhaus verbringen und u.a. auch eine Magensonde haben. Die Muttermilch wurde leider mit einer Flasche verabreicht, jetzt kommt sie aus dem Krankenhaus und nun versuchen wir alles, dass sie aus der Brust trinkt. Warum das Krankenhaus nicht wenigstens einen Trinkbecher verwendet, verstehe ich nicht.
Stillen ist das Beste, was man machen kann. Ich jedenfalls habe diese Zeit sehr genossen und wünsche es natürlich meiner Tochter auch.
Ich finde es toll, wenn jemand so lange stillt, wie das Kind es braucht, und dabei dann auch noch Unterstützung findet! Schön finde ich auch, dass das mal öffentlich gemacht wird. Ich habe mein erstes Kind auch über fünf Jahre gestillt. Teilweise mit schlechtem Gewissen, da die „öffentliche Meinung“ zur Stilldauer ja recht rigide ist. Obwohl es auch immer wieder ältere Frauen gab, die erzählten, dass früher die Kinder oft so lange gestíllt wurden ohne dass daran etwas besonderes gewesen wäre. Ein klasse Artikel! Vielen Dank dafür!