„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

Durchhalten – Es wird besser, es kann nur besser werden

Von Catharina |

Ich erlitt im Januar 2019 eine Eileiterschwangerschaft, die komplikationslos operativ in der 7. Schwangerschaftswoche beendet wurde. Für mich brach eine Welt zusammen.

Mein Mann war über die Eileiterschwangerschaft ebenfalls sehr traurig, verarbeitete das Ereignis aber ganz anders.

Zum Hintergrund: Mein Mann ist selbstständiger Diplom-Agraringenieur und hat den landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause übernommen. Wir mästen Schweine im geschlossenen System (von Geburt bis zur Schlachtung) und er ist mit neuem Leben und leider auch Sterben von klein auf vertraut.

‘Mutter Natur halt…’ Man musste unser Unglück mit der Eileiterschwangerschaft nicht hinterfragen. Wir hatten einfach Pech und beim nächsten Mal hoffentlich Glück.

Nach meiner Eileiter-OP blieb ich noch weitere 5 Tage im Krankenhaus und verbrachte dort meinen 34. Geburtstag.

Nach weiteren 14 Tagen musste ich wieder arbeiten gehen und ins Leben finden. Dass mich dieses Ereignis seelisch so mitnahm, überforderte mich. Ich war ja im Grunde “nur” 7 Wochen schwanger.

Seelisch belastend war auch, dass ich wöchentlich zum Frauenarzt musste um überprüfen zu lassen, ob das Schwangerschaftshormon bei 0 war. Es dauerte insgesamt 4 Wochen bis mein Körper die Schwangerschaft abgeschlossen hatte.

Mein Frauenarzt riet uns, dass wir medizinisch mindestens ein Monat warten sollten, um erneut schwanger zu werden. Wir sollten aber auch auf unser Herz hören, zumal die Gefahr einer erneuten Eileiterschwangerschaft höher war als zuvor.

Die Angst vor einer erneuten Eileiterschwangerschaft war also groß. Wir führten uns folgendes vor Augen: Diese Angst bleibt für immer. Egal, ob wir einen Monat oder noch Jahre warten würden….

Also ließen wir es drauf ankommen und vertrauten Mutter Natur.

Nach drei Monaten (es war April 2019) dann das erneut positive Ergebnis: SCHWANGER!

In der 5. Schwangerschaftswoche dann das doppelte Glück: Zweieiige Zwillinge!!

Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Die Geburt wurde im Dezember 2019 eingeleitet, weil unsere Tochter so tief im Becken saß, dass die Ärzte nicht mehr sagen konnten, ob sie noch ausreichend versorgt wird.

Unsere Tochter kam mit knapp 2700 Gramm und unser Sohn mit knapp 2500 Gramm komplikationslos auf normalem Weg gesund zur Welt. Wir haben es bis zur 38. SSW oder 37 plus 2 geschafft.

Und für meinen Mann und mich war klar: Wir wollen und werden beide Kinder stillen. Jede “Sau” auf unserem Hof versorgt 9 bis sechzehn Ferkel mit ihrer Milch. Also werden wir alles dafür tun, dass wir es mit unseren zwei Kindern auch schaffen werden.

Die Voraussetzungen waren sofort gut. Ich hatte direkt nach der Geburt Kolostrum und am darauffolgenden Tag einen Milcheinschuss, was mich sehr beruhigte.
– Wir stillen, *juppih* –

Unsere zwei Kinder schliefen allerdings an der Brust ständig ein.

Sie haben in kürzester Zeit 10% ihres Gewichtes verloren und das war bei dem Ausgangsgewicht enorm viel. Von den Krankenschwestern hieß es, ich müsste sofort zufüttern, sonst würden meine Kinder verhungern.

Ich war noch keine 24 Stunden Mutter und verstand die Welt nicht mehr.

Also hieß es wach wickeln, nackt stillen, vorm Stillen nackt wiegen und nach dem Stillen nackt wiegen. Und das alle 4 Stunden. Wobei wir für die Mahlzeiten 3 Stunden gebraucht haben….

Zeit zum Essen? Hatte ich nicht. Mein Mann kam täglich gegen 16h und ich war froh, wenn ich bis dahin das Frühstück geschafft hatte.

Zum Glück war meine Mama täglich von 8h bis 16h im Krankenhaus. Ich war ein nervliches Wrack.

Zwei Babys ohne Gebrauchsanleitung, die auch noch Gewicht verloren und die Temperatur nicht halten konnten.

Es war für uns Stress pur…. Ich war mit der gesamten Situation überfordert.

Ich muss noch dazu schreiben, dass wir insgesamt 8 Tage im Krankenhaus waren, da sich meine Entzündungswerte verschlechtert hatten.

Wir standen demnach ständig unter Beobachtung mit Messen und Wiegen.

Jede Krankenschwester und sogar die zwei Stillberaterinnen im Krankenhaus hatten verschiedene Tipps und Ratschläge. Und viele Aussagen stimmten nicht mit dem überein, was ich zuvor über das Stillen gelesen hatte. Und ich hatte viel gelesen.

Ich war total verunsichert.

Meine Mama unterstützte mich mit Zureden. Sie hatte ebenfalls zwei Kinder lange stillend groß gezogen.

– Und wir wollten auch stillen –

Ab dem 5.Tag im Krankenhaus war mir der psychische Stress dann doch zu groß.

Mein Mann und ich haben beschlossen, dass ich abpumpen werde und unsere Zwillinge mit der Flasche füttern werde. So konnten die Schwestern die Trinkmengen kontrollieren.

Unsere Kinder würden nicht länger mit An- und Ausziehen gequält werden und ich hatte meine Ruhe vor den Schwestern und Stillberaterinnen.

Ich hatte natürlich unheimlich Angst, dass unsere Kinder eines Tages meine Brust verweigern würden. Aber der psychische Stress im Krankenhaus war schlimmer und sie bekamen meine Muttermilch. Das zählte.

Hätte ich meine Mama im Krankenhaus nicht an meiner Seite gehabt, die mich seelisch unterstützt hat, hätten wir am 4. Tag das Stillen aufgegeben.

Nach 9 Tagen Krankenhausaufenthalt sind wir endlich zu Hause angekommen und wir führten das Abpumpen und Flasche geben fort.

6 bis 8mal alle 24 Stunden zwei Kinder wickeln, weil in die Pampers Größe 0 kaum was reinpasste, und mindestens 6 Mahlzeiten zu geben, war eine Herausforderung.

Wir sollten uns ja an den 4 Stunden Rhythmus halten….

Des weiteren müssten unsere zwei mindestens 100ml trinken, sonst würden sie nicht ausreichend zunehmen. Unser Sohn schaffte 60-80ml und unsere Tochter 40-60ml. Mehr wollten unsere zwei einfach nicht trinken….

Hinzu kam auch noch, dass ich körperlich überhaupt noch nicht fit war, da ich die letzten 3 Monate der Schwangerschaft fast ausschließlich geschlafen habe. Ich habe über 30 Kilo bei 1,60 Meter Größe zugenommen und war einfach nur rund.

Spazieren gehen? War die ersten 6 Wochen nicht dran zu denken. Ich brauchte zum Wickeln 40 Minuten, d.h. gute 5 Stunden täglich stand ich am Wickeltisch. 6 mal täglich Abpumpen und Füttern kam zusätzlich. Das ganze Auskochen nicht zu vergessen….

Ich war am Ende.

Meine Hebamme riet mir Pre-Nahrung zu geben. “Pre-Nahrung hätte noch keinem Kind geschadet.”

Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich wollte stillen.

Unsere Familien halfen uns. Beim Einkaufen, Waschen, Kochen und durch Zureden.

Zureden war das Wichtigste in dieser “schweren” Zeit.

“Es wird besser, es wird besser, es kann nur besser werden” war unser Motto.

Nach den ersten vier Lebenswochen der Zwillinge habe ich angefangen tagsüber zu stillen. So konnte ich mir das Abpumpen sparen.

Nach einer weiteren Woche haben wir dann auch Nachts gestillt.

Unser Sohn hat meine Brust wie selbstverständlich genommen. Unsere Tochter mussten wir überreden.

Mit Geduld, Spucke und sich anschreien lassen hat es dann einen Tag gedauert, bis auch sie wieder die Brust nahm. Ich wollte ja beide Kinder stillen und nicht nur eins.

Bis sich dann meine Milch/Milchmenge eingespielt hatte, kam die Zeit des Dauerstillens.

Von 16h bis 20h haben wir im Wechsel durchgestillt. Ich habe im Grunde nichts anderes mehr gemacht.

Der 4-Stunden-Rhythmus war dahin. (Gott sei Dank)

Nach ca. 3 Monaten nach der Geburt sind wir ein absolut eingespieltes Stillteam geworden. Wir stillen im Stehen, Laufen, Liegen, egal wo…

Die Muttermilch ist immer sofort passend temperiert und in passender Menge fertig.

Wir müssen auf keine Flaschen warten bzw. beide nachts aufstehen.

Nachts benötige ich, wenn es schlecht läuft, 60 Minuten für beide Kinder, wenn es gut läuft nur 30 Minuten.

Wir müssen in der Regel nur einmal nachts raus. Unsere zwei gehen zwischen 18,30h und 19,30h ins Bett. Sie kommen dann zwischen 00,30h und 2,30h und dann wieder gegen 5h. Um 5h ist unsere Nacht dann vorbei.

Wir schlafen mit 4 Personen im Eltern-Schlafzimmer und zum Stillen husche ich auf das gemütliche Sofa im Wohnzimmer, damit unser zweites Kind nicht wach wird.

Wir sind dankbar und glücklich, dass wir es geschafft haben. Muttermilch ist das gesündeste für unsere zwei Schätze.

Wenn unserem Sohn einfällt, dass er Hunger hat, hat er sofort Hunger. Nicht erst in 3 Minuten, sondern sofort. Das Stillen ist für ihn essentiell lebenswichtig.

Mein Mann und ich müssen uns nicht lange das Geschrei vor Hunger anhören. Es gibt für mich bzw. für uns nichts schlimmeres als das Geschrei eines hungrigen Kindes, was warten muss.

“Es wird besser, es kann nur besser werden” ist weiterhin unser Lebensmotto.

Seitdem wir voll gestillt haben, haben wir die 4-Stunden-Regel abgeschafft. – Was ein Schwachsinn – unsere Kinder hatten viel häufiger Hunger. 😅

Der Weg war schwer und anstrengend, aber bis jetzt ist es traumhaft schön. Wir genießen jede Stillmahlzeit.

Mittlerweile sind unsere zwei Schätze 10 Monate alt. Beikost wird beigefüttert. Unser Sohn ist am Geschmack interessiert, mehr aber auch nicht. Und unsere Tochter hat auf Beikost noch keine Lust.

Sie lieben Mamas Milch.

Fazit zu meinem Bericht:
Man darf keine Zweifel gegenüber dem Stillen haben und keine Zweifel zulassen.

Stillen zu “lernen” ist anstrengend, nervenaufreibend und Kräfte zehrend. Und es hat insgesamt bestimmt drei Monate gedauert.

“Es wird besser, es kann nur besser werden” hat uns stets begleitet und wir sagen es uns immer noch bei den Entwicklungsschüben, Erkältungen, bei ganz schlimmen Nächten etc….

Ich möchte Euch Mut machen mit meinem Artikel. Ich bin dankbar meine Zwillinge voll stillen zu können. Diese unbeschreibliche Nähe zu seinen Kindern durch das Stillen ist so traumhaft schön.

Durchhalten wird belohnt!

Dank Deiner Internetseite und dem Rückhalt Zuhause haben wir es geschafft und genießen jede Mahlzeit.

Liebe Grüße, Catharina mit M. und V.

Originalbericht einer Mutter, Oktober 2020
Fotos: Catharina

Liebe Catharina,
herzlichen Dank für Deinen Stillbericht. Mit Zwillingen ist der Start natürlich doppelt schwierig. Aber wenn es dann erst einmal läuft, ist es wesentlich einfacher zu stillen. Ich wünsche Euch noch eine entspannte und unkomplizierte weitere Stillzeit.
Liebe Grüße, Regine Gresens


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Zwillinge

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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2 Kommentare

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  1. Danke für diesen tollen Bericht. Es erinnert mich an unseren Stillstart. Meine zwei hatten ähnliche Schwierigkeiten zu beginnen, dazu schlechte Zuckerwerte. Also musste ich zu Beginn abpumpen und mit Flasche füttern, und mein zweitgeborener musste Zeitweise sondiert werden, da selbst an der Flasche trinken zu ermüdend war. Dank der Schwestern auf der neo die mich immer wieder motiviert haben trotzdem versuchen anzulegen haben wir es geschafft und ab dem 5ten Tag konnte ich beide stillen. Es hat sich gelohnt durchzuhalten. Es war zu Beginn eine Achterbahn der Gefühle aber ich würde es immer wieder tun.

  2. Krankenhaus, hebammen und gute ratschläge sind der schlimmste feind des stillens. Mein sohn war ganz knapp kein frühchen, ich hatte schon wochenlang immer wieder wehen. Er wog dann 2760g und ich war nur froh, dass er über die 37. Woche und 2500g gekommen ist. Dann hätten wir gegen ärztlichen rat heimgehn müssen und den stress wollte ich nicht.
    Dass wir nicht länger als absolut nötig in der klinik bleiben stand für mich fest.
    Der gewichtsverlust nach der geburt war ca. 15% in 4 tagen, milcheinschuss hatte ich erst nach 1 1/2 wochen. Zugefüttert haben wir nicht. Der kleine hing vom 2. Oder 3. Lebenstag an viele monate beinahe rund um die uhr an meiner brust. Nahm dabei dann aber gut zu und entwickelt sich super.
    Die hebamme haben wir rausgeschmissen, als mir klar wurde, dass sie nicht nur einige tage nach der geburt sonsern wochenlang immer wieder kommen sollte. Immer zu ner bestimmten zeit anziehn, aufgeräumt haben, mir was erzählen lassen zu stillpausen uns abständen und das peinliche schweigen, wenn ich keine fragen hatte…
    Das, was ich mir in der schwangerschafts- geburts- und wochenbettbetreuung am meisten gewünscht habe, besonders vom medizinischen personal, war meine ruhe. Und gerade darin, sind die alle nicht ausgebildet (ich darf das sagen als medizinstudentin).
    Ich hoffe, bei der nächsten schwangerschaff nichtmehr auf 50m2 zu wohnen, sodass eine hausgeburt möglich ist. Ich habe das gefühl, das risiko, dass ich durchdrehe, in anbetracht des herablassenden verhaltens vieler hebammen und ärzte, die tun, als kennen sie meinen körper und mein kind besser als ich und sich nichtmal reinreden lassen, wenn ich studien und leitlinien auf meiner seite habe, ist höher als das, einer unbetreuten geburt.

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