„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Die Waage als Maß aller Dinge?

Von Britta |

Die Waage als Maß aller Dinge – oder: Wie eine Zahl beinahe unsere Stillbeziehung zerstört hätte

Mein Name ist Britta und ich bin mittlerweile 38 Jahre alt und stille meinen zweijährigen Sohn noch zum Einschlafen und/oder Trösten. Eine Zeitlang sah es aber so aus, dass ich das nicht könnte und ohne diese tolle Seite, wäre daraus auch wohl nichts mehr geworden.

Nachdem ich vom Krankenhaus sehr enttäuscht und unter Druck gesetzt wurde, habe ich mit einer erfahrenen Hebamme eine Hausgeburt erlebt. Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können!

Wir (mein Sohn und ich) konnten eine ruhige und selbstbestimmte Geburt erleben und wir haben bei Bedarf die passende Unterstützung bekommen, die wir brauchten. Er kam mit 3560g und 53 cm auf die Welt.

Dies erzähle ich, weil ich glaube, dass es auch für unsere Stillgeschichte wichtig ist.

Das erste Anlegen fand im Liegen statt. Mein Sohn saugte kräftig und ich hatte das Gefühl, dass alles gut läuft.

Auch die folgenden Tage hatte ich das Gefühl, dass alles gut klappt. Mein Sohn war munter und meistens gut drauf (zumindest, wenn er auf dem Arm war). Auch die Hebamme war sehr zufrieden mit uns.

Allerdings lief ich aus und hatte das Gefühl, dass ich literweise Milch verlor. Trotz Stillpads waren meine Klamotten ständig durchnässt und auch als ich Auffangbehälter nutzte, waren die ständig voll und liefen über! 😉

Da mein Sohn rechts einen Klumpfuß und links einen Sichelfuß hatte, ist er am ersten Lebenstag (meine Mutter ist mit ihm zum Orthopäden gefahren) gegipst worden. Der Sichelfuß war nach zweimaligem Gipsen behoben. Der Klumpfuß wurde nach 4 Monaten Gips erfolgreich operiert und jetzt muss er nachts nur noch eine Beta-Flex-Schiene tragen.

Bei der ersten Untersuchung (U2) beim Kinderarzt hatte er am 8. Lebenstag 3340g und war nur noch 52cm lang (Die Hebamme hat ein Maßband verwendet und der Kinderarzt eine Messlatte und durch die eingegipsten Füße war ein genaueres Messergebnis nicht drin).

Der Gewichtsverlust wurde thematisiert, obwohl vom reinen Anschauen alles super war und er auch als wohlgenährt angesehen wurde. Aber die Zahlen passten da halt nicht zusammen. Also konnte es ihm ja auch nicht so gut gehen, wie es den Anschein machte.

Dies teilte ich meiner Hebamme bei ihrem nächsten Besuch mit. Auch, dass die Ärztin um Kontrollwiegen gebeten hatte. Meine Hebamme tat dies als totalen Quatsch ab, weil sie der Meinung war, dass er so zufrieden ist und gut aussieht. Hätte sie es getan, hätte uns wohl sehr viel erspart bleiben können, aber dazu später mehr!

Bei der U3 in der 5. Lebenswoche wurde es dann trotz Zunahme laut Waage (3580g und plötzlich auch wieder 53cm) für die Ärztin aber kritisch. Das würde nicht reichen und ich müsste mit meinem Sohn ins Krankenhaus, um diesen starken Gewichtsverlust und die zu geringe Zunahme abzuklären.

Aufgrund meiner vorherigen Erfahrungen war ich davon nicht begeistert, zumal ich die Dramatik nicht sah und mir mein Bauchgefühl sagte, dass alles in Ordnung war.

Ich rief meine Hebamme an und teilte ihr mit, was die Ärztin gesagt hatte. Die Ärztin hatte mir richtig Angst gemacht und ich war dadurch sehr besorgt. Die Hebamme meinte nur: „Dann füttern wir halt zu!“

Das hat mir den Boden unter den Füßen weg gezogen! Ich war so stolz und glücklich, dass es gefühlsmäßig mit dem Stillen so gut klappte und jetzt hieß es plötzlich, dass mein Gefühl mich betrogen hatte und ich nicht mal richtig stillen konnte!!

Ich war völlig verzweifelt und total besorgt!

Ich besorgte die Pre-Milch, die die Hebamme empfohlen hatte, und wir fingen mit dem Zufüttern an. Alle 2 Stunden. Vorher aber an die Brust legen, dann Flasche und dann nochmal die Brust anbieten.

Ich habe mich komplett an die Anweisung auf der Packung gehalten, so wie meine Hebamme geraten hat. Also immer so ca. 200ml. Er hat die Milch soweit gut getrunken. Allerdings nicht immer komplett. Oftmals blieb viel über.

Gespuckt hat er selten, aber ich hatte das Gefühl, dass er oft Bauchweh hatte.

Ansonsten war er gut drauf. War er vorher aber auch schon immer. Allerdings konnte man ihn schlecht ablegen. Er brauchte also viel Körperkontakt. Aber das ist heute auch noch so. Er ist eben sehr verkuschelt. 😉

Mein Sohn nahm dadurch innerhalb von 3 Tagen 1 Kilo zu. Aber mir taten die Brustwarzen weh und sie wurden wund.

Von der Hebamme bekam ich so kleine Metall-Nippel-Schützer*, in die ich Heilwolle packen sollte. Das half etwas, aber trotzdem taten die Brustwarzen weh und ich freute mich gar nicht mehr aufs Stillen.

Ich hatte das Gefühl zu versagen und nicht einmal mein Kind ernähren zu können! Außerdem verstand ich nicht, wie ich auslaufen konnte und mein Sohn trotzdem nicht satt wurde und nicht genügend zunahm.

Das ständige Stillen und Zufüttern zehrte sehr an mir und ich war einfach nur fertig und verzweifelt.

Die Ärztin machte dann auch weiter Druck und trotz der schnellen Zunahme durch das Zufüttern bestand sie darauf, dass wir ins Krankenhaus sollten. Da sie der Meinung war, dass im Krankenhaus die Ursache für die geringe Gewichtszunahme abgeklärt werden müsse. Ich vermute eher eine Kooperation mit dem Krankenhaus… 😳

Da war meine Hebamme auf 180 und begleitet uns zu dem Termin ins Krankenhaus. Die untersuchende Ärztin war mit meinem Sohn absolut zufrieden und fand ihn sehr fröhlich und auch wohlgenährt aussehend, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als die Zahlen ins Spiel kamen.

Plötzlich war sie sich über den guten Zustand meines Sohnes nicht mehr ganz so sicher und der hinzukommende Oberarzt bestärkte den Zweifel, ohne meinen Sohn wirklich anzusehen. Er meinte, die Zahlen würden nicht dafür sprechen, dass er gesund sei, da müsste etwas im Argen liegen.

Ich war verunsichert, wollte aber eigentlich nicht ins Krankenhaus. Ich wollte einfach meine Ruhe haben und Zeit für mich und meinen Sohn um zurück zum Vollstillen zu kommen!

Meine Hebamme bestärkte mich darin, dass wir nicht in ein Krankenhaus gehören und deswegen lehnte ich den Krankenhausaufenthalt schlussendlich ab (obwohl die Ärzte auf mich einredeten und mich da sehr unter Druck setzten).

Der Versuch, den Kinderarzt zu wechseln, misslang, da alle anderen Praxen im Umkreis keine neuen Patienten aufnahmen. Also musste ich notgedrungen in der Praxis bleiben und mein Sohn und ich mussten täglich in die Praxis zur Gewichtskontrolle. Das war mir aber noch lieber als der Krankenhausaufenthalt.

Unser Alltag drehte sich nur noch um Zahlen. Wie viel Gramm hat er zugenommen? Wie viel Milliliter getrunken? Wie viel Milliliter habe ich abpumpen können (um die Milchproduktion anzukurbeln und zu erhalten, habe ich mir eine Milchpumpe besorgt)? Wie viel Milliliter floss so aus mir heraus (in der Zwischenzeit hatte ich mir Auffangbehälter besorgt, die die auslaufende Milch auffingen und die ich dann für Badewasser o.ä. nutzen konnte)?

Das Abpumpen hat nicht so gut geklappt. Aber aus jeder Brust waren es mindestens 50-100ml. Aufgefangen habe ich über den Tag vier-fünf volle Auffangbehälter also ca. 80-100ml.

Es machte mich alles wahnsinnig! Ich besorgte mir auch noch eine Babywaage, um sein Gewicht zu kontrollieren und auch den Output (volle Windeln) zu wiegen.

Kurzum – es war der pure Stress und ich setze mich selbst immer mehr unter Druck und ließ mich auch von der Ärztin unter Druck setzen.

Dadurch klappte es mit dem Stillen immer weniger und meine Brustwarzen waren nur noch wund. Besonders die linke Brustwarze. Da klappte es mit dem Stillen so gar nicht.

Wir fuhren täglich zum Wiegen und mein Sohn nahm kontinuierlich zu, aber die Ärztin war wohl sauer, weil ich nicht ins Krankenhaus gegangen bin und hat mich ihren Unmut spüren lassen.

Das Wochenende kam und meine Hebamme sollte das Wiegen übernehmen. Das tat sie auch und die Waage zeigte ein sehr gutes Ergebnis an.

Am Montag waren wir dann wieder zum Wiegen in der Arztpraxis. Und was soll ich sagen? Die Hebamme hat 4720g gewogen und am nächsten Tag war es beim Kinderarzt dann 4220g. Da war die Kinderärztin aber schon fast zufrieden und Teddy fast in der Norm.

Die Waage meiner Hebamme und die Waage des Kinderarztes hatten eine Differenz von 500g!!!
Und nein – sein Output war nicht 500g schwer!

All dieser Stress und all der Ärger hätte uns wohl erspart bleiben können, wenn die Hebamme gleich gewogen hätte, denn dann wäre dieser Umstand schon viel früher aufgefallen!

Trotzdem war durch diesen Stress und den Ärger unsere Stillbeziehung gestört. Ich hatte die Angst im Hinterkopf.

Ich hatte einfach Angst, dass ich meinem Bauchgefühl nicht mehr vertrauen kann. Mein Sohn war eigentlich immer gut drauf und zufrieden und kam mir nie hungrig oder unterernährt vor.

Durch den Druck der Kinderärztin hatte ich jetzt aber das ungute Gefühl, dass meine Wahrnehmung falsch war und es hat lange gedauert, bis ich meinem Bauchgefühl wieder vertrauen konnte.

Der Arztwechsel innerhalb der Praxis war der erste Schritt, um die Angst zu überwinden, denn der Arzt war deutlich entspannter, was das Gewicht anging, und riet mir dazu es mit dem Vollstillen nochmal zu probieren.

Ich war aber mittlerweile kurz davor aufzugeben, da ich das Gefühl hatte, es nicht zu schaffen und völlig zu versagen. Mein Selbstbewusstsein war total zerstört!

Ich suchte im Internet nach Hilfe, da meine Hebamme leider bezüglich der Stillberatung keine große Hilfe war und mir auch „Das Stillbuch„* nicht wirklich weiter half.

Ich fand diese wundervolle Seite und las von Frauen, die noch größere Probleme hatten als ich und trotzdem durchgehalten haben. Frauen, die es trotz widriger Umstände schafften ihre Kinder zu stillen! Frauen, die so viel auf sich nahmen „nur“ um zu stillen.

Und dann erfuhr ich auch noch von dem Anlege-Kurs. Ich war soweit, das Stillen komplett aufzugeben. Was hatte ich also zu verlieren, außer vielleicht ein bisschen Geld? Nichts!

Ich habe es keine Sekunde bereut, dieses Geld investiert zu haben!

Ich bekam dadurch wieder mehr Selbstbewusstsein und wollte es noch ein letztes Mal versuchen! Und ich kam zum Vollstillen zurück! Ich schaffte es tatsächlich, dass nach der zweiten Packung mit der Zufütterung wieder Schluss war!

Ich konnte mein Kind vollstillen! Zwar nur mit der rechten Brust, da es links absolut nicht klappen wollte, aber ich habe hier gelesen, dass andere Frauen ihre Kinder auch nur mit einer Brust ernähren konnten. Warum also nicht ich auch?

Ich habe zum Glück nie einen Milchstau gehabt oder andere Probleme!

Schlussendlich konnten wir dann in jeder Situation (sogar während eines Stadtbummels in der Trage) stillen!

Auch heute nach mehr als zwei Jahren, stille ich meinen Sohn noch abends zum Einschlafen. Wir genießen die gemeinsame Zeit sehr und mir graut schon ein wenig vor dem kompletten Abstillen!

Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben habe und wir es geschafft haben!

Im Nachhinein bereue ich es, nicht mehr auf mein Bauchgefühl gehört zu haben!

Es hätte uns vieles erspart bleiben können, wenn ich bei meiner Hebamme auf eine Gewichtskontrolle bestanden hätte!

Aber so habe ich eine Geschichte für Euch, die vielleicht der einen oder anderen Frau hilft!

Bedenkt immer, dass eine Waage im Endeffekt nur die Erdanziehung misst! Am Ende ist es nur eine Zahl auf einem Gerät, die nichts über Euer Kind (oder auch Euch) aussagt!!

Seht Euch Euer Kind an! Ist es zufrieden und wirkt es glücklich?

Dann ist es das wohl auch! Egal, was die Waage sagt, die auch mal defekt sein kann oder wo es von Waage zu Waage große Unterschiede geben kann!!!

Britta Suerkamp

Originalbericht einer Mutter, März 2021
Foto: Britta Suerkamp

Liebe Britta,
vielen Dank für das Teilen von Eurer Geschichte. Sie zeigt sehr eindrücklich, was eine falsche Waage alles auslösen kann. Es ist immer gut, ein auffälliges Gewicht zunächst noch einmal mit einer zweiten Waage zu überprüfen.
Dass Dich diese ganze Situation extrem verunsichert hat und Du Deinem eigenen Gefühl nicht mehr vertraut ist, ist absolut verständlich. Schön, dass Du das Vertrauen wieder gefunden hast. 
Liebe Grüße, Regine 

 

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In dem Video-Online-Kurs „Gut Anlegen“ bekommst Du ausführliche Tipps und hilfreiche Infos zum Anlegen in unterschiedlichen Positionen.

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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