Von einer Mutter |
Ich hatte schon in der Schwangerschaft sehr viel von der guten Anfangsmilch und musste Stilleinlagen tragen, da meine Kleidung sonst nass wurde.
Das stimmte mich optimistisch, dass ich immer genug Milch haben würde.
Als ich dann nach der Geburt gestillt habe, ist die Milch nur so geflossen. Das war prima!
Wir hatten die – leider schon fast üblichen – Anfangsschwierigkeiten mit wunden Brustwarzen.
Aber die Milch floss nur so. Wenn ich die eine Seite gestillt habe, kam aus der anderen Seite oft ein richtiger Strahl heraus geschossen. Ich habe bei jedem Stillen 2-3 Wegwerfstilleinlagen für die andere Brust gebraucht, die dann alle pitschnass waren.
Nach drei Wochen der Schock: Meine Tochter hat nicht mehr zugenommen. Außerdem weinte sie von Tag zu Tag mehr.
Lag es an den Stillhütchen, die ich zwischenzeitlich benötigt hatte, damit die Brustwarzen abheilen konnten?
Hatte sie eine Saugverwirrung? Denn Milch hatte ich ja ohne Ende und ich habe immer beide Seiten angelegt.
Ich habe oft eine ganze Stunde gestillt und auch zwischen den Stillmahlzeiten waren nur 30 – 60 Minuten Pause. Mein Kind musste satt werden.
War meine Milch vielleicht nicht gehaltvoll genug?
Auf der Suche nach der Ursache für den Gewichtsstillstand kam ich nicht ums leidige Abpumpen herum – furchtbar!
Nach den schmerzenden Brustwarzen ein weiterer Grund, um mit dem Stillen aufzuhören.
Ich merkte immer mehr, dass das so gelobte Stillen kein Selbstläufer ist. Es funktioniert nicht auf Anhieb und vielleicht auch nicht bei jeder Frau und vor allem nur im seltensten Fall ohne Probleme.
Das hat mich sehr wütend gemacht und auch sehr erschöpft. Ich fühlte mich von allen anderen Müttern, Ärzten und Hebammen belogen.
Das Abpumpen hat aber die erhoffte Erkenntnis gebracht: Die erste Brust gibt 35 – 40 ml, die zweite nur noch 5 ml! Andersrum genauso.
Meine Mutter hatte mal etwas von Milchauffangschalen* gehört und mir welche gekauft, damit wir jeden Tropfen, den ich verliere, von nun an auffangen können.
Beim nächsten Abpumpen habe ich eine Milchauffangschale angelegt – dort haben sich 30 – 40 ml gesammelt! Das konnte niemand glauben.
Meine Hebamme hatte so etwas noch nie gehört. Auch von ihren Kolleginnen im Krankenhaus und von allen Stillberaterinnen, die sie kontaktierte, hatte niemand so ein Phänomen beobachtet, dass sich die Brust komplett von alleine entleert.
Ein wenig Milch beim Stillen zu verlieren, kommt wohl häufiger vor, aber dass eine halbe Mahlzeit rausläuft – und die Brust danach leer ist – so etwas gibt es wohl nicht. Eine Brust kann nie ganz leer sein – wird immer behauptet. Bei mir gab es das aber.
Es war nicht ein Zuviel an Milch, was da wie eine Fontäne rausgeschossen kam – sondern die einzig vorhandene Milch. Wenn diese in einer Wegwerfstilleinlage landete, dann fehlte sie dem Kind.
Normalerweise entleert sich beim Stillen nur die überschüssige Milch aus der zweiten Seite, da der Milchspendereflex hormonell immer in beiden Brüsten zugleich ausgelöst wird.
~ R. Gresens
Ich habe seitdem die aufgefangene Muttermilch im Fläschchen nachgefüttert und meine Tochter hat wieder zugenommen. Sie war wie ein ausgewechseltes Kind, seit sie wieder satt wurde und hat seitdem nie mehr „grundlos“ geweint.
Mein Fazit: Ich hatte immer genug Muttermilch, der Gehalt war auch ausreichend. Aber entgegen aller Erfahrungen der Fachleute hat sich meine Brust vollständig von alleine entleert, so dass meine Tochter mehrere Wochen (trotz beidseitigem Anlegen) nur eine halbe Portion abbekommen hatte und natürlich nicht mehr zunehmen konnte. Mit der aufgefangenen Milch bekam sie rund 90 ml – also eine normale Menge.
Nachdem wir dann den Fehler und eine Lösung gefunden hatten, kam noch ein Stillstreik von 4 Wochen Dauer dazu. Tagsüber musste ich abpumpen, denn nur nachts ging meine Tochter an die Brust. Mit 14 Wochen (nach mehrmaligem Anbieten) ist sie dann plötzlich auch wieder tagsüber rangegangen.
Nun ist meine Tochter fast 9 Monate alt und wir haben eine wundervolle Stillbeziehung bekommen. Ich trage die Milchauffangschalen* immer noch bei jedem Stillen und füttere die gewonnene Milch nach. Meine Tochter kommt prima mit Brust und Flasche im Wechsel zurecht.
Bei manchen Müttern kann das Auslaufen der Muttermilch auch durch Stilleinlagen aus Silikon* verhindert oder zumindest reduziert werden.
~ R. Gresens
Als ich schwanger war, war mein Ziel lange zu stillen. Mindestens 6 Monate – wenn möglich ein Jahr. Aber die Stillzeit war so furchtbar schmerzhaft, anstrengend und frustrierend, dass ich oft aufhören wollte.
Hätte ich nicht so viele gute Menschen gehabt – allen voran meine Mutter – die an mich geglaubt haben und mich unterstützt haben, hätte ich mit 6 Wochen abgestillt und eine unglaubliche Erfahrung und innige Beziehung zu meiner Tochter verpasst.
Es ist so wichtig, dass andere an einen glauben, wenn man es selbst nicht mehr kann.
Ich bin dankbar, durchgehalten zu haben. Und ich bin froh über die vielen Möglichkeiten, sich auch im Internet zu informieren.
Auf meiner Suche habe ich aber nie einen Erfahrungsbericht gefunden, der meinem ähnelt. Deshalb ist es mir wichtig, diesen zu teilen.
Manche Mütter füttern vielleicht zu oder stillen ab, weil sie denken, sie haben nicht genug Muttermilch.
Aber nicht ohne Grund gibt es Milchauffangschalen*. Auch wenn viele Mütter die gewonnene Milch einfrieren und als Eiswürfel dem Badewasser zugeben, kann es auch vorkommen, dass dem Kind diese Menge fehlt.
Und in seltenen Fällen kann es wohl auch vorkommen, dass sich die Brust vollständig entleert – auch wenn jeder sagt, das sei anatomisch nicht möglich.
Viele Grüße,
eine glücklich stillende Mutter
Originalbericht einer Mutter, Juli 2017
Foto: J. V.
Beitragsbild: Matt
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Mittlerweile habe ich eine zweite Tochter und beim Stillen laufen wieder beide Brüste „leer“. Mit der Erfahrung aus der 1. Stillbeziehung war ich gut vorbereitet und habe direkt die Milch aufgefangen und nachgefüttert. Es ergab sich aber, dass ich diesmal mehr als genug Milch hatte, d.h. dass wir auf die auslaufende Milch nicht mehr angewiesen waren. Die aufgefangene Milch musste ab der 6. Lebenswoche nicht mehr nachgefüttert werden und hat dann unsere große Tochter bekommen (ca. 500ml in 24h).
Liebe J.V.,
vielen Dank für dieses Update und alles Gute für die neue Stillzeit mit Deiner zweiten Tochter.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Auch ich gehöre zu den Frauen, bei denen genau dieser Fall wie oben beschrieben, eingetreten ist.? Danke für deinen Bericht, ohne diesen hätte ich wahrscheinlich nie den „Fehler im System“ gefunden. Denn auch bei mir schießt die Milch nur so raus. Allerdings habe ich die Milch je nach Ort sogar weg geschüttet, nur zuhause habe ich sie aufgefangen und eingefroren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, sie könne meinem Kind fehlen. Aber sie schrie immer nach dem Stillen und auch durch kurze Stillabstände und lange Stillmahlzeiten wurde es nicht besser. Jetzt sammel ich alles und füttere es ebenfalls im Anschluss mit der Flasche. Klappt bestens. Mal sehen, wie es sich entwickelt. Danke für deinen Bericht. ??
Hallo! Es tut gut diesen Bericht zu lesen! In meiner Stillzeit war es ganz genauso und ich habe auch 30-40ml auf der anderen Seite verloren wenn ich gestillt habe. Bei mir hat es auch etwas gedauert bis ich die Milch dann auch aufgefangen habe anstatt sie in die Pads laufen zu lassen.
Alles Liebe@
Wow dann sind wir schon zu Zweit 🙂 Toll, dass du es auch raus gefunden und geschafft hast, trotz diesem „Handicap“ lange weiterzustillen 🙂