„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

Deutschland muss stillfreundlicher werden

Fachleute sind sich einig, dass Stillen das Beste für Mütter und Babys ist. Stillen über die Säuglingszeit hinaus wird dagegen heute oft kritisch gesehen.

Wird es doch mit gesundheitlichen Nachteilen für die Gesundheit und Entwicklung des Kindes und auch für die Mutter in Verbindung gebracht.

Im Gegensatz dazu belegen jedoch viele Studien, dass Mutter und Kind gleichermaßen von einer langen Stillzeit profitieren.

Denn die Auswirkungen des Stillens sind dosisabhängig, d.h. je länger gestillt wird, desto größer ist die positive Wirkung.

Aus diesem Grund empfiehlt die WHO ein ausschließliches Stillen in den ersten 6 Lebensmonaten und danach bei geeigneter Beikost ein Weiterstillen bis zum zweiten Geburtstag und darüber hinaus, um optimales Wachstum, Entwicklung und Gesundheit zu gewährleisten und den steigenden Nährstoffbedarf von Kleinkindern zu decken.

Mehr als 90 % der Schwangeren in Deutschland möchten ihr Baby stillen.

Die Zahl der gestillten Kinder ist hierzulande in den Jahren 1986 – 2005 kontinuierlich angestiegen.

Heute beginnen etwa 80 % der Mütter nach der Geburt zu stillen.

Allerdings ist seit dem Geburtsjahr 2000/2001 ein Rückgang der Stilldauer zu verzeichnen.

Die durchschnittliche Stilldauer in Deutschland betrug in den Jahren 2003 – 2006 nur 6,9 Monate, nur 22,4 % der Mütter stillen die empfohlenen 6 Monate voll.

Mit 9 Monaten werden noch ca. 21 % der Babys teilweise gestillt, mit 12 Monaten noch ca. 8 %, mit 18 Monaten nur noch ca. 3 % und mit 24 Monaten weniger als 1 %.

Unser Problem in Deutschland ist nicht, dass wenige Mütter hier vermeintlich „zu lange“ stillen, sondern, dass zu viele Mütter vorzeitig abstillen, obwohl sie gerne länger gestillt hätten.

Statt eine aufgeregte Debatte über das Stillen nach der Säuglingszeit zu führen, sollte daher besser gefragt werden, warum Mütter in Deutschland nicht länger stillen und wie eine längere Stilldauer gefördert werden kann.

Die Gründe für das vorzeitige Abstillen sind vielfältig.

Oft sind es Probleme am Stillbeginn, wie wunde Brustwarzen, zu wenig Milch oder Brustentzündung, die durch gute Begleitung schon in der Entbindungsklinik vermeidbar wären.

Nicht selten ist den Müttern später das Stillen in der Öffentlichkeit unangenehm, weil es hierzulande nicht selbstverständlich ist.

Stillende Mütter werden oft ablehnend beäugt und bisweilen sogar aus Museen, Restaurants oder Cafés geworfen.

Darüber hinaus wird das Stillen allgemein als einschränkend, anstrengend und die Mutter auszehrend angesehen.

Lange Regale mit Flaschennahrung in Drogerien und Supermärkten verführen dann schnell zur scheinbar einfachen Lösung.

Mangelndes Fachwissen von Ärzten führt regelmäßig dazu, dass Müttern unnötigerweise geraten wird abzustillen, damit sie sich einer medizinischen Behandlung unterziehen können.

Trotz gesetzlich vorgeschriebener Stillpausen für Arbeitnehmerinnen stillen viele Mütter ab, wenn sie wieder arbeiten gehen, weil das Weiterstillen sich mit der Berufstätigkeit und der Fremdbetreuung für sie nicht gut vereinbaren lässt.

Zudem suggerieren viele Anleitungen, dass mit der Einführung der Beikost zugleich auch der Abstillprozeß beginnen muss.

Und nicht zuletzt kursieren viele Ammenmärchen zum Stillen, z.B. über eine Abnahme der Muttermilchqualität oder einen Anstieg der Schadstoffe in der Muttermilch nach dem 6. Monat.

Was wir brauchen, ist mehr Stillkultur und eine stillfreundlichere Gesellschaft!

Das bedeutet:

  • Stillen als die Norm der Babyernährung, nicht nur als „eine“ mögliche Form
  • Stillen als Gesundheitsprävention und Bedürfnisbefriedigung des Babys
  • Die „10 Schritte zum erfolgreichen Stillen“ als Standard für Entbindungsstationen, wie z.B. in Norwegen, sowie mehr stillfreundliche Kliniken (BFHI)
  • Weniger geburtshilfliche Interventionen, die den Stillbeginn erschweren, wie z.B. Kaiserschnittgeburten, Trennung von Mutter und Kind
  • Bessere Ausbildung des medizinischen Personals zur Vermeidung und Therapie von Stillschwierigkeiten
  • Stärkere Einbindung der Väter in die Kinderbetreuung und mehr Entlastung der Mütter bei der Haus- und Familienarbeit
  • Leichtere Vereinbarkeit von Stillen und Berufstätigkeit durch stillfreundliche Arbeitsplätze
  • Stillfreundlichere Betreuung in Kinderkrippen und –tagesstätten
  • Einführung von Beikost bedeutet nicht gleichzeitig Abstillen, darauf sollte auch auf Babygläschen und Breien hingewiesen werden
  • Positivere Darstellung des Stillens in den Medien
  • Keinen Druck auf Mütter zu einem bestimmten Zeitpunkt abzustillen, aber auch keinen Stillzwang
  • Stillen (auch nach der Säuglingszeit) in der Öffentlichkeit als Selbstverständlichkeit, eventuell sogar einen gesetzlichen Schutz des Stillens in der Öffentlichkeit
  • Konsequente Umsetzung des WHO-Kodex

Denn Mütter (bzw. Familien) sollten selbst entscheiden können, wie lange sie stillen und wann für sie der richtige Zeitpunkt zum Abstillen ist.

Sie sollten aber auch entsprechend unterstützt werden, damit sie überhaupt so lange stillen können, wie sie es geplant hatten.

Autorin: Regine Gresens, IBCLC, Juni 2016
Foto: Breastfeeding on the Museum Island, Berlin via flickr (license)

 

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Stillende Mutter auf einer Wiese

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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10 Kommentare

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  1. Danke für diesen Artikel! Auch ich habe mit viel Gegenwind zu kämpfen, ganz besonders leider durch meinen Ehemann, der fest davon überzeugt ist, dass unser 21 Monate alter Sohn das nicht mehr braucht und ich nur irgendwelche „Abstillängste“ habe… ich würde ihn damit nur vertätscheln und ihn am „Erwachsenwerden“ hindern… Hallo, er ist nicht mal 2 Jahre alt… mich macht es unglaublich traurig, dass nicht mal mein Mann hinter mir steht und es mir mittlerweile schon unangenehm ist, in seiner Gegenwart zu stillen!! Über die Kommentare von Außenstehenden kann ich hinwegsehen, aber ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens mein Mann mir den Rücken stärkt!!!

  2. Ich kann schon gar nicht mehr zählen von wie vielen Ärzten ich mir schon die “schlauen“ Aussagen anhören dürfte und früher habe ich auch mit Argumenten versucht zu reagieren. Heute lass ich es, weil es nichts bringt.
    Ich rege mich dann nur auf und es ändert nichts. Stille aktuell den Kleinen im 10. Monat und den Großen habe ich 2 Jahre und 3 Monate gestillt. Sogar eine Psychologin sagte zu mir, dass meine Kinder geistige Schäden bekommen durch die lange Stillzeit. Man braucht viel Kraft um durchzuhalten gegen jeden Gegenwind von unwissenden Besserwissern.
    Eigentlich sollte man immer nen Flyer oder so dabei haben mit den Empfehlungen der WHO und dann einfach den “schlauen“ Leuten in die Hand drücken.
    Vielleicht lesen die es ja mal (Zuhause wenn sie keiner sieht), aber zugeben werden sie es eh nicht und wahrscheinlich auch nichts ändern.
    Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

  3. Leider wurde das Gesetz zum Schutz stillender Mütter und deren Kinder Anfang diesen Jahres geändert. D.h. Pausen und die gesonderte Arbeitszeitregelung ist nach dem ersten LJ weggefallen. Ich möchte eigentlich mein Kind weiterstillen, werde aber aufgrund meines Berufes Probleme nach meinem Jahr Elternzeit bekommen.
    Darüber hinaus wurde mir von unserer Kinderärztin, obwohl sie in ihrem Praxisangebot Stillberatung aufgelistet hat, nun anzustillen, da mein Kind ein Jahr alt ist.
    Zu guter Letzt kommt der gesellschaftlich Druck und die Vorwürfe, dass ich etwas verkehrt mache, da ich mein Kind z.B. in den Schlaf oder bei Bedarf stille. Diese geschilderten Situationen sind sehr ermüdend und machen es nicht einfach, ein Kind in unserer Gesellschaft zu stillen.

  4. Am schlimmsten sind aus meiner Sicht die Kinderärzte. Ständig wird einem das Abstillen nahe gelegt – spätestens, seitdem das Kind 6 Monate alt war. Inzwischen ist es 25 Monate und ich habe etwas „Übung“ im Verteidigen. Vermeide aber auch jeden Arztbesuch (außer bei meiner Gyn), weil Ichbewusstsein leid bin. Sobald irgendwelche Probleme auftreten, steht man dann allerdings ziemlich alleine da.

    1. Hallo Dagmar,
      könntest du mir ein paar Tipps zu deinen Verteidigungsstrategien geben?
      Danke schon mal im Vorfeld

  5. Was meiner Erfahrung nach auch noch entscheidend verbessert werden muss ist die Unterstützung durch Gynäkologin, Kinderarzt und zT auch Hebammen.

    Als die Erstgeborene 6 Monate alt war und ich Probleme beim Stillen hatte wurde mir beim Kinderarzt nur erklärt wie ich komplett auf Beikost umsteigen könne…

    Der erste Kommentar der Gynäkologin bei erneuter Schwangerschaft war „dann müssen Sie ja jetzt abstillen!“ (Auf meine Rückfrage nach dem wieso kam „das machen alle meine Patientinnen so!“)

    Und die neue Hebamme hat bei dem ersten Gespräch völlig entgeistert reagiert, dass ich die inzwischen über 1 jährige Tochter noch stille und hat mir eröffnet ich würde nicht loslassen können und sie als kleines Baby behalten möchte und ich möge doch in mich gehen und meine wahren Motive erkennen und sie dann los lassen und wachsen lassen…

    Auch bei anderen Kinderärzten würde ich eindrücklich darauf hin gewiesen, dass ein über einjähriges Kind „richtige Nahrung“ braucht. Ja, dass sie noch Milch bekommt heißt ja nicht, dass sie nicht seit ihrem 5 Monat angefangen hat nach fester Nahrung zu angeln und wir die empfohlenen Breimahlzeiten jeweils eingeführt hatten. Trotzdem fordert sie noch Milch…

    Das war öfter eine Diskussion ob sie auch wirklich ihre geregelten Mahlzeiten bekommt wenn sie doch noch gestillt wird.

    Da hapert es bei den Basics noch ganz gewaltig

    1. Danke für diesen Beitrag, der mal wieder entsetzlich deutlich zeigt, wie wenig manche Hebammen von der Stillbeziehung (und dem gesundheitlichen Sinn des Stillens) verstehen. Wir müssen da alle am Ball bleiben und mit guten Beispielen sowie Fachinformationen unters Volk gehen.
      Weiter so!

  6. Ein richtiger und schöner Artikel. Danke dafür!

    Ich habe selbst erfahren, wie schwierig das Stillen wegen fehlender Stillkultur wird. Niemand in meinem Umfeld hatte sowas ja je gesehen. Und ich wollte einfach nicht wie ein Zootier begafft werden, weil ich etwas tat, was meine Bekannten zuvor noch nicht gesehen hatten. Das ist gestört, aber so ist es nun mal.
    Wir haben übrigens 20 Monate gestillt und bedingt durch die Folgeschwangerschaft abgestillt. Ein Geheimnis daraus gemacht habe ich dennoch nicht. Ohne Ihre Seite wäre ich auf das Thema Langzeitstillen auch nie aufmerksam geworden.

    Ich finde es im Übrigen sehr traurig, dass wir uns so von unserer Natur entfernt haben, dass wir anfangen müssten, mit „Regeln“, die Sie so schön auflisten, wieder Werbung für natürliche Bedingungen zu machen. Um Stillen mit Beruf vereinbar zu machen, bedarf es vermutlich mindestens Gesetzen (Einhaltung dennoch zweifelhaft, sind Mütter am Arbeitsplatz aus Arbeitgebersicht – nicht meiner – ohnehin eine Belastung, was auch völlig unnatürlich ist). Dass es nötig sein könnte, Industrieprodukte „pro Stillen“ zu bedrucken, halte ich für völlig absurd, allerdings nicht abwegig in heutiger Zeit.
    Diese Entwicklung ist allerdings nicht nur aufs Stillen begrenzt. Es betrifft eigentlich mindestens unsere komplette Arbeits- und Esskultur.

  7. Huhu Frau Gresens, bevor ich mein 1. Kind bekam, war mir klar, ich stille 6 Monate und dann nicht mehr… . ?. Ich habe mich auf meine Intuition verlassen und stille immer noch ohne Unterbrechung und immer dann und wo meine Kids und ich das gerade mögen. Meine Kinder sind jetzt 2,5 und 1 Jahr alt. Ich habe die komplette 2. Schwangerschaft durchgestillt. Wenn Fragen aus meinem Umfeld kommen, wie „Was? Stillst Du noch?“ Sage ich selbstbewusst „Na klar“. Und das klappt. Blöde Kommentare musste ich bisher nicht hören. Jeder sieht doch, was ich für entspannte, gut entwickelte Kinder habe, die auch noch eine ausgesprochen gute Beziehung zueinander haben. Das gemeinsame Stillen ist hier garantiert auch eine Ursache dieser guten Stillkinderbeziehung… . Ich hoffe, dass noch mehr Frauen ihrer Intuition folgen und sich nicht zu sehr reinreden lassen… .

    1. Ich bin als Aerztin im Krankenhaus taetig und stille meinen Sohn, der derzeit 23 Monate alt ist. Seit seinem 16. Monat bin auch wieder berufstaetig und muss mich staendig von den Kolleginnen verteidigen, da ich Ja NOCH stille, muss mich selbst um das Anhalten den Gesaetzen kuemmern. Es ist enttauschend und macht muede. In dem aerztlichen Attest, den ich vorliegen musste steht: das ich NOCH stille..war schon mehrfach gefragt wie lange ich noch stillen werde usw. Es ist schwer es den Vortgesetzen zu klaeren, die ueberwiegend maennlich sind und den Frauen, die selbst keine Kindern haben Wieso ich immernoch noch stille und Wieso ich kein Datum fuer abstillen nennen kann. Natuerlich habe ich ab und zu auch mit meinem Mann oder Aussagen den Omas zu kaempfen, das ist aber harmlos. Diese Seite finde ich toll, da es mir mehr vertrauen in mich selbst gibt. Vielen Dank

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