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Die Geburt ist geschafft. Mutter, Vater und das neue Baby sind wohlauf. Jetzt soll das Große so schnell wie möglich sein kleines Geschwisterchen kennenlernen.
Aber, je jünger Dein älteres Kind ist, desto wichtiger ist es, das erste Treffen nach der Geburt an seinen Bedürfnissen auszurichten.
Meist findet dieser erste Kontakt wenige Stunden nach der Geburt noch in der Geburtsklinik statt.
Eltern sind dann manchmal besorgt, weil ihr Großes zunächst sehr zurückhaltend oder sogar desinteressiert an dem Neugeborenen ist. (Obwohl es sich vor der Geburt doch schon so sehr darauf gefreut hatte und oft gefragt hat, wann das Baby denn endlich kommt.)
Ist dies vielleicht ein erstes Zeichen von Eifersucht?
Das würde ich nicht so sehen. Dein Kind ist zunächst einmal vor allem verunsichert von der neuen und ungewohnten Situation.
Vielleicht war es das erste Mal für längere Zeit von Euch beiden getrennt, auch wenn es nur für einige Stunden oder für eine Nacht war.
Zudem hat es natürlich schon seit Tagen Eure freudig-ängstliche Stimmung und auch die Aufregung seiner Betreuungspersonen während der Trennungszeit gespürt.
Eventuell hat es sogar miterlebt, dass seine Mama starke Schmerzen hatte und dann mit einem Krankenwagen weggefahren wurde.
Und nun gibt es das erste Wiedersehen mit Dir in einem fremden Zimmer in einem fremden Gebäude…
Kein Wunder, dass es gar nicht als Erstes das neue Baby angucken möchte. Stattdessen drückt es sich erst einmal verlegen an den Papa, versteckt sich hinter ihm und möchte vielleicht noch nicht einmal auf Deinen Arm.
Es muss sich nämlich erst einmal vergewissern, dass seine Mama okay ist und immer noch die „Alte“ ist.
Meistens geht das allerdings recht schnell. Aber manchmal kann es auch ein wenig dauern, bis das Große sich wieder an Dich kuscheln und in Deine Arme möchte.
Gib ihm dafür die Zeit, die es braucht.
Was kannst Du noch tun, damit die wichtige Beziehung der neuen Geschwister gleich einen guten Anfang nimmt?
Stell Dir dazu doch einfach einmal vor, wie es Dir wohl selbst gehen würde, wenn Du nach Hause kommst und Dein Partner mit einer anderen Frau im Bett liegt, sie dabei anstrahlt und Dir erklärt, dass dies nun seine Zweitfrau ist, er Dich aber immer noch genauso liebt wie vorher.
Du wärst wahrscheinlich ziemlich verwirrt und verunsichert und würden sicher einige Zeit brauchen, um Dich an die neue Situation zu gewöhnen.
Versuche daher Euer erstes Treffen so zu organisieren, dass Du in diesem Moment nicht gerade mit dem Neugeborenen an der Brust im Klinikbett liegst, sondern Deine Aufmerksamkeit zunächst ungeteilt Deinem Großen gelten kann.
Vielleicht könnt Ihr Euch schon im Eingangsbereich oder in einem Spielbereich in der Klinik treffen und dann gemeinsam zum Baby gehen oder das Baby liegt noch in einem Beistellbettchen neben Deinem Bett.
Gerade jüngere Kinder möchten oft gar nicht sofort das neue Baby angucken oder finden sehr schnell andere Dinge viel spannender, zum Beispiel die Klingel oder die Bedientasten am Bett, Deine Bettnachbarin oder das Handdesinfektionsmittel.
Das ist durchaus normal und kein Grund zur Sorge.
Versuche den Klinikaufenthalt und die Trennung von Deinem Großen so kurz wie möglich zu halten.
Wenn der erste Kontakt nach einer ambulanten Geburt oder einer Hausgeburt bei Euch Zuhause stattfinden kann, ist es für das Große einfacher, weil es sich sicherer fühlt. In der vertrauten häuslichen Umgebung wird sich seine Neugier und das Interesse an dem Neugeborenen schneller entfalten.
Auch ältere Kinder stellen sich das neue Geschwisterchen oft nicht wie ein Neugeborenes vor. Sie machen sich vor der Geburt eher das Bild von einem etwa zwei bis drei Monate alten Baby. Beim ersten Anblick des Neugeborenen sind sie daher manchmal zunächst sogar etwas erschrocken oder auch enttäuscht.
Wenn Du die Möglichkeit hast, schau daher bereits vor der Geburt mit Deinem Großen ein echtes Neugeborenes an oder betrachtet gemeinsam Fotos von neugeborenen Babys.
Große Schwestern sind häufig interessierter an dem neuen Baby als große Brüder. Lass Deinem Ältesten Zeit. Auch wenn er sich zu Beginn nur wenig für das Kleine interessiert, wird sich mit der Zeit eine innige Geschwisterbeziehung entwickeln.
Die meisten Mütter sind vor und besonders nach der Geburt des zweiten Kindes innerlich sehr damit beschäftigt, wie es ihrem Großen geht.
Je näher Du miterleben kannst, wie der Alltag für das Große weiterläuft und dass es ihm gut geht, umso entspannter kannst Du im Umgang mit dem Kleinen sein. Ein kurzer Klinikaufenthalt macht es daher auch für Dich einfacher.
Wichtig ist jedoch, dass Du Dir dann Zuhause nicht zu früh zu viel zumutest, sondern absolute Entlastung im Haushalt hast.
Sorge auch dafür, dass Du in den ersten Tagen und Wochen noch eine Liegemöglichkeit im Wohnzimmer und im Kinderzimmer hast. So kannst Du Dich ausruhen und das Kleine beiläufig stillen, während Dein Großes in Deiner Nähe spielt.
Autorin: Regine Gresens, IBCLC, März 2014
Foto: Jeff Smallwood via photopin cc
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