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Von Christina |
Liebe Stillmütter,
nachdem ich so viele rührende und ermutigende Geschichten gelesen habe, möchte ich auch meine Erfahrung hier teilen.
Schon in der Schwangerschaft habe ich mich viel mit dem Stillen auseinandergesetzt, weil ich befürchtete, meine Brustwarzen seien zu flach.
Meine Bedenken wischten die Frauenärztin und auch die Hebamme einfach beiseite, ich fühlte mich nicht ernst genommen. Ich versuchte es mit Brustwarzenformern*, aber die Haut vertrug das luftdichte Milieu darunter nicht und juckte.
Mein Sohn war eher von der zarten Sorte. Die Hebamme half mir beim ersten Anlegen im Kreißsaal, doch er trank nur wenige Schlucke und verlor dann die Brustwarze aus dem Mund. Nach der anstrengenden, langen Geburt war das kein Wunder, dachte ich.
Er schlief am ersten Tag sehr viel und ich versuchte ihn immer wieder mit geringem Erfolg anzulegen. Jedes Mal spuckte er danach, v.a. Fruchtwasser.
Die erste Nacht verbrachte er in seinem Bettchen, wir hielten Händchen und schauten den Mond an. Hunger signalisierte er kaum.
Am nächsten Morgen bekam er stärkeren Hunger und ich versuchte, ihn in allen möglichen und unmöglichen Positionen zu stillen… das muss an die Sage von Romulus und Remus erinnert haben.
Um mit den Fingern eine zum Andocken günstige Hautfalte aus Brustwarze und etwas Vorhof zu formen, hätte ich mir zwei zusätzliche Hände gewünscht.
Als mein Baby vor Hunger zu schreien anfing, bat ich eine Schwester um Hilfe. Sie gab mir Stillhütchen und drückte mir das Kind so fest an die Brust, dass seine Nase bedeckt war und er verzweifelt brüllte.
Auf meine Bitte, sanfter mit ihm umzugehen, sagte sie nur: „Ich weiß, was ich tue. Ich mache das schon 30 Jahre. Das sind keine Babys, das sind Milchvampire.“ Der Versuch endete mit einem laut schreienden und fuchtelnden Baby und einer entgeisterten Mama.
Anschließend probierte ich es alleine weiter bis in die Nacht, da ich nicht nochmals um Hilfe zu bitten wagte, und mein Kleiner wurde immer ungeduldiger.
Die Nachtschwester hörte, dass wir ein Problem hatten, und lud uns in das Stillzimmer ein. Um den ersten Hunger schnell zu stillen, gaben wir ihm 15 ml Pre-Nahrung während des Abpumpens und anschließend die gleiche Menge abgepumpter Milch.
Von da an verabredeten wir uns alle 3 Stunden. Munter begleitete sie unsere nächtlichen Stillversuche mit Stillhütchen, sodass schon bald die Pumpe überflüssig wurde und wir ohne eine Pumpe entlassen wurden.
Ab der zweiten Nacht habe ich mein Baby übrigens ständig mit in meinem Bett schlafen lassen und einfach die seitlichen Gitter des Bettes mit einer Decke bespannt, sodass er nicht hinausfallen konnte. Die Konstruktion hat schnell Nachahmerinnen gefunden.
Im Nachhinein frage ich mich, warum die neuen Erdenbürger auch im vermeintlich so fortschrittlichen 2017 noch routinemäßig in ihr eigenes Bettchen gelegt werden, wo doch Körpernähe so essentiell wichtig für sie ist?
In der 3. Woche quittierte eine Kinderärztin das abendliche Clustern mit „Wie, noch so klein und schon so verwöhnt?!“. Sie meinte, zwischen den Stillmahlzeiten müssten min. 2h Pause liegen. Ob da wohl eine Verbindung dieser antiquierten Ansicht zu den in ihrer Praxis aufgestapelten Milchpulverproben bestand?….
Eine Frauenärztin, die ich wenig später wegen der ersten Mastitis (Brustentzündung) konsultierte, schob die Schuld ebenfalls auf zu geringe Stillabstände.
Auch wenn ich überall das Gegenteil gelesen hatte, probierte ich es wenig konsequent mit den empfohlenen zwei Stunden Pause und der halben Stunde Stillen im Wechsel, aber mein Baby schrie so sehr, dass wir dies schnell wieder über den Haufen warfen.
Nach 5 Wochen und der zweiten Brustentzündung wandte ich mich endlich an eine Stillberaterin.
Ich erzählte, dass mein Kleiner partout nicht satt zu werden schien, frei nach dem Motto: „Nach dem Stillen ist vor dem Stillen!“. Wir verbrachten de facto den Großteil des Tages dauerstillend im Bett.
Schnell erkannte die Stillberaterin die Brusthütchen als das Hindernis. Sie dämpfen den Sog ab, sodass das Kind bei größerer Anstrengung weniger Milch erhält.
Nachdem das Kind ungesättigt, aber erschöpft eingeschlafen ist, erwacht es schnell wieder und das Spiel beginnt von vorn. Sie sagte, dass ausschließlich mit Hütchen stillenden Frauen zudem meist die Milch ausginge, und wir das Silikon darum schnellstmöglich loswerden müssten.
Gesagt, getan: Prompt legte sie mein nacktes Baby auf meinen entblößten Oberkörper. Er robbte neugierig und freudig zur Brust und – siehe da! – konnte mit ihrer kleinen Hilfestellung auf Anhieb ohne Brusthütchen trinken.
Da waren wir alle ganz aus dem Häuschen! Noch nie hatte mein Kind selbst und freiwillig eine Stillmahlzeit beendet und außerdem so satt und zufrieden gewirkt. Ich entsorgte die Silikonhütchen auf Nimmerwiedersehen im Müll.
Abends bekam ich eine Art zweiten Milcheinschuss, weil die Stimulation nun viel intensiver war als durch das den Sog abdämpfende Stillhütchen. Das war bis jetzt unser Happy End.
Später empfahl mir die Stillberaterin noch stillkinder.de, weil hier die asymmetrische Anlegetechnik so gut erklärt ist.
Natürlich ist es nicht beim Lesen dieses einen Artikels geblieben und ich habe viele weitere Infos, Erfahrungsberichte etc. verschlungen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass so viele andere Mütter ihre ganz persönlichen Erfahrungen beschrieben haben. Es ist klasse zu lesen, wie viele von euch sich auf ihre Intuition verlassen, Althergebrachtes über Bord werfen (z.B. Familienbett statt Wiege) und darauf einlassen, von ihren Kindern Neues zu lernen.
Alles Gute, Christina
Originalbericht einer Mutter, September 2017
Foto: ArTeTeTrA Motherhood via photopin (license)
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Ich bin ja schon ein Befürworter der Hütchen, aber man sollte sich meiner Meinung nach vor einem inflationären Gebrauch schützen. Gerade die unmittelbare Nutzung bei Neugeborenen kann man monieren, denn der natürliche Prozess des Stillens wird dadurch natürlich eingehemmt. Viele Krankenhäuser wollen hier leider auch einfach nur schnell Abwickeln. Da muss man schon aufpassen. Umso besser, dass ihr sie wieder loswerden konntet.
Schön, dass ihr die Hütchen loswerden konntet und bei euch alles gut geworden ist!
Unsere Kinderärztin (bei der es ebenfalls viele Milchpulverproben gibt) sagte, als ich von unseren (anfänglichen) Stillschwierigkeiten berichtete, dass Stillen nur fürs Ego der Mütter wichtig sei. Wenigstens ist meine Frauenärztin sehr unterstützend. Sie sagt, ich soll mein Kind schön lange stillen.