Von Andie |
Liebe Regine, ich schreibe Dir sehr gerne über meine Erfahrungen als Vater während der Stillzeit mit unserem Kind.
Unsere Stillzeit begann am 10. November 2009 und endete im Januar 2012. In der ganzen Zeit war Muttermilch die einzige Milch, die unser Sohn bekam.
Natürlich trank er andere Sachen, aber nur Wasser (ohne Kohlensäure), manchmal mit etwas (sehr wenig) Apfelsaft, obwohl das erst mit zwei Jahren.
Er hat auch niemals ein Schnuller im Mund gehabt, weil wir irgendwo gelesen haben, dass das schlecht für die Mund- und Zahnentwicklung sein kann.
Wir haben auch vor der Geburt das Thema Stillen ausführlich besprochen und waren fest entschlossen, das so lange wie möglich zu machen, um alle Vorteile (und es sind viele!) des Stillens für unser Kind wahrzunehmen.
Ich war total begeistert, wie er von Anfang an selbst an die Brust herangegangen ist und immer wieder eine ausgesucht hat, wenn der Hunger sich gemeldet hat.
In der ganzen Stillzeit hat er die Muttermilch entweder direkt von der Brust bekommen oder aus einer Flasche von mir (wichtig, dass es so abläuft). Er lernte, dass Milch aus der Flasche ausschließlich vom Papa kam, wenn Mama unterwegs war.
Meine Frau hat regelmäßig Milch abgepumpt und schon portioniert eingefroren, damit ich immer für den Sohn Vorrat hatte.
Wenn wir zu Dritt unterwegs waren, war es kein Problem, weil Mama einen Vorrat immer „bei sich“ hatte. 🙂
Aber es war uns auch wichtig, dass meine Frau wusste, dass sie immer frei nehmen konnte (so lange ich etwas Milch zu Hause hatte).
Dann fing die Zeit an (nach ca. drei Wochen), wo wir feststellen konnten, dass unser Kind seinen Hunger und seinen Wunsch nach Toilette ankündigen konnte. Er hat mit einer Hand für „Hunger“ gewunken und mit der anderen für „Toilette“.
Mama konnte das Erste erledigen, (auch wenn wir unterwegs waren), und ich das Zweite.
Wenn wir schnell genug waren, haben wir nasse Windeln vermieden und es kam oft genug vor, dass wir ihn rechtzeitig über die Toilette bringen konnten, damit er sein Geschäft „vor Ort“ erledigen konnte. Wieder eine Stärkung der Verbindung, vermutlich.
Es gab auch Zeiten nach der Geburt, wo die Mama Schwierigkeiten hatte, weil die Brüste so groß und schmerzhaft geworden sind, dass wir sie umwickeln müssten. Da konnte ich auch für sie eine Unterstützung sein.
Es ist nie vorgekommen, dass ich mich „ausgeschlossen“ fühlte.
Und ich habe Sachen allein mit ihm gemacht, nicht nur um die Verbindung zu stärken, sondern einfach nur, weil es Spaß machte.
Ich bin zum Beispiel mit ihm allein in die Kirche gegangen, 12 Tage nach der Geburt!
Ich habe ihn in einem Tragetuch gehabt und dadurch wird eine Verbindung gestärkt. Er konnte mich beim Atmen hören/spüren und auch das Herzklopfen. Schien wirksam zu sein, weil wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren sind und er erst nach etwas über 3 Stunden etwas unruhig geworden ist.
Die Tatsache, dass wir ihm ab Tag 1 beide die Windeln gewechselt haben (ich war der erste ihn zu wickeln!), hat bestimmt auch geholfen eine Verbindung zu etablieren.
Ich habe geholfen, auch öfter allein gemacht, mit dem Baden, und bin auch mehrmals mit ihm alleine zum Babyschwimmen gegangen, als er nicht mal drei Monate alt war.
Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass unsere Beziehung (ich mit meiner Frau) durch das Stillen in dieser Zeit gelitten hat. Ganz im Gegenteil, es hat uns enger zusammengebracht.
Was ich äußerst wichtig finde, ist, dass werdende Väter sich kundig machen, über alles, was dazu gehört ein Kind zu bekommen. Es ist eine große Verantwortung und bringt viel mehr Spaß und Befriedigung, wenn mehr Wissen vorhanden ist.
Dazu möchte ich sagen, dass meine Frau bei der Geburt 39 Jahre alt war. Ich 59. Sie ist nie zum Arzt gegangen. Unsere Hebamme hat uns zu 100 % betreut. Keine Untersuchungen außer mit Händen und Stethoskop.
Und es war eine Hausgeburt! Wir haben einfach nur Vertrauen gehabt und es hat sich gelohnt.
Unser Sohn ist fit wie ein Turnschuh, hat noch keine Impfungen bekommen (es gibt übrigens auch keine Impfpflicht in Deutschland), und wird solche nur bekommen, wenn es absolut notwendig ist und unsere Kinderärztin es für nötig hält.
Besten Gruß,
Andie
Originalbericht eines Vaters, August 2014
Foto: mrtnk via photopin cc
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Hier ist übrigens ein weiterer Erfahrungsbericht zum Thema „Babys ohne Windeln“.
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Hallo, ich finde es ebenfalls fragwürdig die Schilderung eines hingebungsvollen Vaters mit dem Hinweis auf die Impffreiheit des Kindes zu beenden.
Meine beiden Kinder sind auch „fit wie ein Turnschuh“ und das trotz dass sie beide extreme Frühgeburten waren. Dass ihr Immunsystem mittlerweile gut trainiert ist, liegt auch an den Impfungen.
In den Monaten nach der langen Klinikzeit hatte ich immer Angst vor Begegnungen mit Kindern deren Eltern aus falsch verstandener Fürsorge bewusst nicht oder viel zu spät impfen, denn zu diesem Zeitpunkt waren meine durch die Frühgeburt immunsuppressierten Kinder dieser (unnötigen) Gefahr ausgesetzt.
Dass einige Eltern auch noch stolz auf ihre verantwortungslose Entscheidung sind, war und ist für mich der Hohn.
Guten Abend,
Schön, von eurer gemeinsamen Bindung und eurer Vertrautheit zu lesen. Ich finde es klasse, wie du dich im Familienleben offenbar gleichwertig wie die Mutter einbringst! Bestimmt wünschen sich viele Frauen einen so selbstverständlich engagierten Papa für ihr Kind.
Wir praktizieren ebenfalls windelfrei, aber impffrei ist mir neu. Ich verstehe auch nicht, inwiefern das mit bedürfnisorientiertem Aufwachsen zusammenhängt. Das Bedürfnis des Kindes nach Schutz, Geborgenheit, schließt doch gerade auch den Schutz vor jeglichem vermeidbaren Übel und Krankheiten ein, oder nicht?!
Mich gruselt es immer, wenn ich in historischen Dokumenten oder Biografien, teils noch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts lese, an welchen Krankheiten die Säuglinge und Kleinkinder vielfach gestorben sind, weil es damals einfach noch keine Impfung dagegen gab (siehe u.a. „Der Würgeengel der Kinder“).
Heute sind viele dieser Krankheiten stark eingedämmt, aber leider bei Weitem nicht besiegt, z.B. Masern, u.a. aufgrund der vielen ungeimpften Kinder. Ihr verlasst euch auf den sogenannten Herdenschutz, der jedoch nur gegeben sein kann, sofern beinahe alle Individuen einer Gesellschaft geimpft sind. Dadurch befinden sich dann auch diejenigen in relativer Sicherheit, die zu krank, alt oder jung sind, um geimpft zu werden. Verlassen sich zu viele Eltern auf dieses Phänomen (und so weit ich weiß, sinkt die Impfrate bei Kindern hierzulande leider weiter), so sind bei einem Krankheitsausbruch alle ungeimpften Individuen in Gefahr – z.B. Schwangere, die vergessen haben, ihren Schutz aufzufrischen oder noch nichts von der Schwangerschaft wissen, und deren ungeborene Kinder. Wenn diese einem masernkranken Kind im Freundeskreis begegnen würden, könnte die Ansteckung zu gravierenden Behinderungen oder zum Tode des Kindes führen.
Ich würde es mir nie verzeihen, wäre mein Kind einer lebensgefährlichen, aber vermeidbaren Erkrankung hilflos ausgeliefert. Genauso wenig möchte ich, dass mein Kind selbst zu einer Bedrohung für Schwangere oder noch ungeimpfte Säuglinge wird.
Darum lasse ich mein Kind impfen. Ohne wenn und aber.
Hallo Andie,
Deine Geschichte hört sich wundervoll an!
Unsere Tochter wird dieses Jahr im September zwei und wir stillen noch gerne und viel.
Sie ist und bleibt impffrei!
Es ist echt schön, dass es noch Väter gibt, die sich so ausgiebig für das eigene Kind interessieren und ihre Zeit damit verbringen!!!