„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Das jetzt-aber-mal-wirklich-Breialter

Von Lisa |
Als ich vor gut 1,5 Jahren einen kleinen Sohn zur Welt gebracht habe, war mir nur klar, dass ich gerne stillen möchte.

Als er auf die Welt kam und in meinen Armen lag, kroch er ganz von allein zu meiner Brust und fing an zu saugen! Der Anfang war gemacht.

Die ersten Tage hatte ich etwas Schmerzen beim Stillen, doch das verging, nie hatte ich eine Brustentzündung oder ähnliches.

Als Jonas drei oder vier Monate alt war, musste ich für zwei Wochen einer stressigen und darüber hinaus körperlich sehr anstrengenden Arbeit nachgehen.

Meine Schwiegermutter hat auf Jonas den ganzen Tag lang aufgepasst, ich kam zum Mittag und vielleicht nochmal am frühen Abend nach Hause und hab sonst nach Feierabend, morgens und natürlich nachts gestillt.

Das Abpumpen hat nur sehr schlecht funktioniert. Und die Flasche wollte er eigentlich auch nicht nehmen. Es war ein Kampf für alle Beteiligten.

Durch das relativ wenige Stillen und die Anstrengung hatte ich am Ende der zwei Wochen nur noch sehr wenig Milch und Jonas war knapp an der Gewichtsuntergrenze. Im Rückblick ein Wahnsinn.

Mein Kinderarzt riet mir, mit Brei anzufangen und/oder 10mal am Tag anzulegen.

Ersteres versuchte ich völlig erfolglos, letzteres machte ich automatisch, da Jonas sehr oft die Brust verlangte.

Es funktionierte!

Ruhe und viel Geduld und sehr häufiges Anlegen brachte die Milchproduktion wieder in die Reihe.

Als er dann ins „jetzt-aber-mal-wirklich-Breialter“ kam, mit 6-7 Monaten, stresste ich mich völlig mit dem Einführen des Breis.

Ich kochte, passierte, machte und mengte und ließ nichts unversucht, ein paar Löffel in ihn rein zu bekommen.

Wenn es funktionierte, fühlte ich mich hervorragend, die Vorzeigemami schlechthin…

Wenn es misslang, fühlte ich mich leider wie das genaue Gegenteil.

Und Jonas hat den Brei meistens nicht angerührt!

Wirklich, ich hatte all diese Gedanken im Kopf: Er kann doch nicht ewig an der Brust hängen, er muss doch mal lernen, „normal“ zu essen, er ist ewig von mir abhängig etc.

Zum Glück bin ich berufsbedingt fast immer im Wohnmobil im Ausland unterwegs und es begann dann eine etwas stressige Phase, wo ich keine Muße mehr zum X-ten Breiversuch hatte und außerdem weit weg von der europäischen (Ab-)Stillkultur war.

Und zum Glück hat Jonas sich überhaupt nicht beeindrucken lassen und hat einfach weiter nach der Brust verlangt, mal 2x in der Nacht, mal 7 x, was mich dann wiederum verrückt gemacht hat.

Irgendwann kam ich dann an den Punkt, an dem ich einsah: Er wird es schon wissen! Er sieht, dass wir was anderes essen als Milch, er kann jederzeit alles probieren (was er freilich auch tat!) und wenn er bereit ist, wird er schon was andres als Milch wollen.

Außerdem war es so enorm praktisch! Hunger? Bedürfnis? Brust raus. Fertig. Kein Kochen, kein Füttern, kein Frust!

Er gedieh prächtig bei fast 9 Monaten Vollstillen.

Immer noch machte mich allerdings das Credo nervös, man solle nicht öfter als alle vier Stunden stillen und wenn man seine Nachtruhe wieder erlangen wolle, nachts am besten gar nicht mehr und diese üblichen „Erkenntnisse“.

Wie oft hab ich auf die Uhr geguckt und Jonas dann nicht gelassen, hab uns gequält, um dann doch völlig entnervt, frustriert und mit schlechtem Gewissen (das muss man sich mal vorstellen!) aufzugeben und ihm die Brust zu geben.

Und ich hab mich dann auch noch so gefühlt, als hätte ich im Kampf um die Macht unterlegen, als hätte ich zu einer Verwöhnung und schlechten Erziehung beigetragen.

Heute kommt mir das völlig absurd vor, dabei ist das gerade mal ein paar Monate her.

Im Kopf hatte ich auch immer noch meine eigenen Worte, dass ich es merkwürdig fände, wenn Kinder laufen oder vielleicht sogar noch sprechen könnten und sich womöglich die Brust selbst nehmen und wie komisch und irgendwie daneben das doch sei etc.

Auch Kommentare wie „Stillst du immer noch?„, „Dann wird die Abnabelung ja nur noch schwerer“, „Ach, wird der wieder verwöhnt!“, „Das ist doch nur noch (schädliche) Nuckelei“ usw. haben Zweifel aufkommen lassen.

Trotzdem fühlte es sich in mir drin einfach richtig und gut an.

Und wenn ich in Jonas‘ Augen gesehen hab beim Andocken, war mir eigentlich alles klar: Natürlich stille ich noch! Es ist einfach, praktisch, gesund und wunderschön!

Irgendwann hat Jonas dann ganz von alleine morgens Müslibrei, mittags vom Tisch, nachmittags Obstbrei, abends vom Tisch mitgegessen. Und da ich ja immer gestillt habe, hatte ich nie Sorge, ob er auch genügend isst und trinkt!

Ich hab dann ein wenig im Internet recherchiert und bin unter anderem auf die Stillkinder.de-Seite gekommen.

Alles was ich gelesen hab, von WHO über Kinderärzte und Hebammen, Berichte aus anderen Kulturen und schließlich die Kommentare von schon sprechenden Stillkindern, hat mich bestärkt und zu einer fröhlich stillenden Mama gemacht.

Jonas hatte zuletzt eine anstrengende Phase, wo er in 24 Stunden sicher 20mal an die Brust wollte.

Wieder kamen Zweifel. Jedoch war ich nun schon stärker im Selbstgefühl fürs Stillen.

Ich gab ihm, was er brauchte, nach ein paar Tagen war es vorbei und er hat wie gewohnt wieder zum Normalmodus zurückgefunden.

Wer bin ich denn, dass ich ihm mit meinem eingeschränkten Kopf etwas verbiete (das Stillen) und etwas anderes vorgebe (das „richtige“ Essen), was zutiefst persönlich ist und bei gesunden Babys noch völlig intuitiv und damit immer richtig abläuft?!

Gestern hat Jonas morgens ein paar Stücke Kiwi (es durfte nicht Banane und nicht Apfel sein), eine Handvoll Rosinen und eine halbe Dattel gegessen.

Zum Mittag dann ein halbes Kotelett, wobei er die mundgerecht geschnittenen Stücke verschmäht hat und zum ganzen Fleisch am Knochen griff und dieses mit Fett und allem abnagte, zwei Stückchen Kartoffelsalat und ein Stück Brot und abends mit Mühe und Not eine halbe Banane (mehr aus Spaß daran, sie nun selbst in der Hand halten und abbeißen zu können). Und Brust auf Anfrage natürlich.

Er isst sonst ziemlich viel und eigentlich alles, aber in Moment halt wie beschrieben, und ich bin völlig entspannt.

Er bekommt noch alles Wichtige über die Muttermilch und wird schon bald wieder wachsen und wieder „normal“ essen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn mein Bericht auch anderen Müttern (neuen) Mut machen würde (weiter) zu stillen.

LG, Lisa

Originalbericht einer Mutter, Februar 2016,
Foto: Lisa

 

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Stillende Mutter am Strand

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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11 Kommentare

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  1. Liebe Mamas, ich wollte nur hinzufügen, dass ich Jonas bis er 2,5 Jahre alt war gestillt hab. Das Abstillen war ein wunderschönes Ritual und hat super gut funktioniert. Die Stillkinder.de Seite hat unser Leben verändert.

  2. Hallo,
    Ich freue mich immer solche Berichte zu lesen. Denn meine Tochter und ich sind heimliche Stillpartner. Meine Maus ist 2 Jahre und einmal pro Tag ist Minimum für sie. Morgens bei Mama an der Brust den Tag beginnen, sonst ist der Tag gelaufen. Wir haben Baby Led Weaning mit Erfolg genutzt. Nicht wirklich genau nach Plan, alles wie es uns passte. Sie isst völlig ok, mal weniger, mal mehr. Mal gesund, mal auch wie der große Bruder, ungesund ?. Ich mache mich nicht verrückt, sie wird schon aufhören, wenn sie nicht mehr möchte. Für mich ist das vollkommen ok. Beim Bruder habe ich mich fremd bestimmen lassen… aber öffentlich zugeben, keine Lust auf die Blicke und gut gemeinten Ratschläge ??

  3. Hallo Lisa,

    leider zwingt uns unsere Gesellschaft dazu, unsere mütterliche Intuition anzuzweifeln.
    Auch ich höre und spüre immer die Bedenken, das Baby von mir abhängig zu machen, weil ich nun den 7. Monat voll stille und an Brei noch nicht denke, da meine Kleine noch gerne an der Brust trinkt. Da ich mir sogar getraue, meine Tochter in den Schlaf zu stillen, da sie manchmal auf anderen Wegen leider (noch) nicht in den Schlaf findet, bekomme ich noch mehr Unmut zu spüren. Und da ist es gerade der Papa, der in diesen Punkten nicht hinter meiner ‚Politik‘ steht. Der glaubt mir nicht mal, dass es Gift ist, die Kleine in den Hochstuhl zu setzen, obwohl sie noch gar nicht sitzen kann. Die Großeltern warten auch schon, dass die Kleine Brei bekommt, damit die Kleine sobald wie möglich ‚auch mal da bleiben kann‘.
    Das alles hat mich auch lange verunsichert.

    ABER: wir sind die Mütter, es ist unsere Zeit mit unserem Kind, unsere intensive Bindung und daher sollten wir auf die Erwartung der Gesellschaft und Familie ,Entschuldigung, ’scheißen‘ und lieber auf Regine Gresens anstoßen, die gar nicht ahnt, wie sehr sie uns hilft und was für tolle Kinder wir durch sie großziehen. Ich habe sie noch nie gesehen, aber sie hat aus mir eine entspannte, auf ihre Intuition hörende Mutter gemacht. Die Seite hat mir besser geholfen als jede Mutter oder Hebamme.
    Ohne diese Seite hätte ich nie erfahren, wie toll und wichtig das Stillen überhaupt ist. Und das sieht man spätestens, wenn die Kinder angedockt vor Entspannung ihre Äuglein schließen und genüsslich trinken. Sie trinken ja unsere Liebe.
    Mach dir nicht so einen Kopf wegen dem Essen und lass deinen Kleinen entscheiden, wann er an die Brust will, solange es für dich noch ok ist, er nimmt sich schon, das was er braucht. Essen wird er noch die nächsten 60 Jahre 🙂 Lass dir die wertvolle (kurze)Zeit nicht durch solche Sorgen versauen. Du machst das gut.
    Alles Liebe und Gute für euch und Danke für deine Geschichte, auch ich finde mich ein Stück weit in ihr wieder.

    1. Liebe Stefanie,
      vielen, lieben Dank für Deinen Zuspruch.
      Es freut mich sehr, wenn ich Dir und anderen Müttern den Rücken stärken konnte, um auf Dein Gefühl zu hören. Mir ging es auch nicht anders, aber das ist schon lange her und damals (1993/94) gab es das Internet in dieser Form leider noch nicht.
      Weil es für mich so wichtig gewesen wäre, nutze ich heute sehr gerne dieses tolle Medium.
      Macht weiter so, genießt Eure Babys und die Zeit mit ihnen. Sie ist viel zu schnell vorbei.
      Ganz liebe Grüße,
      Regine

  4. Hallo Lisa, vielen Dank für Deinen Bericht. Ich habe mich soooooooooooooooooo sehr wiedererkannt… und kann mich nur den Worten von Petra anschliessen.

  5. Ich wollte gerne noch 2 Dinge hinzufügen.
    Zum einen war und ist es für mich total schön, dass mein Partner voll hinter dem Langzeitstillen steht. Und auch hat meine Schwiegermutter in der beschriebenen schwierigen Zeit mit der Flasche nie Druck ausgeübt oder das Ganze in Zweifel gezogen, sondern einfach ihr Bestes getan um uns zu unterstützen. Auch meine eigene Mutter bejaht das lange Stillen, obwohl oder auch weil es in ihrer Generation schwierig war überhaupt stillen zu „dürfen“.
    Zum anderen fängt mein Sohn gerade an zu sprechen und sagt nun, indem er auf meinen Busen zeigt, fragend: „Bu?“ oder mittlerweile schon „Buft?“, was ich mega süß finde und nie widerstehen kann!

  6. Vielen Dank für den schönen Beitrag ? Meine Tochter ist „erst“ 10 Monate, hat gerade mal 2 Monate Brei gegessen und nur süßen, seit sie 8 Monate ist, liebt sie stückiges Essen und wird meist morgens, mittags und abends zum Einschlafen gestillt. Nachts möchte sie zum Glück nur 1 bis 3 Mal noch stillen. Bei meinem Sohn (4) hätte mir mit 8 Monaten mal einer ein Stück zum Essen für ihn geben sollen… Ich hätte das nie gegeben aus Angst, er verschluckt sich. Heut frage ich mich, wieso wir so auf Brei bedacht waren… Manchmal trinkt die Kleine auch lieber den ganzen Tag nur bei mir statt zu essen und ich versuch dann, mir zu sagen, dass es nur eine Phase ist (Zähne, Fieber) und sie bald wieder essen wird. Und so ist es jedes Mal. Komisch, dass man daran zweifelt… Wenn unser Großer krank ist und nachts fiebert, darf er auch in unserem Bett schlafen, bis es ihm besser geht. Jedes Mal denke ich „ob er freiwillig wieder zurück in sein Bett umzieht, wenn er gesund ist?“ Und jedes Mal klappt es ohne Probleme… Also ich wünsche Dir und allen Mamas auch weiterhin so viel Mut auf das eigene Bauchgefühl zu hören!

  7. Hallo an alle stillenden Mamis,
    vielen Dank für die immer wieder so ermutigenden Geschichten.
    Mein Sohn ist 17 Monate jung und darf wann er möchte an die Brust.
    Die ersten Monate waren schon sehr hart, mal mehr, mal weniger?
    Vor allem die Wachstumsphasen, das Zahnen, usw…..
    Wenn ich mir unsicher war habe ich auf stillkinder.de gestöbert und immer Geschichten gefunden, die mir auf alle Fragen ermutigende Antworten gaben.
    Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Seite gefunden habe, die ich auch fleißig weiter empfehle?
    Ich möchte mich bei allen Mamis für ihre Berichte bedanken und auch bei Frau Gresens, die das alles ermöglicht und uns Mut macht und mit Rat und Tat zur Seite steht.
    Tatjana

  8. Danke Lisa für diesen Beitrag!!!! Du sprichst mir aus der Seele! Unser Nesthäkchen ist jetzt 18 Monate und es geht mir ganz genauso! Mittlerweile denke ich auch, er wird schon wissen was gut und richtig ist. Allerdings wäre ich schon auch froh, wenn Papa/Oma oder andere mal eine Mahlzeit ersetzen könnten… So ein Hinhalten mit Banane und Co. geht schon mal, aber richtig satt isst er sich immer noch an der Brust!

  9. Wunderschön und spricht mir total aus der Seele. Kam mir fast vor als wäre es meine Geschichte mit allen Höhen und Tiefen, die ich in meinen bisherigen 20 Monaten hatte. Hätte ich vor einem Jahr das gewusst, was ich jetzt weiß, wäre ich viel entspannter gewesen und hätte die Zeit noch mehr genießen können.
    Danke für diese Geschichte ?

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