„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Das Beste, was ich für ihn tun konnte, war Muttermilch

Von Birte |
Liebe Regine,
auch ich möchte, wie zum Glück so viele Mamas, unsere Stillgeschichte teilen, um Mut zu machen.

Meine Geschichte beginnt bereits mit Anfang 20, als das Thema Kinder noch gar nicht auf dem Plan stand. Meine Brüste hatten sich ganz anders entwickelt als bei meinen Freundinnen und ich wollte unbedingt eine Brust-OP.

Nach der Untersuchung im Brustzentrum stellte man mir die Diagnose: Tubuläre Brust und sehr wahrscheinlich stillunfähig. Eine seltene, genetisch bedingte Laune der Natur. Schon damals hat mich das sehr getroffen, aber ich hatte viele Jahre Zeit, um meinen Frieden damit zu machen.

Tubuläre Brüste werden aufgrund einer Röhren- oder Schlauchform diagnostiziert, die mit reduzierten Drüsengewebe und einer verringerten Milchbildung einhergehen kann, was jedoch nicht mit einer absoluten Stillunfähigkeit gleichzusetzen ist.
Brüste haben einfach unterschiedliche Speicherkapazitäten.
~ R. Gresens

Mit Mitte dreißig und dem positiven Schwangerschaftstest in der Hand denkt man aber doch nochmal anders – ich wollte es unbedingt versuchen zu stillen! Eine Brust-OP hatte ich doch nicht machen lassen.

Meine Schwangerschaft verlief toll und ich beschäftige mich viel mit dem Thema, las „Intuitives Stillen“ und die Berichte auf stillkinder.de und hatte mir für die 28. SSW einen Platz in einem Stillvorbereitungskurs organisiert.

In der 27. SSW spürte ich dann plötzlich keine Kindsbewegungen mehr – und einen Anruf bei meiner Hebamme und einen Besuch bei meiner Frauenärztin später, war ich mit Blaulicht und Sirene auf dem Weg ins Krankenhaus.

Unser Sohn kam knapp eine Stunde später per Notkaiserschnitt zur Welt. Er war deutlich leichter, als es für diese Schwangerschaftswoche üblich gewesen wäre, gerade mal 740 g.
Aber, wie durch ein Wunder, hatte er bis dahin überlebt.

Der kleine Mann kam nach kurzem Kennenlernen direkt auf die Intensivstation und ich auf mein Zimmer. Die Schwestern fragten mich, ob ich stillen wollte.
Ein Extremfrühchen stillen? Na klar, will ich! Aber, ob ich es kann?

Man brachte mir eine Milchpumpe, ich sollte alle 3 Stunden abpumpen. Das kam mir sehr wenig vor, ein Neugeborenes würde doch sicher öfter trinken wollen. Leider musste ich die Pumpe auch noch teilen und so entschied ich, zusätzlich in kurzen Abständen das Kolostrum per Hand auszustreichen.

Das nächste Wunder: Trotz Stillunfähigkeit und der wahnsinnig frühen Schwangerschaftswoche kam Milch!

Ich durfte meinen Sohn jederzeit besuchen und ihn zu sehen und zu spüren, wenn auch nur im Inkubator, hat mir viel Kraft gegeben. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, ob er es überlebt. Aber mir war klar, das Beste, was ich für ihn tun konnte, war Muttermilch.

Also pumpte und pumpte ich. Da die Milch aufgrund meiner Cytomegalievirus-Infektion (die auch der Grund für die Frühgeburt war), abgekocht werden musste, brauchte man mindestens 40 ml. 

Ich erinnere mich, wie ich mit Tränen in den Augen endlich die ersehnte Menge auf die Frühchenstation bringen konnte. Nun bekam der kleine Mann endlich keine Frühchennahrung mehr. Aber es wurmte mich, dass die Milch abgekocht werden musste.

Tatsächlich kam meine Milchbildung richtig gut in Gang. „Sie könnten ja Zwillinge ernähren!“ – ich war stolz wie Bolle. Aber bei der Menge von 720 ml/Tag war dann die Grenze meiner Brüste erreicht, darüber kam ich nie hinaus. Außerdem musste ich sehr auf die Abstände achten, mehr als 5 Stunden dazwischen und die Menge reduzierte sich schlagartig, worauf nur häufiges Powerpumpen half.

Super!!! Häufiges, gutes Entleeren der Brüste ab Geburt ist gaaaanz wichtig, um die Bildung von Prolaktinrezeptoren in den Brustdrüsen zu unterstützen und die Milchbildung gut in Gang zu bringen. Hier hat sicher das zusätzliche Handentleeren des Kolostrums positiv gewirkt. ~ R. Gresens

Alle überschüssige Milch fror ich ein und das Eisfach füllte sich mehr und mehr. Was wirklich geholfen hat: Känguruhen mit Hautkontakt. Da lief die Milch wie von selbst.

Unser Sohn entwickelte sich – nach einem schwierigen Start mit Lungenbluten und Lungen-Kollaps – sehr gut. Die CMV-Infektion hat er, wieder ein Wunder, sehr schnell überstanden. Er schnullerte wie ein Weltmeister!

Mit knapp 1300 g durfte er dann zum ersten Mal aus einer ganz kleinen Flasche trinken. Natürlich Muttermilch, leider weiterhin abgekocht. Nach einem weiteren Monat war er so weit, immer den ersten Teil aus der Flasche zu trinken und den Rest sondiert zu bekommen.

Dann endlich, mit knapp 2300 g und einem negativen CMV-Test für mich, durfte ich endlich zum ersten Mal anlegen. Ich hatte vorher noch einmal „Intuitives Stillen“ gelesen und habe mir diesen Moment ganz wundervoll ausgemalt. Ich wollte Hautkontakt und den Suchreflex vom Zwerg den Rest erledigen lassen.

Leider hatte an diesem Abend eine etwas „übermotivierte“ Schwester Dienst. Ich will gar nicht ins Detail gehen, aber statt Hautkontakt und Ruhe hatten wir Drücken am Köpfchen, Mund aufschieben, Stillhütchen und viele Tränen. Alles andere als intuitiv. Ich war sauer.

Am nächsten Tag habe ich meine Vorstellungen klar kommuniziert und unsere Ruhe einfordert. Ich besorgte uns einen Liegestuhl zum Känguruhen und legte mir den kleinen Mann nackt auf meinen nackten Oberkörper. Wenige Minuten später strampelte er los und – schwupps, hatte er die Brustwarze gefunden! Unglaublich! Ein magischer Moment.

Andocken konnte er leider nicht, da sein Mündchen so winzig war. Ab diesem Zeitpunkt haben wir jeden Tag einmal gestillt, mit Hautkontakt, aber im Sitzen und mit Stillhütchen. Leider nahm er nur schleppend zu und das Trinken an der Flasche verbesserte sich nur in winzigen Schritten, und so hörte ich auf zu stillen, um möglichst schnell mit ihm nach Hause zu können.

Drei Monate nach seiner Geburt wurden wir endlich nach Hause entlassen. Da der kleine Mann aber weiterhin eine Trinkschwäche hatte und zusätzlich Frauenmilchsupplement benötigte, um sein Untergewicht aufzuholen und wichtige Nährstoffe zu bekommen, fütterten wir weiterhin mit der Flasche.

Bei Frühgeborenen wird die abgepumpte Muttermilch nach Bedarf mit einem Frauenmilchsupplement (FMS) angereichert. Ziel dabei ist, a) eine Energieerhöhung, also mehr Kalorien pro Mahlzeit, b) eine Anreicherung mit Eiweiß sowie c) zusätzliche Mineralien, die den besonderen Bedürfnissen der Frühchen entsprechen. ~ R. Gresens

Wir kämpften um jedes Gramm und zum Stillen war er viel zu schwach. So ließ ich es Zuhause auch erstmal wieder bleiben und pumpte nur noch ab. Ein wahnsinniger Stressfaktor, zumal er auch sehr lange brauchte um zu trinken.

Dann platzte der Knoten und plötzlich nahm die Gewichtszunahme Fahrt auf! Innerhalb von wenigen Wochen erreichte er 4500 g. Leider stieg mein Stresslevel enorm an und die Milchmenge wurde immer weniger. Ab und zu stillten wir, ich hatte aber immer das Gefühl, dass er nicht genug bekommen würde an der Brust.

Bis zu einem Gewicht von 5 kg mussten wir weiterhin einen Teil der Milch mit FMS anreichern, weshalb wir gezwungen waren, auch mit der Flasche zu füttern. Außerdem trank der kleine Mann mittlerweile größere Mengen und meine Milch reichte mit weniger als 720 ml leider nicht mehr aus. Jeden Tag mussten wir auftauen.

Ich versuchte die Menge zu halten und zu steigern, aber es war fast unmöglich… Die Idee der Hebamme: Häufiger anlegen und das Risiko von langsamer Gewichtszunahme eingehen. Hauptsache, die Milch wird wieder mehr. Gesagt – getan.

Dann plötzlich verweigerte er die Flasche! Er wollte nur noch stillen! Und das auch ohne Hütchen. Wo jetzt sicher viele Mamas sagen „Ist doch toll…“, stellte uns das vor eine große Herausforderung, denn er musste weiterhin das FM-Supplement bekommen. Also stillte ich über Tage und mein Mann fütterte abends mit der Flasche und FMS – mühsam und unter Protest vom Zwerg.

Nach einigen Tagen kam dann leider die Gewissheit auf der Waage: Minus 50 g. Auch in den weiteren 2 Tagen nahm er kein Stück zu. Wir besorgten noch in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein Set zum Zufüttern an der Brust, welches von ihm aber mit Vehemenz abgelehnt wurde.

Nach all den Versuchen, dem Pumpen, dem Stillen, dem Wiegen, dem Hoffen & Bangen haben wir dann entschieden, dass es wohl nicht sein soll. Also wieder die Flasche, aber mit Muttermilch.

Nun saß ich aber weiterhin viel an der Milchpumpe, immer wieder Powerpumpen, immer wieder nachts aufstehen, auch wenn das Baby weiter schlief.

Zudem wurde er immer aktiver und forderte mehr Aufmerksamkeit. An der Milchpumpe hängend war es schwer, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden und ich war wie zerrissen. Geplagt von Selbstzweifeln, Versagensängsten und purem Stress wurde die Milch erneut weniger. Und so „stillte ich ab“, als mein Sohn 5 Monate alt war.

Ich habe das Abpumpen reduziert. Am Ende war es aber Kopfsache, die Milch wurde sehr schnell weniger. Ich glaube, es hat drei Tage gedauert.

Die eingefrorene Milch hat noch circa zwei Wochen gereicht, leider war sie allerdings nicht mehr „lecker“, sondern hat seifig geschmeckt. Mir fällt gerade das richtig Wort nicht ein, die Milch war noch trinkbar, aber mein Sohn hat sie verweigert.

Aufgetaute Muttermilch kann Geruchs- und Geschmacksveränderungen aufweisen. Sie werden durch die Aktivität des Enzyms Lipase in der Muttermilch verursacht, das Fett zur leichteren Verdauung in Fettsäuren aufspaltet. ~ R. Gresens

Am Ende bin ich stolz, es so lange geschafft zu haben. Dass überhaupt Milch da war, ist für mich noch immer ein Wunder. Nochmal würde ich es aber – unter diesen Umständen – nicht so lange durchziehen. Die Entscheidung, abzustillen, hat schlussendlich mein Mann für mich getroffen. Denn ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich bin ihm sehr dankbar.

Als Mama will man das Beste für sein Kind, all seine Bedürfnisse erfüllen und vor Allem: es satt kriegen. Manchmal gibt es aber besondere Situationen, in denen muss man auch seine eigenen Bedürfnisse beachten und seine Kräfte einteilen.

Ich möchte trotzdem allen Frühchenmamas Mut machen! Es ist möglich und ihr werdet Bärenkräfte entwickeln, um diesem kleinen Wesen den besten Start ins Leben zu ermöglichen! ❤️

Viele Grüße
Birte

Originalbericht einer Mutter, Februar 2022
Foto: Birte

Liebe Birte,
Du kannst wirklich sehr stolz darauf sein, Deinen Winzling so lange mit Deiner Milch versorgt zu haben.
Toll, dass Du es trotz der ungünstigen Prognose wegen Deiner tubulären Brustform trotzdem versucht hast.
Ich wünsche Euch weiterhin alles Gute!
Herzliche Grüße, Regine Gresens

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Mehr Infos zum Stillen von Frühgeborenen: Linktipps – Stillen von Frühgeborenen
 
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Ein Extremfrühchen im Inkubator

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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1 Kommentar

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  1. wow! was habt ihr nur geleistet. da könnt ihr mächtig stolz auf euch sein!

    ich fühle absolut mit dir was die Brustform angeht. ich habe meine zwei schon immer gehasst und war mir bewusst nach dem Kinderwunsch ne OP zu machen.

    leider bekam ich die Diagnose tubuläre Brust erst im Geburtshaus. bei mir brach ne Welt zusammen.

    auch wir hatten nen besch…. Stillstart – noch im Spital. powerpumpen und nur 2-4 Std Schlaf waren viele Wochen angesagt. nur kam ich auch dann auf nie und nimmer so viel. wir stillen nun also seit 3 Monaten einfach zum Teil. immerhin. seit zwei Wochen etwa mach ich mir den Stress mit dem Pumpen auch nicht mehr. so kann auch ich wieder ein wenig zur Ruhe kommen und es hat einfach solange Milch, wie es hat. für mich war es stets wichtig zu Stillen umd irgendwie hab ich nie nen Gedanken daran verloren es nicht voll machen zu können…

    schön geht es euch wieder besser ❤️

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