Von Michaela |
Erfolgreiche Stillbeziehung zu einem 31-Wochen Frühchen – oder, wie das Baby meine Ansichten komplett veränderte…
Hallo Frau Gresens,
wäre ich während meiner Schwangerschaft auf Ihre Website gestoßen, ich hätte sie als alternativen Blödsinn abgetan.
Ich hatte nicht wirklich vor zu stillen, oder eben vielleicht maximal 8 Wochen lang. Ich fand Tragetücher albern und von Baby-led Weaning hatte ich nie gehört – und wenn, dann hätte ich es bestimmt auch als viel zu antiautoritär abgelehnt.
Nun, ein Jahr nach der Geburt, sieht es komplett anders aus.
Mein Sohn kam in der 31. SSW viel zu früh und mit nur 915 g zur Welt.
Die Ärzte und Schwestern auf der Frühchenstation überzeugten mich, dass Muttermilch für Babies ganz allgemein das Beste ist und gerade Frühchen von einer Stillbeziehung zur Mutter besonders profitieren, egal wie “ineffizient” diese am Anfang auch sein mag.
So kam es, dass ich noch am Tag der Geburt anfing, Milch abzupumpen und keine drei Tage später, als mein Sohn stabil genug war, dieses viel zu winzige Wesen an meine Brust anlegte.
Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass ein derart kleines Menschlein, sich nicht komplett und selbstständig an Mamas Brust versorgen kann – das übernahm zunächst die Sonde, später dann das Fläschchen (beides mal mit meiner Milch drin).
Ich wurde jedoch vom Klinikpersonal nicht nur ermuntert, sondern regelrecht dazu angehalten, mit meinem Sohn, so oft es eben möglich war, an der Brust zu üben.
Ich will ehrlich sein, zu Beginn war das nicht schön!
Es war frustrierend, wie schnell er erschöpft war.
Es war nervig und kräftezehrend, trotzdem alle 2-3 Stunden (auch nachts!) Milch abpumpen zu müssen – nur um die Milch dann einzufrieren, weil er gar nicht so viel trinken konnte.
Ich hätte am liebsten alles hin geschmissen und in eine Vorratspackung Milchpulver investiert.
Mit dem Tag, an dem unser Sohn nach Hause durfte – ziemlich genau am errechneten Geburtstermin übrigens – änderte sich das allerdings.
Mit Erreichen der 40-Wochen-Marke wurde aus dem ineffizienten Andocken und dann nur an der Brust rumnuckeln von einem Tag auf den anderen “effizientes” Stillen.
Ich kann nicht sagen, wie dankbar ich dafür war. Es ist meiner Meinung nach nämlich ein gewaltiger Unterschied, ob man Nachts aufstehen und ein Fläschchen richten (und, wenn’s dumm läuft, parallel die vollen Brüste per Pumpe entleeren) muss oder ob man einfach nur sein Baby hoch nimmt, stillt und weiter schläft!
Tagsüber gaben wir unserem Sohn, zusätzlich zur Brust, weiterhin 3-4 mal ein Fläschchen mit angereicherter Muttermilch – schließlich war die Gefriertruhe ja voll davon und er brauchte die extra Kalorien (angeblich?) noch immer.
In diesen Fällen pumpte ich auch immer parallel, oder etwas zeitversetzt, Milch ab, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu halten.
Das ging mir allerdings mehr und mehr auf die Nerven und auch mein Sohn zeigte immer weniger Interesse aus der Flasche zu trinken.
Nach 4 Monaten hab ich dann die Pumpe einfach in die Ecke gestellt – und siehe da, der kleine Mann entwickelte sich auch weiterhin prächtig. (Besonders interessant in diesem Zusammenhang: Er hatte nachweislich auch keinen Eisenmangel!)
Mittlerweile besteht unsere Stillbeziehung schon seit ziemlich genau einem Jahr – und noch ist kein Ende in Sicht.
Ich wäre ja schön blöd, diese allzeit bereite Wunderwaffe gegen den kleinen Hunger (oder, um ehrlich zu sein, auch einfach zum Beruhigen und Einschlafen) früher aus der Hand zu geben als nötig.
Eine Nacht ohne Brust mag ich mir gar nicht vorstellen…
Außerdem mag der werte Herr keinen Babybrei und zieht es seit einem knappen halben Jahr vor, selbst zu bestimmen, was er in den Mund nimmt und runterschluckt und was nicht.
Da ist es für die mütterliche Seele gut zu wissen, dass er immer noch die Muttermilch hat, wenn mal wieder die Hälfte der Mahlzeit überall gelandet ist, nur nicht im Mund.
Wie zu Beginn erwähnt, ich hatte nie geplant, Baby-led Weaning zu betreiben – aber der Junior hat das eben so bestimmt, und zu meiner großen Überraschung funktioniert es.
Ach so, und um das Ganze abzurunden, habe ich auch feststellen müssen, dass es nichts praktischeres gibt, als sein Kind in einem Tuch/einer Trage am Körper zu tragen – man hat die Hände frei und Treppen sind kein Hindernis…
In diesem Sinne, ich kann die Aussage “Ein Baby verändert dich komplett” nur unterschreiben.
Michaela
Originalbericht einer Mutter, März 2019
Foto: Michaela
Liebe Michaela,
vielen Dank für Deinen ermutigenden Erfahrungsbericht. Toll, dass das Stillen nach diesem schwierigen Start so gut geklappt hat.
Und ja, es ist einfach so, bevor das Baby da ist, ist es sehr schwer bis unmöglich sich vorzustellen, wie es dann tatsächlich ist und wie sehr es einen verändert.
~ R. Gresens
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