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Von Sara |
Heute möchte ich über meine Erfahrung mit dem Stillen berichten. Ich merke, es beschäftigt mich noch immer, denn beim Lesen der Stillerfahrungen auf dieser Plattform kommen mir immer noch ab und an die Tränen. Es ist gewiss eine sehr emotionale Zeit und ich möchte Euch großen Mut zureden. Deswegen schreibe auch ich nun endlich, nach zwei Jahren, meine Geschichte auf.
Es fing alles viel früher an. Vor zehn Jahren wurde ich zum ersten Mal Mama. Meine älteste Tochter kam ganz natürlich und ohne Medikamente zur Welt. Diese Zeit ganz zu Beginn mit den kleinen Würmern empfand ich immer am allerschönsten. Das viele Kuscheln, Tragen, Stillen waren einfach herrlich für mich und Baby. Abgesehen von anfänglichen Schmerzen an den Brustwarzen (drei Wochen ging das, sogar mit blutigen Brustwarzen), lief alles wunderbar und sie konnte voll gestillt werden.
Rückblickend hätten einige Dinge beim Stillen besser gehandhabt werden können, zum Beispiel einfach das Anlegen mit der Sandwich-Technik, damit die Brustwarzen nicht so beansprucht werden. Außerdem haben die Silikonhütchen damals wohl eher alles verschlimmert, als zu helfen. Nichts desto trotz hatte ich eine tolle Hebamme, die mich sehr stark unterstützte und mit Laser behandelte etc.
Bei meinem zweiten Kind klappte alles wie geschmiert. Wieder eine natürliche, tolle Geburt, dieser schöne Anfang, das volle Stillen, viele Tragen, Kuschelmomente, einfach herrlich. Es war eine herausfordernde Zeit, da sie nur 20 Monate auseinander waren, aber auch hier war das Motto, „der Anfang ist einfach die schönste Zeit!“.
Das war dann auch meine Erwartungshaltung bei meinem dritten Kind. Er heißt Quentin und ist ein wunderbarer Junge, inzwischen zwei Jahre alt. Die Geburt war wieder eine natürliche mit gutem Apgar-Wert (wobei sein Köpfchen sehr blau war), sofortigem Anlegen, viel Kuschelzeit, Bonding, etc. Hier schon mal vorweg: Ich hatte massive Stillprobleme, dadurch maximale psychische Belastung und wurde oft schlecht beraten. Das war insgesamt sehr traurig. Aber hier die ganze Story:
Auf der Wochenbettstation konnte ich mich ein paar Tage lang ganz innig auf meinen Jüngsten konzentrieren. (Mir ging es bei der Auswahl des Krankenhauses darum, ob es eine Neonatologie hat, und nicht darum, ob es ein Stillfreundliches Krankenhaus ist. Leider war dieses kein im Bereich Stillen zertifiziertes Krankenhaus.)
Ich war endlos glücklich, dieses dritte Wunschkind noch bekommen zu haben, da wir bei dieser Schwangerschaft erstmalig mehrere Jahre mit Fertilitätsproblemen kämpften. Die Schwangerschaft war aber auf ganz natürlichem Weg entstanden, ich war halt 41 Jahre alt.
Anfangs war alles ganz normal vom Stillen bis zur Ausscheidung – immer ein blauer Strich an der Windel (=bedeutet, dort ist Urin drin), sowie Mekonium ganz normal. Aber dann merkte ich innerhalb der ersten 36 Stunden schnell, dass der kleine Wurm über eine lange Dauer dann kein Pipi machte.
Besorgt dackelte ich jede Schicht zur Schwesternstation, die wollten dann immer noch zuwarten. Nach 21 Std. hatte ich die Nase voll und ging hin und setzte mich durch, das sei ja nicht normal, dass der Kleine 21 Stunden nicht pinkele. Deren Idee, das Problem zu lösen, war ihm Maltodextrin (oder irgend so ein bappsüsses Zeug) über Fläschchen zu geben, da sie der Meinung waren, dass ich schlichtweg nicht genug Milch hatte und er somit nichts trank, ergo nicht pinkelte.
Ich war sehr besorgt und zu allem bereit. Er trank es in Windeseile auf. Und ließ dann natürlich relativ rasch auch kräftig Wasser in die Windel, sehr zu meiner Erleichterung. Rückblickend denke ich mir nun, dass dies das erste Zeichen war, dass wir Stillprobleme haben würden. Denn ich – als in der Vergangenheit voll stillende Mama – hatte überhaupt keinen Grund für zu wenig Milch. Alle Prolaktin-Rezeptoren waren schon ausgebildet und darüber das „Gedächtnis der Brust“ vorhanden. Leider wusste ich das alles zu dem Zeitpunkt nicht. Und an dieser Stelle eine Danksagung an meine spätere Stillberaterin, die in dieser Zeit ein absoluter Engel war!
Am nächsten Tag war die Entlassung. Die Kinderärztin untersuchte in Windeseile und predigte mir ihre „Entlassungsmantras“ ab, von wegen: Kind im eigenen Bett, im eigenen Schlafsack, bla bla bla und legte überhaupt keinen Wert darauf, dass er 21 Stunden lang nicht gepinkelt hatte. Wieder im Nachhinein der Glühbirnen-Effekt, dass Kinderärzte leider auch so gut wie gar nicht im Bereich Stillen weitergebildet werden (ich bin selbst Fachärztin für Allgemeinmedizin und darf das sagen).
Zu Hause bildete ich mir dann ein, die heile Welt zu haben und setzte mein Stillprogramm und die Kindererziehung wie gewohnt fort. Meine Hebamme (wir waren umgezogen und es war eine für mich neue Hebamme) war erst mal nicht vor Ort – Wochenendausflug. Somit wurde das Kind erst am 5. Tag von ihr gesehen. Da war die Zeit aber zu knapp um zu wiegen.
Und hier ist schon mal ein Trick in der Geschichte. Das sagten mir im Nachhinein auch mehrere Stillberaterinnen und Hebammen: Bei den dreifachen Mamas muss man aufpassen! Es läuft häufig etwas schief, denn sie selbst und alle anderen glauben, man könne es schon alles. Aber in der Realität sind sie oft sehr gestresst und Stolpersteine und Fehlerquellen werden nicht beachtet.
So nun war der Kleine dann schon 6 Tage alt, da merkten wir erst bei dem ersten Wiegen seit Entlassung, dass etwas schief gelaufen war. Die Hebamme sagte, er habe zu stark abgenommen! Und zwar satte 430 Gramm bei einem Geburtsgewicht von 3850 Gramm = mehr als 10 Prozent!
Ich müsse nochmal alles geben, permanent stillen, Stress abbauen, mich nur auf ihn konzentrieren. Sie gab mir diese Silikonhütchen, die ich schon von meinem ersten Kind kannte.
Die Gewichtsabnahme nach der Geburt sollte nicht mehr als 7 % des Geburtsgewichts betragen. Eine größere Gewichtsabnahme ist ein Hinweis auf eine mögliche Störung des Stillens und sollte zu einer Überprüfung des Anlegens, der Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten sowie der Milchproduktion der Mutter durch eine Stillexpertin führen. Stillhütchen sind gerade bei einer zu hohen Gewichtsabnahme als Maßnahme eher nicht zu empfehlen, da sie das Entleeren der Brüste zusätzlich erschweren können. ~ R. Gresens
Allerdings musste die Hebamme wieder übers Wochenende weg und ließ dann die Waage bei mir. So eine Tuchwaage ist ganz schön tricky. Jedenfalls waren ich und mein Mann zu doof, sie selbst zu benutzen! Wir wogen jeden Tag und bildeten uns ein, er hätte übers Wochenende etwas zugenommen. Aber in der Realität tat er das nicht.
Am 10. Lebenstag kam die Hebamme aus ihrem Urlaub zurück und dann kam die Hiobsbotschaft: Das Kind hat überhaupt nicht zugenommen, im Gegenteil, er war nun bei 3380 Gramm und wir mussten zufüttern!!!
Etwas war ganz im Argen. Ich in Tränen, glaubend mein Kind hat eine Gedeihstörung, rannte zur vertrauten Kinderärztin, die mir versicherte, er habe keine Gedeihstörung, er brauche nur Kalorien. Ganz, ganz viele Kalorien.
Es kam keiner auf die Idee, mir eine andere Lösung außer dem Fläschchen anzubieten. Es kam auch keiner auf den Gedanken zu überlegen, woran das denn liegen könne, dass er nicht genug Milch bekommt. Und ich hatte von Zufütterung nun wirklich keinen blassen Schimmer.
Ich fand es furchtbar, war aber bereit in meiner Verzweiflung alles zu tun, dass der Kleine zunimmt und es ihm besser geht. Quentin sah in der Zwischenzeit auch schon ganz abgemagert aus. Die großen Geschwister mussten in dieser Zeit viel wegstecken. Meine volle Energie war dem Jüngsten gewidmet und dadurch wuchsen massive Schuldgefühle gegenüber meinen zwei großen Kindern. Erschwerend kam hinzu, dass mein Mann beruflich sehr viel unterwegs war. Montag bis Donnerstag war ich das erste halbe Lebensjahr von Quentin alleinerziehend.
Es kam eine schreckliche Zeit. Und ich sage das so ehrlich, weil ich Euch, liebe Mamas, Hoffnung machen möchte. Es wird alles vorbeigehen und ihr werdet das schaffen. Und Eure kleinen Mäuse werden es auch schaffen, denn sie haben ganz viel Kraft.
Konfrontiert mit diesen ganz neuen Problemen, konnte ich mich überhaupt nicht auf das romantische, schöne neugeborene Bonding konzentrieren, auf das ich mich SO SEHR gefreut hatte, sondern musste ständig wiegen – das Baby, die Bodies, die Windeln, gucken, dass er Fläschchen nimmt, ständig weiter stillen, damit er sich nicht abstillt. Außerdem musste ich pumpen, so viel ich nur konnte.
Die Hebamme versicherte mir, „es gibt gar keine Nippelverwirrung“ und „den wirst Du im Nu voll stillen, da bin ich mir ganz sicher“ und lauter Märchen wurden mir erzählt. Eigentlich kann die Hebamme nichts dafür, dass sie mich schlecht beraten hat. Denn scheinbar wird bei der Ausbildung zur Hebamme kaum über das Stillen gelehrt.
In der Hebammenausbildung wird heute schon eine Menge über das Stillen gelehrt. Aber wie überall gibt es auch hier Unterschiede. Es gibt Ausbildungen, die sehr gut sind, aber auch welche, die noch verbessert werden sollten. ~ R. Gresens
Und sie selbst konnte ihren einzigen Sohn in den 60er Jahren auch nicht stillen, weil er nach der Geburt auf der Intensivstation war und wir wissen ja alle, wie sowas endet – Flaschenkinder. Das will ich überhaupt nicht abwertend sagen! Für viele Familien ist diese Option die Rettung und zum Glück gibt es das!! Und ich verurteile das auch gar nicht! Ich mache hier KEIN Flaschen-Shaming!!! Wem es gut tut, der soll es machen.
Aber für mich war das der blanke Horror. Ich hatte meine Kinder immer voll gestillt und hatte auch die Absicht, das wieder zu tun, zumal das Stillen für mich die Erziehungsmethode Nummer Eins war! Immer wenn die Kinder weinten, legte ich sie an und die Welt war wieder heile.
Bei Quentin lief es alles ganz anders. Er war in dieser schrecklichen Anfangszeit teilweise ein Schreikind. Ich konnte ihn nicht beruhigen, egal was ich machte. Fliegerposition, Stillen, Tragen, Flasche geben, es half alles nichts und lies mich manchmal verzweifelt im Schaukelstuhl mit dem kleinen Wurm bis um 4 Uhr morgens in Tränen sitzen. Sogar noch heute, wenn ich mich zurück erinnere, macht mich das traurig und ich kaue immer noch daran.
Eine Mama in der Schule von meiner ältesten Tochter ist Hebamme. Sie erklärte mir eines Tages, da war Quentin 3 Wochen alt, es könnte das Zungenbändchen sein.
Zungenbändchen, was ist das? Ich habe ja Anatomie mit Präpkurs und allem drum und dran gelernt, aber vom Zungenbändchen hatte ich beim besten Willen noch nicht gehört. Sie gab mir auch schon gleich einen Tipp von einem Zahnarzt in der Umgebung, der sich darauf spezialisiert habe. Ich könne schon mal einen Termin machen. Denn ein Termin bei diesem Spezialisten gehe nur mir viel Vorlauf.
Ich war erst mal skeptisch und wollte nicht gleich einen Eingriff verursachen. Ich holte mir Hilfe von einer ganz ganz tollen Stillberaterin im örtlichen, stillfreundlichen Krankenhaus. Zudem informierte ich mich online über Alternativen zu Flaschen.
Als Quentin dann irgendwann mit ca. 6 Wochen drohte, sich abzustillen, brach meine Welt zusammen. Ich war ein WRACK! Ich assoziierte die Zufütterung mit der Flasche mit Schreien und ihn nicht beruhigen können und wollte so unbedingt weg von der Zufütterung und in meine Welt des vollen Stillens.
Wir hatten aber ratzfatz im Wahn der Gewichtsabnahme und auf Rat von allen Experten 400 ml Flaschenmilch pro 24 Std. zugefüttert. Davon muss man erst mal wegkommen! Es war ein harter und sehr langer Kampf und zehrte an all meinen Kräften und auch allen Kräften von der Familie.
Am Anfang pumpte ich kaum, denn ich hatte Quentin ständig angelegt. Mit der Zeit pumpte ich immer wieder, verstand aber nicht, warum ich nicht mehr Milch machte. Meine Hebamme, die Stillberaterin und auch der Kinderarzt waren alle der Meinung, das Zungenbändchen sei es nicht. So stieg ich in der 6. Lebenswoche erst einmal auf ein Brusternährungsset (BES) um, da dies der Zeitpunkt war, in dem Quentin drohte sich abzustillen.
Ich hatte schon alles getan – Bockshornklee, Stilltee, richtiges Stillkissen, richtige Stillposition, die Sandwich-Methode beim Anlegen, Hilfe holen für den Haushalt, Hilfe holen für die großen Kinder. Es war ein enormer Aufwand.
Das BES half mir zumindest dabei, mich zu beruhigen, dass Quentin sich nicht von selbst abstillt. Ich war endlich weg von den Flaschen. Es ist sehr schwierig dieses Teil zu benutzen, aber ich wandte viel Geduld an, friemelte diese furchtbaren Schläuche immer seitlich in den Mund des Kindes rein, und konnte wohlen Gewissens weiter stillen. Am Anfang sang ich immer leise dasselbe Lied beim Anlegen mit BES: „was ich tu – ganz in ruh – ganz mit Mut – das wird gut“. Und Quentin kam an seine Kalorien.
In der Zwischenzeit machte ich doch noch einen Termin bei besagtem Zahnarzt, der sich auf das Zungenbändchen spezialisiert hatte. Man weiß ja nie. Außerdem holte ich mir Rat von einer bekannten Frauenärztin, ob ich Domperidon off label zur Prolaktinanregung nehmen dürfe. Sie bejahte. Darin sind aber die meisten Frauenärzte auch nicht versiert.
Es war jedoch alles nicht so leicht. Er nahm zwar an Gewicht zu, in der Perzentilen-Kurve jedoch stürzte Quentin immer weiter ab. Ich kann mich noch erinnern, als Quentin schon knapp 10 Wochen alt war und ich das BES nun schon seit 4 Wochen im Einsatz hatte, da hatte er sich auf die 14. Perzentile herunterkatapultiert (Geburtsgewicht 90. Perzentile). Das darf nicht sein und ich war am Ende!
Ein gesundes, termingerecht geborenes Baby nimmt etwa parallel zu seiner Ausgangs-Perzentile zu, hat reichliche Ausscheidungen und ist aktiv und zufrieden. Deutliche Abweichungen von der erwarteten körperlichen Entwicklung können mit Hilfe der Perzentilen leichter festgestellt werden. Wenn ein Baby zu wenig zunimmt, muss nach der Ursache gesucht und diese nach Möglichkeit gelöst werden. ~ R. Gresens
Am nächsten Tag kam nun der lang ersehnte Termin beim Zahnarzt. Nebenbei bemerkt konnte er kaum glauben, dass ich überhaupt noch stillte. Er sagte, so etwas habe er selten nach 10 Wochen erlebt, dass das Kind in solch einem Fall noch gestillt wird. Für ihn war es eine ganz klare Sache. Ich hatte auf dem Fragebogen neben allen Beschwerden zu kurzem Zungenbändchen ein Kreuzchen gemacht. Er laserte noch am gleichen Tag. Es war schrecklich für mich diese Prozedur durchzustehen (wobei ich nicht im selben Raum war), aber ich denke, es war das Richtige.
Danach merkte ich, dass Quentin das BES schneller austrank. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein. Aber ich glaube wirklich, dass dieser Eingriff uns geholfen hatte.
Wir waren immer noch bei 400 ml Formula. Hinzu kam, dass Quentin nach 7 Wochen BES keine Lust mehr auf das Teil hatte. Der schlaue, kleine, hungrige Bär spuckte permanent diese nervigen Schläuche an der Seite aus. Und ich hatte wirklich schon eine Methode entwickelt, wie es funktionierte. Ich war sozusagen eine BES-Expertin geworden. Sogar in die Öffentlichkeit traute ich mich mit dem Teil zu stillen und kann mich daran erinnern, es einmal auf dem Weihnachtsmarkt benutzt zu haben und einmal an meinem Geburtstag im Restaurant.
Diese drei kostbaren Neugeborenenmonate hatten mich maximal gestresst und waren eine sehr sehr schwere Zeit. Das BES kam nicht mehr in Frage, er spuckte es aus. Außerdem musste er in der Perzentile hoch. Einen Tag lang versuchte ich dann alle möglichen anderen Methoden: Löffel und weißte nicht, was alles. Er lachte mich quasi aus, nach dem Motto „Mama willste mich verar….? Ich will Milch und zwar nicht vom Löffel, sondern richtig“.
So ging ich gezwungenermaßen wieder auf die Flaschen zurück, die mich schon so sehr traumatisiert hatten. Denn 14. Perzentile und abwärts war KEINE Option! Dazu war ich nicht bereit und sobald der Kinderarzt das erfahren hätte, hätte er mir die Leviten gelesen. Und recht hätte er damit gehabt. Im Wahn, voll stillen zu wollen, darf man nie die Gesundheit des Kindes riskieren.
So kamen wir zurück zu den Flaschen, ich sah zu, dass wir die 400 ml stets nicht überschritten (diese Mengenbeachtung allein war auch arg viel Stress bei dem Gewichtproblem), und hoffte darauf und betete, dass er sich nicht nochmal abstillen würde und zugleich genug zunehmen würde, so dass er wieder auf eine akzeptable Perzentile kletterte.
Zudem pumpte ich nun, was das Zeug hält. (Nebenbei: während der BES-Phase pumpte ich nicht, denn der Saugeffekt des Kindes ist ja auch eine Pumpe). Das muss man erst mal schaffen, so viel zu pumpen! Ich hatte ihn ja ständig auf meinem Körper im Tragetuch oder sonst wie und stillte ja auch noch sehr häufig.
Irgendwie hab ich es geschafft. Am Anfang waren 5 ml verteilt auf beide Brüste. Ich war in Tränen!!! Mein Mann sagte, das sei nicht schlimm. Einfach weiterpumpen, ist wie wenn man für ein großes Sportereignis trainiert! Der Engel, er ermutigte mich so sehr. Und meine beiden großen Kinder waren auch so lieb dabei und fieberten mit. So eine schöne Familie gab mir so viel Kraft. Ich denke immer noch mit einem weinenden und einem lachenden Auge daran zurück.
Ihr Lieben, diese Geschichte wird wahrhaftig viel zu lang. Es hat mich zwei Jahre gekostet, ehe ich es alles aufschreiben konnte. Ich habe lange daran gekaut. Und Quentin hat zum Schluss immer einen Teil Formula aus der Flasche bekommen und einen Teil Muttermilch über das Stillen. Und das hat bei uns funktioniert. Und deswegen erzähle ich es. Damit ihr Mut bekommt.
Lasst Euch nicht in eine Schublade drängen. Wenn man online geht und auf Foren liest und sich über dieses Thema informiert, sind auf beiden Seiten so viele militante Meinungsträger dabei: “Tu dies! Tu das! So ist es richtig! Nein so! So machst Du es auf jeden Fall falsch!!!“
Erstens, aus meiner Perspektive als Hausärztin: Schlimmer geht immer. Es fühlt sich zwar jetzt ganz ganz schlimm an, aber seid dankbar, dass das Kind lebt. Andere haben nicht so viel Glück und haben weitaus größere Probleme als die Zufütterung. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass man seine eigene Trauer in diesem Bereich nicht einfach abschalten kann und habe volles Verständnis dafür. Aber verliert nicht den Überblick über die Dinge, die im Leben wirklich wichtig sind! Ich muss gestehen, so manchmal hatte selbst ich den Überblick darüber verloren.
Zweitens: Seid gut zu Euch selbst. Es muss nicht immer alles perfekt sein.
Drittens: Vertraut Euch selbst. Die Antwort liegt in Euch. Ihr werdet einen Weg finden, Euer Kind zum Gedeihen zu bringen und dass es allen gut geht.
Viertens: Holt Euch Hilfe von einer guten Stillberatung. Oder vielleicht könnt Ihr mit Regine Gresens chatten. Wie auch immer Ihr es macht, Ihr seid nicht alleine und diese Zeit wird vorbeigehen und es wird Euch wieder gut gehen!
Unsere Geschichte ist immer noch nicht vorbei. Quentin liebt das Stillen nach wie vor und macht das sehr sehr gerne. Ich bin froh drum und es stört mich überhaupt nicht, dass er mit knapp zwei Jahren weiter stillt. Das ist ja in anderen Ländern ganz normal und wird nur in der westlichen Welt leider von manchen verpönt. Einfach ignorieren. Ab und zu (phasenweise gar nicht) trinkt er gerne noch ein Fläschchen und das ist völlig in Ordnung.
Er hatte sich irgendwann stets auf die 75. Perzentile eingependelt und nun habe ich schon ewig nicht mehr gewogen (mach ich nur noch bei den U-Untersuchungen des Kinderarztes). Er isst kräftig und stillt vor allem gerne abends zum Einschlafen, nachts ein wenig und dann morgens wieder. Und ich lass ihn. Wird schnell genug gehen, dass mein Kleinster groß ist!
In weniger als einer Woche fange ich wieder an, zu arbeiten. Die geliebte Elternzeit ist vorbei und das wollte ich nun einfach mal geschrieben haben.
Das war meine Story. Ich wünsche Euch viel Kraft in dieser Zeit, liebe Mamas. Ihr könnt das! Und lasst Euch von keinem klein reden!
Sara
Originalbericht einer Mutter, September 2021
Foto: Sara
Liebe Sara,
ganz herzlichen Dank für das Teilen Eurer ungewöhnlichen Geschichte. Es ist wirklich traurig, dass das verkürzte Zungenbändchen als die Ursache für die massiven Stillprobleme erst so spät erkannt und gelöst wurde. Eine frühzeitigere Behandlung hätte Euch so viel Stress und Kummer ersparen können.
Umso mehr wünsche ich Euch noch eine angenehme und glückliche restliche Stillzeit, solange wie es sich für Euch gut und richtig anfühlt.
Herzliche Grüße, Regine Gresens
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