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Von Sandra |
Mein Name ist Sandra und ich bin 28 Jahre alt, wohne in Bayern, arbeite im Büro, bin verheiratet und dies ist mein erstes Kind.
Ich würde behaupten, dass ich mich in der Schwangerschaft sehr viel über Geburt und Babys erstes Lebensjahr informiert habe. Ich habe ein paar Bücher von Hebammen gelesen (da gab es natürlich auch immer Kapitel zum Stillen), Geburtsberichte von anderen gelesen / angeschaut, genauso Podcasts gehört etc. Ansonsten habe ich auch auf YouTube geschaut und mir Videos zum richtigen Anlegen etc. angesehen.
Aber im Nachhinein muss ich zugeben, zum Thema Stillen hätte ich mich durchaus gerne noch ausführlicher informieren können, mehr Erfahrungsberichte von anderen, mehr Infos zum richtigen Anlegen, vielleicht auch Videos, wo das Stillen mal in Realität gezeigt wird. Als mein Kind das erste Mal auf dem Stillkissen lag, wusste ich, ehrlich gesagt, nicht so richtig, was jetzt zu tun ist.
Kein Wunder, wenn das Baby auf einem Stillkissen liegt, kann es auch nicht mit seinen angeborenen Reflexen von selbst und alleine die mütterliche Brustwarze finden, sondern braucht in dieser Position sehr viel aktive Unterstützung von der Mama oder einer anderen erfahrenen Hilfsperson.
~ R. Gresens
Mein Plan war es zwar zu stillen. Ich denke, es gibt viele Gründe fürs Stillen. Irgendwie hat es die Natur ja so vorgesehen. Und es ist nun mal die beste Ernährung fürs Kind, unterstützt das Immunsystem, Muttermilch kann sich individuell auf die Bedürfnisse des Kindes (bei Infekten etc.) einstellen, geringeres Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. Und es ist natürlich etwas ganz Besonderes, eine tolle Verbindung zwischen Mama und Kind, etwas, das nur das Kind und ich miteinander haben. Aber ich bin auch keine Frau, die sagt, sie muss auf Biegen und Brechen unbedingt stillen. Für mich wäre beides okay gewesen.
Ich bin immer davon ausgegangen, dass mein Baby sich bestimmt noch ein oder zwei Wochen länger Zeit lässt als der ET. Umso überraschter war ich, als ich 3 Wochen vor ET einen vorzeitigen Blasensprung hatte. Da die Wehen nicht von selbst einsetzten, wurde eingeleitet. Zusätzlich bekam ich noch einen Wehentropf mit Oxytocin und Schmerzmittel (Buscopan).
Somit kam meine Tochter im Januar 2023 drei Wochen zu früh mit 2300 Gramm und 45 Zentimetern mit Saugglocke zur Welt. Leider wurde sie mir nach Geburt nicht gleich auf die Brust gelegt, sondern kam sofort zu den Kinderärzten, die sie erstmal versorgt haben. Sie hatte ein paar Anpassungsschwierigkeiten.
Als die Kinderärzte nach ca. einer Stunde soweit fertig waren, wurde ich gefragt, ob ich sie kurz haben möchte, was ich natürlich bejaht habe. Sie wurde mir im Handtuch eingewickelt auf die Brust gelegt, es wurde kurz ein Foto gemacht und dann wurde nach ca. 1 Minute auch schon gesagt „Wir sollten jetzt aber in die Kinderklinik!“.
Ich habe dem zugestimmt, schließlich wollte ich ja das Beste für mein Kind. Aber natürlich hatte ich mir den Start ganz anders vorgestellt…
Im Grunde war es, unserer Meinung nach, eine reine Vorsichtsmaßnahme zur Überwachung, da sie eben 3 Wochen zu früh kam, ein eher geringes Gewicht hatte, dazu Saugglocke und die Herztöne gegen Ende nicht so gut waren.
Als ich dann ein paar Stunden nach der Geburt fit genug war, habe ich meine Tochter in der Kinderklinik besucht. Sie bekam dort Pre-Nahrung per Flasche. Ich wurde nicht gefragt, ob das okay ist, aber aufgrund des geringen Gewichts hätte ich ihr vermutlich auch erstmal Pre-Nahrung gegeben.
Abends wurde mir eine Milchpumpe auf Station vorbeigebracht und ich sollte alle 4 Stunden pumpen. Aber ehrlich gesagt, war ich nachts nicht allzu motiviert. Aufgrund des Blasensprungs war ich schon ein paar Tage stationär im Krankenhaus und hatte kaum geschlafen und nun war nicht mal mein Baby bei mir, sondern ein paar Stockwerke weiter unten in der Kinderklinik.
Am nächsten Tag habe ich mich entlassen, mein Baby musste sowieso noch in der Kinderklinik bleiben und habe Zuhause dann regelmäßig alle 4 Stunden gepumpt.
Weil ich gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet bin (egal um was es geht 😃), hatte ich mir zum Glück sowieso schon im Vorfeld eine „No Name“-Milchpumpe auf Amazon für 50 Euro gekauft. Sie funktioniert aber echt gut. (Ich wollte sowieso mal abpumpen und Milch einfrieren, falls ich mal krank werde oder mal weg muss und der Papa aufs Kind aufpasst. Und eine Handpumpe konnte ich mir nicht vorstellen bzw. ist sie ja fast so teuer wie die elektrische Milchpumpe, und die funktioniert trotz des geringen Preises echt gut.) Und im Nachhinein bin ich froh, dass ich sie hatte und nicht den Stress hatte, nach der Geburt am Wochenende alle Apotheken abzuklappern, um eine Milchpumpe ausleihen zu können.
Meine Tochter musste insgesamt 4 Tage in der Kinderklinik bleiben. Natürlich war der Plan, ihr meine Muttermilch zu verfüttern, sobald ich Milch hatte. Bei jedem Besuch machten die Pflegerinnen schon Druck, ob ich denn „endlich“ Milch hätte. Aber nein, die Milch kam „erst“ drei Tage nach Geburt.
In der Kinderklinik habe ich zweimal versucht die Kleine anzulegen. Doch das Personal hatte schlichtweg zu wenig Zeit, mir dabei zu helfen. Das Kind war ja komplett verkabelt und konnte nicht so einfach selbst aus dem Inkubator heraus genommen werden zum Anlegen. Es gab nur zwei Anlegeversuche mit den Pflegerinnen, sie hat die Brust aber zu dem Zeitpunkt nicht genommen, ich denke wir hätten einfach mehr Zeit benötigt. Das Personal war immer sehr kurz angebunden.
Eine Schwester meinte sofort, als sie meine Brust sah: „Da brauchen wir unbedingt Stillhütchen“. Sie meinte, meine Brustwarze sei so groß. Keine Ahnung, was das damit zu tun hat, aber irgendwie vertraut man ja darauf, was das Klinikpersonal sagt. Wir haben es dann mit Stillhütchen versucht, aber meine Tochter hat nur ein bisschen rumgeleckt, aber nicht gesaugt. Danach habe ich aber nie mehr Stillhütchen verwendet. So waren meine ersten Anlegeversuche nicht wirklich erfolgreich.
Als meine Tochter dann nach 4 Tagen entlassen wurde, hatte sie mit Gelbsucht zu kämpfen. Meine Nachsorgehebamme meinte deshalb, dass wir Zuhause lieber auch erstmal nur abpumpen sollen, die Muttermilch in der Flasche verfüttern und ansonsten Pre Milch geben sollen. Da das Saugen für sie dort leichter ist als an der Brust und es wegen der Gelbsucht wichtig wäre, dass sie nun möglichst viel trinkt und ausscheidet. Gesagt, getan. In den ersten 4 Tagen Zuhause haben wir die Brust also auch noch nicht angeboten.
Babys müssen die Muttermilch nicht aus der Brust heraussaugen, sondern durch ihr Saugen muss nur der Milchspendereflex ausgelöst werden, dann fließt die Milch aus der Brust. Tatsächlich zeigten Untersuchungen bei Frühgeborenen, dass diese oft beim Trinken aus einer Flasche eher angestrengt und gestresst sind, weil hier die Nahrung oft zu reichlich und ohne Unterbrechungen in ihren Mund läuft und sie diesen Milchfluss nicht kontrollieren können, und daher zu schnell schlucken müssen und nicht zum Luft holen kommen.
~ R. Gresens
In den ersten Tagen war ich ziemlich frustriert. Mein Mann hat der Kleinen die Flasche gegeben, in der Zeit habe ich abgepumpt. Ich kam mir etwas nutzlos und nicht gebraucht vor. Die ersten Tage hatte ich recht wenig Milch, so dass wir sehr viel Pre-Nahrung zufüttern mussten. Ganz genau weiß ich es leider nicht mehr. Sie hat ca. 70 ml pro Mahlzeit getrunken. Für die Menge musste ich aber ca. drei Sitzungen abpumpen. D.h. sie bekam zweimal Pre, einmal Muttermilch usw.
Genau eine Woche nach Geburt meinte meine Nachsorgehebamme, dass die Kleine schon so gut zugelegt hat und die Gelbsucht auch nicht mehr so schlimm ist, dass wir jetzt auch mit dem Anlegen starten können. Sie hat mir das Anlegen gezeigt und den Tag über hat es super funktioniert. Das erste richtige Anlegen fand also an Tag 8 nach Geburt statt.
Nachts nahm die Kleine die Brust aber leider gar nicht, so dass ich wieder abgepumpt habe und ihr die Flasche gegeben habe. Am nächsten Tag kam die Hebamme nochmal, hat sich das Stillen nochmal angesehen und von da an hat es funktioniert! Seitdem habe ich nie wieder Pre-Milch gefüttert, sondern nur noch voll gestillt.
Klasse, das ist super!! Und keineswegs die Regel, denn meistens kann die Zufütterung erst nach und nach verringert werden.
~ R. Gresens
Im ersten Monat hatte ich vielleicht vier Tage, an denen das Stillen tatsächlich etwas schmerzhaft war, weil meine Brüste gereizt waren. Ich habe Silberhütchen*, Brustwarzensalbe* und Heilwolle versucht und Heilwolle* ist definitiv mein Favorit.
Meine Tochter ist jetzt mittlerweile 3 Monate alt und die letzten zwei Monate hatte ich keinerlei Probleme mehr mit Schmerzen etc. Auch das Stillen an sich hat sich verändert. Anfangs habe ich sie, gut und gerne, 20-30 Minuten gestillt und wir hatten zwischen den Stillmahlzeiten 2-3 Stunden Pause. Auch das Anlegen hat immer etwas gedauert, bis die Kleine richtig an der Brust war.
Irgendwann hat sich das dahingehend geändert, dass ich sie tagsüber oft auch stündlich gestillt habe und sie nur noch 5–10 Minuten trinkt, aber auch das ist vollkommen in Ordnung für mich.
Die Gewichtszunahme war der Wahnsinn… Geburt mit 2300 Gramm, Entlassung nach 4 Tagen mit 2250 Gramm, 1 Woche nach Geburt 2340 Gramm, 3 Wochen nach Geburt 3300 Gramm, 5 Wochen nach Geburt 3700 Gramm und jetzt mit 3 Monaten hat sie ca. 5,7 Kilogramm.
Nachts lief es eigentlich schon immer gut. Wir hatten mit zwei Monaten schon Nächte, wo sie auch 4-5 Stunden durchschlief. Das ist zwar nicht die Regel und es gab auch andere Nächte, aber insgesamt würde ich sagen, klappt es wirklich sehr gut. Und auch Stillhütchen habe ich nie wieder verwendet, auch wenn die Schwester in der Kinderklinik meinte, das brauchen wir unbedingt 😉.
In der Schwangerschaft habe ich immer gesagt, dass ich gerne 6 Monate stillen möchte. Weil man nach 6 Monaten eh langsam mit der Beikost anfängt und ich dachte, das ist der Zeitpunkt, wo ich dann auch mit dem Stillen aufhöre.
Die ersten Tage des Stillens (und Abpumpens) fand ich anstrengend und ich habe mir durchaus überlegt, abzustillen und ihr nur die Flasche zu geben. Aber ganz ehrlich, das ist auch nicht „einfacher“. Da wir anfangs mit der Flasche gestartet haben, weiß ich nun, wie viel Arbeit Flasche geben macht (Spülen, Sterilisieren, Wasser abkochen, erhitzen, richtige Temperatur…), noch dazu ist Pre Milch auch nicht gerade günstig.
Stillen ist da schon irgendwie einfacher. Ich habe die Nahrung immer dabei, und das in der richtigen Temperatur, und es kostet nichts. Und wenn sie dann tagsüber stündlich was zu trinken möchte… Da ist Stillen dann doch einfacher.
Von daher war es irgendwie auch gut, dass wir die ersten Tage auch Pre-Milch gegeben haben, so dass ich die Vorteile des Stillens erkannt habe.
Und nun sind schon 3 Monate vorbei, also Halbzeit und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, mit 6 Monaten schon abzustillen. Ich finde es so schön, dass meine Tochter durch meine Brust ernährt wird und wächst. Es ist etwas ganz Besonderes, was nur wir beide miteinander haben. Jetzt liebe ich das Stillen und möchte das gerne solange weiter machen, wie es mir und meiner Tochter gefällt.
Manchmal dauert es vielleicht etwas, bis man sich mit dem Stillen „anfreunden“ kann. Man sollte nicht zu schnell aufgeben aufgrund von Schmerzen etc. Das vergeht! Wenn man einmal abstillt, kann man es nicht mehr rückgängig machen. Man sollte nicht denken, dass Flasche geben einfacher ist, das ist es meiner Meinung nach nicht.
Sandra
Originalbericht einer Mutter, April 2023
Foto: Lolostock via Canva Pro
Liebe Sandra,
herzlichen Dank für das Teilen Eurer Geschichte. So schön, dass das Stillen sich nach dem schwierigen Start bei Euch so gut eingespielt hat. Ich wünsche Dir noch eine angenehme und entspannte Stillzeit, so lange wie es sich gut und richtig anfühlt.
Zwei Dinge möchte ich gerne ergänzen:
1.) Schmerzen beim Stillen sollten als Signal ernst genommen werden, und sich schnellstmöglich fachlich kompetente Hilfe gesucht werden, damit die Ursache der Schmerzen schnell erkannt und gelöst werden kann.
Und 2.) auch ein vollständiges Abstillen kann rückgängig gemacht werden. Man spricht dann von einer Relaktation, darüber gibt es hier im Blog bereits einige Berichte und Informationen.
Liebe Grüße, Regine Gresens
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