„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

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Barrakuda-Babys gibt es nicht

Leider wird stillenden Müttern mit schmerzenden Brustwarzen manchmal schon kurz nach der Geburt gesagt, sie hätten eben ein „Barrakuda-Baby“…

Diese Bezeichnung für ein Neugeborenes ist jedoch nicht nur angsteinflößend, sondern auch irreführend und hat für die Mütter und ihre Babys mitunter gravierende Folgen.

Was in aller Welt sollte ein unschuldiges Neugeborenes mit einem Barrakuda gemeinsam haben?

Barrakudas sind gefährliche Raubfische, die in tropischen Meeren leben. In manchen Gebieten der Karibik werden sie sogar noch mehr gefürchtet als Haie. Sie haben einen hechtähnlichen Körper und einen langen Kopf mit großen, starren Augen.

Auch ihr Maul ist groß, der Unterkiefer überragt den Oberkiefer und ist mit besonders großen Fangzähnen besetzt.
Barracuda-01Je nach Art können Barrakudas 23 Zentimeter bis 2 Meter lang werden. Kleinere Arten machen nur Scheinangriffe.
Große Barrakudas scheinen von blinkenden und blitzenden Gegenständen zum Angriff verleitet zu werden.

Vor dem Angriff soll als Warnung eine Schnappbewegung des Mauls erfolgen. Die großen Unterkieferzähne der Barrakudas reißen schwere Wunden, die zu großem Blutverlust führen können. Sie beißen allerdings nur einmal zu und schwimmen dann weg.
[Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Barrakuda]

Ein solches Tier stillen zu müssen, ist eine grausige Vorstellung!

In meinen Augen ist die Bezeichnung eines Neugeborenen als „Barrakuda“, allein aus diesem Grund schon, eine klare Empfehlung zum Abstillen.

Ich könnte jedenfalls keiner Mutter guten Gewissens raten, entspannt zu bleiben und lange zu stillen, während sie immer wieder einen kleinen „Barrakuda mit einer vor dem Angriff warnenden, schnappenden Mundbewegung“ an ihre Brüste legen muss.

Glücklicherweise haben Babys mit diesen Raubfischen, aber nicht nur rein äußerlich, wirklich überhaupt gar nichts gemeinsam.

Die Bezeichnung „Barrakuda“ für einen der sogenannten „5 Stilltypen“ bei Stillbabys ist zudem auch nicht sonderlich hilfreich. Dennoch wird sie bedauerlicherweise von manchen Fachpersonen und Elternratgebern, aber auch von Müttern, immer wieder gerne benutzt.

 

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Ein süßes Baby

Wie kommt es dazu?

Die Einteilung in die 5 Stilltypen wurde erstmals 1953 von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. George R. Barnes (Jr.) eingeführt. Zu einer Zeit also, als die künstliche Säuglingsnahrung gerade ihren Siegeszug antrat.

Viele Menschen glaubten damals sogar, die Flaschennahrung sei der Muttermilch überlegen und die Stillquoten gingen dementsprechend kräftig in den Keller.

Pseudowissenschaftliche, charakterlich feststehende Stilltypen erwecken den Eindruck von kindlichen Eigenschaften, sprich: Tatsachen, an denen die Mutter nichts ändern kann.

Kein Wunder also, dass die Säuglingsnahrungsindustrie diese Einteilung gerne aufnahm. So heißt es etwa in einem „Ratgeber“ eines Säuglingsnahrungsherstellers über die „Barrakuda-Babys“:

„Diese Kinder schnappen sich sofort und energisch die Brustwarze und saugen daran zielstrebig und konzentriert 10 – 20 Minuten. Sie kennen kein Zögern. Manchmal legt ein „Barrakuda-Baby“ so viel Kraft in sein Saugen, dass es der Mutter regelrecht weh tut. Bremsen lassen sich diese energischen Kinder kaum.
Aber die Natur hilft sich gleichsam selbst: Die Brustwarzen der Mutter werden durch das feste Saugen schnell abgehärtet. Es tut bald nicht mehr so weh, wenn der kleine Barrakuda wieder Hunger hat und angelegt werden will. Außerdem erfüllt es Mütter mit einem gewissen Stolz, so ein kräftiges Baby zu haben.“

Es stimmt, das hier beschriebene Verhalten zeugt von einem gesunden Baby mit gut funktionierenden, angeborenen Such- und Saugreflexen und gutem Appetit.

Ich bezweifle dennoch, dass Mütter ernsthaft stolz darauf sind, wenn dieses „kräftige“ Baby ihre empfindlichen Brustwarzen verletzt.

Auch ist das Warten auf die schnelle Abhärtung und das Abklingen der Schmerzen meistens vergeblich.

Denn nicht der Charakter des Babys ist schuld an den Beschwerden der Mutter, sondern in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine ungünstige Anlegetechnik, bei der das Baby nicht genug Brust im Mund hat und die Brustwarze zu weit vorne im Mund des Kindes liegt.

Statt den vermeintlichen Charakter des Babys zu ertragen und die Zähne zusammen zu beißen, bis es leider viel zu oft keine Alternative mehr zum vorzeitigen Abstillen gibt, sollten sich Mütter mit schmerzenden Brustwarzen und einem sogenannten „Barrakuda-Baby“ schnellstmöglich um Hilfe durch eine kompetente Stillberatung bemühen. Schmerzen müssen ernst genommen werden!

Oft lässt sich schon durch eine andere Stillposition und eine bessere Anlegetechnik ein schmerzfreies Stillen erreichen und die wunden Brustwarzen können heilen.

Weiter ist es meist besser, das Baby häufig anzulegen und mit dem Anlegen bereits zu beginnen, während es noch im Halbschlaf ist und der Hunger noch nicht allzu groß ist.

Wenn Du denkst, Du hättest ein „Barrakuda-Baby, such Dir kompetente Hilfe!

Wenn Du nach der Beratung immer noch Beschwerden beim Stillen hast, geh zur nächsten!

Lass Dir bitte nicht einreden, der Charakter Deines Baby sei schuld an Deinen Schmerzen und Deinen wunden Brustwarzen!

Es gibt nämlich keine „Barrakuda-Babys“, sondern nur ungünstig angelegte oder falsch saugende Kinder.
Und das lässt sich in den meisten Fällen schnell ändern.

Regine Gresens, IBCLC, August 2013
Foto: FrankGuido via photopin cc

 

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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

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