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Autorin: Dr. Gill Rapley |
Baby-led Weaning (BLW) – auch genannt: Beikost nach Bedarf – ist eine dem gesunden Menschenverstand entsprechende, einfache und freudvolle Weise, deinem Baby zu helfen, sich an euer Familienessen zu gewöhnen.
Was ist Baby-led Weaning?
Baby-led Weaning ist die Einführung fester Nahrung, die den Babys erlaubt, selbständig zu essen – so dass es nicht nötig ist, das Baby mit dem Löffel zu füttern oder Nahrung zu pürieren.
Das Baby sitzt mit der Familie am Tisch und beteiligt sich an den Mahlzeiten teil, indem es anfangs mit den Händen und später mit Besteck isst, wenn es dazu bereit ist.
Baby-led Weaning
- Erlaubt es dem Baby, den Geschmack, die Beschaffenheit, die Farbe und den Geruch der Nahrung selbst zu erkunden;
- fördert seine Unabhängigkeit und sein Selbstvertrauen;
- hilft ihm, sein Hand-Augen-Koordination und seine Fähigkeit zu kauen zu entwickeln;
- macht wählerisches Essverhalten und Kampf ums Essen unwahrscheinlicher.
Alle gesunden Babys können ab etwa sechs Monaten anfangen, selber zu essen. Was sie dafür brauchen, ist nur, die Gelegenheit zu bekommen.
Warum ist Baby-led Weaning sinnvoll?
Baby-led Weaning basiert auf der normalen Entwicklung von Babys im ersten Lebensjahr.
Das Immun- und das Verdauungssystem von Babys sind noch nicht bereit für andere Nahrung, bis sie etwa sechs Monate alt sind – Muttermilch (oder industrielle Säuglingsnahrung) ist alles, was gesunde Babys bis dahin benötigen.
In der Vergangenheit, als feste Nahrung bereits im Alter von drei oder vier Monaten eingeführt wurde, musste die Nahrung püriert und mit dem Löffel gefüttert werden.
Mit sechs Monaten sind die meisten Babys in der Lage aufrecht zu sitzen, kleine Nahrungsstücke mit den Fingern aufzunehmen, sich in den Mund zu stecken und zu kauen – mit anderen Worten: Sie können sich selbst füttern.
Wenn mit der Einführung von fester Nahrung gewartet wird, bis das Baby sechs Monate alt ist, kann die „Püree-Phase“ übersprungen werden. Es ist dann also nicht mehr notwendig, erst mit Brei zu beginnen.
Was ist mit dem Risiko des Verschluckens?
Schon als der Beginn der Beikost bereits mit etwa vier Monaten empfohlen wurde, wurden Eltern ermutigt, mit etwa sechs Monaten „Finger-Food“ anzubieten, um ihrem Baby zu helfen, seine Kaufähigkeiten zu entwickeln.
Baby-led Weaning unterscheidet sich darin, dass es neben „Finger-Food“ kein Füttern mit dem Löffel gibt.
Wenn die grundlegenden Sicherheitsregeln beachtet werden, ist Verschlucken bei Baby-led Weaning nicht wahrscheinlicher als mit der herkömmlichen Methode feste Nahrung einzuführen.
Tatsächlich kann es dem Baby sogar helfen, sicher essen zu lernen, wenn ihm ermöglicht wird, selbst zu kontrollieren, was in seinen Mund gelangt.
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Wie fangen wir mit Baby-led Weaning an?
- Setz dein Baby aufrecht hin, so dass es zum Tisch schaut. Entweder auf deinem Schoß oder in einem Hochstuhl. Achte darauf, dass es stabil sitzt und seine Hände und Arme frei bewegen kann.
- Biete deinem Baby Nahrung an, statt sie ihm zu geben – leg sie vor ihm hin oder lass es sie selbst aus deiner Hand nehmen, so dass es seine eigene Entscheidung ist.
- Beginne mit Nahrungsmitteln, die sich gut aufnehmen lassen – fingerdicke Stäbchen oder lange Streifen sind anfangs am besten. Führe neue Formen und Konsistenzen allmählich ein, damit dein Baby herausfinden kann, wie es damit umgehen muss.
- Lass dein Baby bei deinen Mahlzeiten dabei sein, wann immer es geht. Soweit möglich – so lange es passt – biete ihm die gleiche Nahrung an, die du auch selbst isst, damit es dich imitieren kann.
- Wähle Zeiten, in denen dein Baby nicht müde oder hungrig ist, damit es sich konzentrieren kann. Mahlzeiten sind in dieser Phase zum Spielen und Lernen da – es bekommt weiterhin alle Nährstoffe, die es benötigt aus der Milch, die es trinkt.
- Fahre fort, die Brust oder die Flasche so wie bisher anzubieten – sie ist immer noch die Hauptnährstoffquelle für dein Baby, bis es ein Jahr alt ist. Wenn es weniger braucht, wird es seine Milchmahlzeiten von alleine reduzieren.
- Biete deinem Baby während der Mahlzeiten Wasser an, damit es trinken kann, falls es möchte. Wenn es nicht trinken will, heißt das, dass es nicht nötig ist.
- Treibe dein Baby nicht an und lenke es nicht ab, während es sich mit dem Essen beschäftigt – erlaube ihm, sich Zeit zu lassen und sich darauf zu konzentrieren.
- Stecke deinem Baby kein Essen in den Mund und versuche nicht, es zu dazu zu bringen, mehr zu essen als es möchte. (Daher auch der deutsche Begriff „Beikost nach Bedarf“.)
Welche Nahrungsmittel kann ich meinem Baby anbieten?
Du kannst die meisten gesunden Nahrungsmittel mit deinem Baby teilen.
Zum Beispiel sind Obst, gegartes Gemüse, Fleisch, Käse, hart gekochte Eier, Brot, Reis, Nudeln und die meisten Fischarten geeignet.
Starte mit Nahrungsmitteln, die sich gut in Stäbchen oder lange Streifen schneiden lassen.
Deinem Baby eine Vielzahl von Nahrungsmitteln anzubieten, gibt ihm die Gelegenheit unterschiedliche Geschmacksrichtungen und Konsistenzen kennenzulernen und stellt sicher, dass es alle Nährstoffe bekommt, die es braucht.
Welche Nahrungsmittel sollte ich vermeiden?
- Nahrungsmittel, die extra Salz und Zucker enthalten (Lies die Zutatenliste sorgfältig – viele Nahrungsmittel, wie etwa Baked Beans, Gebäck und Soßen, enthalten viel Salz),
- „Fast Food“ und Fertiggerichte,
- Honig, Schalentiere, Haifisch, Marlin und rohe Eier.
Tipps
- Erwarte nicht, dass dein Baby anfangs viel isst. Viele Babys essen in den ersten Monaten beim Baby-led Weaning nur kleine Mengen. Diese anfänglichen Mahlzeiten sind für dein Baby mehr zum Erforschen und Lernen als zum Essen.
- Richte dich auf ein gewisses Chaos ein! Breite ein sauberes Tuch oder eine Folie unter dem Platz deines Babys aus, um den Fußboden zu schützen – und damit ihm Stücke zurückgeben kannst, die heruntergefallen sind.
- Halte es vergnüglich. Dann wird dein Baby begeistert sein, neue Nahrungsmittel zu probieren und sich auf die Mahlzeiten freuen.
So ist dein Baby sicher
- Sorge dafür, dass dein Baby beim Essen aufrecht sitzt.
- Vermeide Nüsse, ganze und in Stücken.
- Schneide kleine Früchte, wie zum Beispiel Oliven und Kirschen, in zwei Hälften und entferne alle Kerne.
- Lass niemanden außer deinem Baby selbst Essen in seinen Mund stecken.
- Erkläre allen Personen, die sich um dein Baby kümmern, wie Baby-led Weaning funktioniert.
- Lasse dein Baby NIEMALS mit Essen allein.
Notiz
Falls es in deiner Familie Unverträglichkeiten oder Allergien auf bestimmte Nahrungsmittel oder Verdauungsstörungen gibt, oder du irgendwelche Bedenken in Bezug auf die Gesundheit oder Entwicklung deines Babys hast, solltest du vor der Einführung von fester Nahrung mit deinen Gesundheitsfachleuten sprechen.
Original: Baby-led Weaning von Dr. Gill Rapley und Tracey Murkett
Übersetzung: Regine Gresens, IBCLC, August 2016
Beitragsbild: Mark Evans via photopin (license)
Fotos: Reese Double Fisting, Udo n‘ Pasta Face via photopin (license)
Hier sind auch Buchtipps* und weitere Linktipps zu Baby-led Weaning (BLW).
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Ich empfehle hier nur, was ich kenne und für gut und sinnvoll halte.
Meine Tochter ist jetzt 4 Monate alt und beäugt mich schon sehr interessiert beim Essen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ihr das Stillen alleine nicht mehr ausreicht. Die Baby-led Weaning Methode wird aber erst ab 6 Monaten empfohlen. Wie überbrücke ich die nächsten 8 Wochen, wenn sie tatsächlich jetzt schon Beikost-Bedarf hat?
Liebe Eva,
Interesse am Essen der Eltern allein ist noch kein Zeichen für Beikostreife.
Babys sind schließlich an allem interessiert, was Eltern machen. Sie lernen schließlich durch Beobachten, Nachahmen und Üben.
Um mit dem Baby-led Weaning zu beginnen, müssen aus Sicherheitsgründen ALLE Zeichen der Beikostreife vorhanden sein.
Dabei kommt es allerdings weniger auf das Alter des Kindes an, sondern auf seine motorische Entwicklung.
Die meisten Babys sind ab etwa der Mitte des ersten Lebensjahres in der Lage sich selbst zu füttern und essen auch in den ersten Wochen und Monaten beim Baby-led Weaning noch keine großen Mengen. Es geht vielmehr um das Erforschen und Probieren von Lebensmittel und das Trainieren der motorischen Fähigkeiten.
Lies mal hier:
Beikost? Nicht übereilen …
Wie früh ist zu früh, um mit fester Nahrung zu starten?
Aufrecht sitzen – was heißt das?
Wie lange wird Vollstillen heute empfohlen?.
Auch lässt sich wahrscheinlich die Milchaufnahme des Kindes immer noch einfacher steigern, sollte sie tatsächlich nicht genügen.
Lies dazu mal hier:
10 Tipps, damit das Stillkind besser zunimmt.
Herzliche Grüße,
Regine Gresens
Soll das Baby das Essen aus der Schüssel nehmen und überall verteilen? Oder mit beiden Händen in die Schüssel hauen, so dass richtig Sauerei entsteht? Sollte das so sein, erschließt sich mir der Sinn nicht. Ich möchte ja irgendwann mal essen gehen, ohne mich blamieren zu müssen. LG
Mary, entschuldige bitte, aber dein Kommentar ist völliger Blödsinn. Wer solche Fragen stellt, hat weder das Konzept blw verstanden, noch was es heißt, das Baby in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen.
Auch wir haben gerade Baby Nr. 3 und ich habe bereits beim zweiten nach der baby led weaning Methode das Essen angeboten. Das ging aber mehr vom Kind aus, da es absolut nicht mit einem Löffel gefüttert werden wollte. Wo ich anfangs dachte, dass ein Kind unbedingt den Brei braucht, wurde ich schnell eines besseren belehrt. Unser zweiter hat sehr schnell sehr sauber gegessen. Bei ihm spielten Form und Farbe eine sehr große Rolle und genau so soll es eigentlich auch sein. So hat er püriertes Gemüse nie gegessen, in seiner natürlichen Form aber schon. Heute, er ist nun fast drei Jahre, isst er bedeutend besser mit Besteck als sein großer Bruder, der schon 6 Jahre ist. Das kann Zufall sein, aber ich glaube eher, dass das eigene Untersuchen des Essens und zum Mund führen, stark dazu beigetragen hat.
Für mich steht fest, dass auch Zwerg Nummer drei hauptsächlich über die Baby led Weaning Methode ernährt wird.
Ein paar Aspekte: Ein Baby soll imstande sein, sich gleichzeitig selber beizubringen
– das Bewerten, dessen, was vor ihm liegt, als Nahrungsmittel
– die Feinmotorik, das vor ihm Liegende in den Mund zu stecken
– den geänderten Geschmackssinn für die neuen Nahrungsmittel
– das Kauen auf den neuen Nahrungsmitteln
– das Schlucken der neuen Nahrungsmitteln in Unterscheidung zu Spielzeug
Das ist ziemlich viel gleichzeitig. Und wenn man ehrlich ist, genaugenommen zuviel.
Versuchen Sie doch einmal, mit einem unbekannten Auto rückwärts einzuparken und dabei das Einmaleins auf Hindi aufzusagen. Und haben Sie Ihr Baby bitte fest im Blick dabei!
Ja, da kommt einiges zueinander. Deswegen dauert es auch einige Zeit und geschieht eben nicht gleichzeitig, sondern nach und nach, mit viel Nachahmungstrieb, Neugier, Spaß und Übung…
Es ist aber ein ganz normaler Entwicklungsprozess, der vom Baby ausgeht und auch von Baby zu Baby etwas unterschiedlich verläuft.
Auf den Bauch drehen, Krabbeln, Hinsetzen, Laufen, Sprechen sind auch alles komplexe Abläufe, die ein gesundes Baby von sich aus zu üben beginnt und erlernt, wenn es soweit ist, ohne dass die Eltern dies steuern oder eingreifen müssen.
Unser 3. Baby ist eine Breiverweigererin und ich hatte die Ruhe, sie einfach selbst machen zu lassen… . Jetzt ist sie 10 Monate und wie ich gerade gelesen habe… Macht sie/machen wir Baby LED Weaning „wie beschrieben“ und es fühlt sich das erste mal absolut richtig an. Ich wünschte, ich hätte schon bei Baby Nr. 1 & 2 das Vertrauen gehabt, dass Babys das schon ganz alleine können und man weder Breie kaufen, noch selbst zubereiten muss. Unsere Mahlzeiten sind entspannt und unsere Nr.3 ist eine glückliche zufriedene Teilnehmerin an unseren Mahlzeiten. Und so viel mehr Saubermachen nach den Mahlzeiten müssen wir gar nicht… . Vor allem das Baby ist sauberer. „Unsere Breikinder“ klebten immer… ? ich wünsche ganz vielen anderen Familien schon diese positive Erfahrung mit selbstbestimmten Essenserfahrungen des Kindes. Es ist für alle Beteiligten m.E. ein voller Gewinn!
Fast 2 Jahre nach dem vorausgegangenen Posting eine Ergänzung: ein absolutes Wunder ist der Unterschied, den man in der Feinmotorik des ehemaligen Baby-led-weaning Baby’s feststellen kann. Die ist soviel beeindruckender und entwickelter im Vergleich zu den vorausgegangenen Breikindern. Das kann kein Zufall sein… .