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Von Nicole |
Liebe Regine,
im Mai 2019 ist unser Sohn Oskar geboren. Ich hatte eine sehr schöne, entspannte Schwangerschaft. Ich selbst lebe seit vielen Jahren vegan und habe mich nach vielen Fachbeiträgen und einer tollen spezialisierten veganen Ernährungsberaterin zu einer veganen Schwangerschaft und Stillzeit entschieden.
Als Veganerin ist das Stillen natürlich ganz klar ein Muss. Ich wollte so lange wie möglich stillen und habe bereits vor der Geburt deinen Online-Kurs zum Stillen gebucht. Ich habe mich sehr intensiv damit beschäftigt und habe nie daran gezweifelt, dass das Stillen klappen würde.
Da ich auch selbständig bin, habe ich bis zum letzten Tag der Geburt gearbeitet.
Am 17.05.2019 war es dann soweit: am Geburtstag meines Mannes kam dank Hypnobirthing* ganz entspannt und natürlich unser Sohn Oskar zur Welt. Wir haben die Geburt als wundervoll und selbstbestimmt absolut toll empfunden. Es gab keinerlei medizinische Einmischung, auch wenn es aufgrund seines Kopfumfangs, in der Austreibungsphase etwas schwierig war. Wir konnten die Nabelschnur auspulsieren lassen und ausgiebig nach der Geburt Haut an Haut kuscheln.
Leider tat sich unser Sohn beim Anlegen von Anfang an schwer. Und auch mir ging es nach der Geburt nicht so gut. Ich hatte mit Nachwehen, Fieber, Schüttelfrost und mit großem Blutverlust zu tun. Im Krankenhaus gab es überhaupt keine Stillberatung. Die Schwestern haben also sofort das Stillhütchen gezückt und nur das Anlegen im Liegen gezeigt. So sind wir also gestartet.
Als wir dann wieder zu Hause waren, war ich körperlich sehr erschöpft. Ich hatte auch einen Dammriss 2. Grades, der mich in der Bewegung sehr einschränkte. Ich stillte aber weiter im Liegen fleißig mit Stillhütchen.
Aber das Trinken fiel Oskar schwer und ich machte mir permanent Stress, dass die Milch nicht reicht.
Ich nahm in der ersten Woche zu Hause extrem ab und es folgte der erste Milchstau. Selbst meine Hebamme war leicht überfordert.
Ich kämpfte mich aber weiter durch das Stillen und dachte eine weitere Woche später es wird besser. Oskar schlief recht lang und trank gut an der Brust.
Das Wiegen zwei Wochen nach der Geburt führte aber zur Ernüchterung. Oskar hatte nicht so zugenommen, wie er sollte. Ich war fix und fertig. Die Hebamme sagte, ich solle von nun an abpumpen und Oskar die Milch per Flasche geben. So können wir überprüfen, wie viel er trinkt.
Gesagt, getan. Die Medela-Milchpumpe* kam zum Einsatz. Was ich sah, war niederschmetternd. Die Muttermilch reichte nur für den halben Tagesbedarf. Wir mussten zufüttern.
Ich pumpte also alle 3 Stunden Tags und Nachts ab. Mein Mann gab parallel Oskar die Milch per Flasche. Was fehlte, fütterten wir zu.
Ich war total deprimiert. Ich dachte, ich kann mein Kind nicht mal an der Brust ernähren. Dazu konnte ich ihm nicht mal die Flasche geben, ich musste ja pumpen.
Hinzu kamen Stimmen aus der Familie, die mir immer wieder einreden wollten: Die Milch reicht eh nicht, die Milch ist nicht so reichhaltig wegen deiner Ernährung – tu dir das nicht an – still ab.
Was für eine Zeit. Unsere Hebamme kam fast nie. So toll sie während der Geburt war, danach war sie nie für uns da.
Ich fühlte mich damit total allein. Selbst die richtige Anwendung der Milchpumpe konnte mir niemand zeigen.
Ich versuchte es einfach immer weiter.
Nach acht Wochen las ich einen Beitrag aus dem Newsletter von Regine über das Pumpstillen und endlich verstand ich die Medela-Pumpe*. Ab dann ging es bergauf.
Die Medela-Pumpe hat ja zwei verschiedene Modi. Beim Einschalten pumpt sie erst in kurzen rhythmischen Impulsen. In dem Beitrag wurde beschrieben, dass Babys dies ebenfalls tun und so der Milchspendereflex angeregt wird. Ich habe diesen Modus immer übersprungen. Ich wusste ja nicht, welchen Sinn der hat. Die Pumpe schaltet dann nach zwei Minuten von allein in den eigentlichen Abpumpmodus um und hier kann man die Stärke individuell einstellen.
In dem Beitrag war ebenfalls beschrieben, dass man das Entleeren der Brust mit langsamen festen Streichbewegungen von hinten nach vorn unterstützen kann – quasi wie beim Melken. Ich hatte zwar vorher die Brust massiert, aber eher in kurzen Bewegungen.
Auch die Erkenntnis, dass eine Brust erstmal voll entleert sein sollte, um dann wieder effektiv Milch zu produzieren. Mit diesem Grundverständnis lief das Abpumpen viel effektiver und schneller.
Ich habe dann deine Beiträge weiter durchforstet und fand auch den Artikel zum Thema wie die Milchproduktion abläuft und wie viel Milch die Brust in welcher Zeit produzieren kann, sehr interessant. Vor allem auch den Beitrag, dass Muttermilch flüssiges Gold ist. – Ganz toll.
Außerdem war ich alle 3 Wochen bei meiner Homöopathin, die mich seelisch und auch körperlich wieder ins Gleichgewicht gebracht hat und die Milchproduktion homöopathisch angeregt hat. Zusätzlich habe ich penibel darauf geachtet 3 Liter Stilltee* am Tag zu trinken, denn ich habe gemerkt, dass ich die Flüssigkeit in der Zeit tatsächlich brauchte. Weiterhin habe ich täglich 5 Kapseln von Motherlove More Milk Plus eingenommen – da man Bockshornklee* eine milchanregende Wirkung nachsagt.
Die Milch wurde mehr und mehr. Schließlich reichte sie ganz.
Leider habe ich nie wieder versucht Oskar direkt anzulegen. Die Hebamme kam nach der Geburt vielleicht 5mal und das war es dann auch schon. Ich habe nach 6 Wochen schon wieder ins Büro gemusst und habe mich daher nicht getraut, Oskar wieder an die Brust zu gewöhnen. Er kam super mit der Flasche zurecht und hat schnell durchgeschlafen. In der damaligen Situation war das sehr hilfreich. Aber das macht mich tatsächlich bis heute sehr traurig.
Wir hatten nie Milch im Überfluss, was sicher auch daran lag, dass ich so früh wieder arbeiten musste. Aber ich habe unseren Sohn mit dem Pumpstillen 10 Monate lang voll gestillt. Dann war er mit dem BLW soweit, dass er gut gegessen hat und nur noch Abends eine Milch brauchte.
Nach 10 Monaten war der Kompromiss hier die Pre-Nahrung, weil ich dann einfach keine Milch mehr hatte. Er ist gesund und total munter und fröhlich. Ich bin mega-stolz, ihm solange Muttermilch ermöglicht zu haben. Es war neben der Berufstätigkeit total anstrengend und manchmal bin ich heute noch traurig, dass wir nie die typische Bruststillbeziehung hatten.
Aber es hat unserer Mutter-Sohn-Beziehung überhaupt nicht geschadet. Er hängt heute mit 15 Monaten trotzdem sehr an seiner Mama und lässt sich von mir am besten trösten. Das erwärmt immer wieder mein Herz.
Meine Tipps für Mütter, die pumpen:
- Lerne die Brust und die Pumpe zu verstehen, um richtig zu pumpen und die Brüste zusätzlich zu massieren.
- Kauf dir auf jeden Fall gleich ein Medela Abpump-Bustier*. Das erleichtert die Pumperei enorm, weil man die Hände frei hat. Ich habe beim Abpumpen immer gearbeitet, schließlich war ich damit 5x am Tag 45 Minuten lang beschäftigt. Das Bustier war wirklich eine tolle Erleichterung.
- Natürlich würde ich immer den Kauf einer elektrischen Pumpe empfehlen. Die Ärzte verschreiben diese zwar ggf. auch, aber man bekommt dann in den Apotheken keine Pumpen. Die Apotheken meinen ja, die Anschaffung lohne sich nicht. Auch hier keine Unterstützung.
Daher meine klare Empfehlung: die Medela Swing* kostet bei Amazon 116 €. Die Investition lohnt sich absolut, auch wenn man stillt und pumpt. Es geht um die Nahrung unserer Babys, da ist das ein geringer Preis.
Mein Fazit: Ich würde es immer wieder tun. Muttermilch ist die beste Nahrung, die es für ein Baby gibt. Auch wenn es nur über das Pumpstillen ging, hat es sich trotzdem gelohnt. Lasst euch nicht zum Abstillen überreden. Die Gesundheit eures Kindes wird es euch danken.
Großen Dank daher auch an Regine, deine Mail kam damals zum richtigen Zeitpunkt.
Ganz liebe Grüße, Nicole und Oskar
Originalbericht einer Mutter, August 2020
Foto: Nicole
Liebe Nicole,
ab der 6. Woche wieder arbeiten und nebenbei 10 Monate pumpen – das ist wirklich eine Leistung, auf die Du absolut stolz sein kannst.
Dass Du nach Eurem schwierigen Start so wenig kompetente Unterstützung bekommen hast, ist aus meiner Sicht eine Katastrophe und sollte eigentlich heute nicht mehr so sein. Eine Hebamme, die mit einer schwierigen Stillsituation überfordert ist, sollte neue Eltern doch wenigstens darauf hinweisen, dass es noch Spezialistinnen wie Laktationsberaterinnen gibt, die hinzugezogen werden können. Je früher, desto besser…
Liebe Grüße,
Regine Gresens
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