„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

„Gut Anlegen“ – Der Video-Online-Kurs für stillende Mütter und für Schwangere, die sich auf das Stillen vorbereiten möchten

Abendliches Dauerstillen

Abends ist es mit Babys oft stressig. Dann ist nämlich Dauerstillen angesagt, und zwar über mehrere Stunden und meist so gut wie ununterbrochen. Häufiges Stillen am Abend wird oft auch Marathon-Stillen, Lagerfeuer-Stillen, Mehrgangmenü-Stillen oder “Clusterfeeding” genannt.
Warum Neugeborene – und auch ältere Babys – “clustern” und was Du dann tun kannst, verrate ich Dir in diesem Video.

Frage:
Ich habe eine zwei Wochen alte Tochter. Ich stille sie voll. Sie trinkt auch sehr gut. Tagsüber alle 2 bis 3 Stunden. Nun habe ich abends das Problem, dass sie viel öfter an die Brust möchte. Ich lege sie dann auch an, aber da kommt ja kaum noch was.
Das stört sie aber auch nicht. Sie hängt einfach an der Brust. Sobald ich sie aber von der Brust abnehme, weint sie. Was muss ich tun?
LG Hülya

Antwort:
Das, was Du tust, ist schon genau richtig.

Das Verhalten Deiner Tochter ist für ein Neugeborenes in den ersten Wochen ganz normal. Es wird in der Fachsprache auch “Clusterfeeding” genannt. Das kommt von dem englischen Wort “cluster”, was so viel bedeutet wie: Haufen, Ansammlung, Gruppe.

In der Stillzeit wird es verwendet, wenn in einem Zeitraum vorübergehend ganz gehäuft, in sehr kurzen Abständen immer wieder angelegt wird. Typischerweise tritt Clusterfeeding vor allem in den Abendstunden auf.

Es ist aber auch ein normales Verhalten von Babys in Wachstumsphasen, in Phasen von Entwicklungsschüben, vor und auch während Krankheiten und auch während der Zahnungsphasen.

Wichtig zu wissen: Es ist kein sicheres Zeichen dafür, dass deine Milch nicht oder nicht mehr ausreicht.
Lies hier, woran Du erkennst, ob Dein Baby genug Muttermilch bekommt.

Aber warum verhalten sich Neugeborene dann so?

Zunächst einmal ist es einfach so, dass Neugeborene eben ein sehr kleines Magenvolumen haben. Also sie können gar nicht so viel Nahrung, so große Nahrungsmengen in ihrem Magen aufnehmen. 

Und sie sind auch aus der Zeit vor der Geburt gewohnt, dass sie über die Plazenta und über die Nabelschnur kontinuierlich mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden und im Grunde genommen niemals ein Hungergefühl auftritt. Deswegen sind kleine, häufige Mahlzeiten für Neugeborene physiologisch.

Die übliche Zahl der täglichen Mahlzeiten ist auch noch davon abhängig, was für eine Speicherkapazität Du in Deinen Brüsten hast.

Wenn Du eher eine kleine Speicherkapazität hast, dann wirst Du auch Dein älteres Baby rund um die Uhr relativ häufig anlegen müssen. Während Frauen mit einer großen Speicherkapazität viel seltener stillen können, weil sie dann, wenn das Baby größer ist und auch schon größere Portionen in seinem Magen aufnehmen kann, auch mehr Milch pro Mahlzeit geben können.

Zudem ist es auch noch so, dass die Brüste im Tagesverlauf in der Regel zum Nachmittag und Abend hin etwas weniger voll sind, als nachts und in den Morgenstunden oder am Vormittag, wodurch sich auch die Abstände zum Abend hin verkürzen zwischen den Mahlzeiten.

Babys trinken auch nicht immer gleich große Portionen, sondern sie passen sich auch an die Menge an, die ihnen gerade in der Brust angeboten wird. Wenn nicht so eine große Portion vorhanden ist, dann geben sie sich auch mit weniger zufrieden und melden sich dafür aber schon etwas früher wieder für die nächste Mahlzeit.

Außerdem befriedigen die Babys an der Brust auch nicht nur Hunger und Durst, sondern auch emotionale Bedürfnisse. Wie zum Beispiel das Bedürfnis nach Nähe, nach Sicherheit, nach Entspannung oder auch einfach nach Zuwendung.

Für viele Babys ist Stillen auch die beste Unterstützung, um in den Schlaf zu kommen, was in der Regel auch nach den Clusterfeeding-Phasen – also dem Marathon-Stillen am Abend – der Fall ist. Dann kommt nämlich die erste lange Schlafphase in der Nacht.

Das Saugen an der Brust aktiviert auch die Ausschüttung des Hormons Cholecystokinin (CKK) im Dünndarm, was ein Sättigungsgefühl erzeugt. Zehn Minuten nach Beginn des Saugens sinkt der Cholecystokinin-Wert im Blut allerdings wieder ab.

Danach meldet der langsam voller werdende Magen dem Gehirn auch eine Nahrungsaufnahme und erst wenn im oberen Teil des Dünndarm ausreichende Nährstoffmengen – vor allem Fett – aus der Muttermilch eintreffen, wird wieder Cholecystokinin ausgeschüttet und es entsteht ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl, was dann auch dazu führt, dass das Baby müde wird, sich entspannt und dann wahrscheinlich auch einschläft.

Sicherlich hast Du auch schon gehört, dass beim Stillen das Milchangebot der Brüste auf die Nachfrage des Babys reagiert. Dieses “Die-Nachfrage-reguliert-das-Angebot”-Prinzip funktioniert so, dass das Baby immer wieder die Brust gut entleert und dadurch der Brust signalisiert, möglichst schnell neue Milch zu produzieren.

Wenn Du jetzt anfängst in den Abendstunden, Dein Baby mit einem Schnuller hinzuhalten, um die Abstände zu vergrößern, oder aber Du fängst an mit Wasser, Tee, abgepumpter Milch oder vielleicht sogar mit Pre-Nahrung zuzufüttern, weil Dein Baby immer wieder an die Brust möchte.

Dann bringst Du das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage durcheinander und es wird eben nicht auch die Milch nachgebildet, die Dein Baby eigentlich gerne trinken würde.

Was kannst Du tun?

Wenn Dein Baby gut gedeiht und Du keine Stillprobleme hast, wie zum Beispiel wunde Brustwarzen, Schmerzen beim Stillen, ständige Milchstaus oder ähnliches, dann musst Du wirklich weiter gar nichts tun, außer Dich auf die Phase des (abendlichen) Marathon-Stillens einzustellen.

Indem Du es Dir zum Stillen gemütlich machst und Dir einfach alles, was Du brauchst, wenn Du längere Zeit an Deinen Sessel oder Dein Sofa gebunden bist, in die Nähe holst, zum Beispiel: ein Glas mit einem Getränk, etwas zu essen, Dein Handy oder die Fernbedienung für den Fernseher, und Dich während dieser Phasen einfach entspannst.

Denke auch immer daran, dass es vorbeigeht. Wenn Dein Baby älter wird, dann werden auch diese Clusterfeeding-Phasen weniger. Aber sie hören nicht ganz auf, sondern können auch später immer mal wieder auftreten.

Schreibe doch gerne mal in die Kommentare, wie Du Dir diese Phasen des Marathon-Stillens am Abend nett machst und wie Du damit umgehst!

Und wenn Du das Gefühl hast, das Baby bekommt vielleicht nicht die Milch so gut aus der Brust heraus, weil es nicht ganz optimal angelegt ist, dann schau Dir dieses Video an!

Regine Gresens, IBCLC, April 2022
Foto: Canva 

Hast Du eine Frage zum Stillen, die ich in einem Video beantworten soll?
Dann schreib sie gerne mit dem Hashtag #FragStillkinder in die Kommentare!   

 

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Ein Neugeborenes wird gestillt

Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlich Danke! 

Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.
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Regine Gresens

Hebamme, Berufspädagogin, Still- & Laktationsberaterin IBCLC, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG), Autorin und Mutter. Ich helfe Dir dabei, Deinem Baby und Dir selbst zu vertrauen und Euren eigenen Weg zu gehen.

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